In Corona-Zeiten wittern Kriminelle ihre Chance. Ungewohnte Abläufe, Zeitdruck und neue Eigenverantwortung lassen bei Unternehmen und Kommunen Lücken in der IT-Sicherheit entstehen. Der jüngsten Bedrohungsanalyse von G DATA CyberDefense zufolge ist im März die Anzahl der Angriffe im Vergleich zum Februar um rund 30 % gestiegen.
Arbeitsplätze verlagern sich ins risikoträchtige Homeoffice, die Menschen kaufen lieber online als im Ladengeschäft, und in vielen Firmen und Organisationen sind die gewohnten Routinen gründlich aus dem Tritt gekommen. Nicht zuletzt sind die zuständigen IT-Fachleute oft damit ausgelastet, rasch neue Lösungen zu finden und die Infrastruktur auf die veränderten Arbeitsbedingungen umzustellen. Die IT-Sicherheit kommt dabei offenbar regelmäßig zu kurz, wie G Data konstatiert:
„Gerade kleinere IT-Abteilungen in Unternehmen sind derzeit mit dem Umbau der Infrastruktur für die vermutlich längerfristige Homeoffice-Situation stark eingespannt. Das zieht Ressourcen aus dem wichtigen Bereich der Überwachung und Pflege von der Security-Infrastruktur ab.“
Neben Phishing-Kampagnen ist es vor allem Ransomware, die sich bei den Angreifern verstärkter Beliebtheit erfreut. Ein Grund dafür dürfte sein, dass die Aufmerksamkeit der Unternehmen derzeit oft auf andere Risiken gerichtet ist. McKinsey weist außerdem darauf hin, dass IT-Fachkräfte keine Automaten sind, sondern sich in der Corona-Krise auch um sich selbst und ihre Familien kümmern müssen. Die Berater sehen die größten Gefahren derzeit in vier Bereichen:
- Im Homeoffice sind Zugänge, Zugriffsrechte oft unsicher, die Verwendung von Privatgeräten und eigenem WLAN verschärft die Situation zusätzlich. Hinzu kommt, dass die Neigung zu schnellen und unsicheren Workarounds stressbedingt steigt. Weil außerdem die soziale Kontrolle und Unterstützung des Büros fehlt („Weißt du, warum ich diese Mail gekriegt habe?“), sind Heimarbeiter anfälliger für Social-Engineering-Attacken.
- Social Engineering ist auch sonst auf dem Vormarsch. Je mehr direkte Gesprächskontakte durch Mails, Sprachnachrichten etc. ersetzt werden, desto größer wird dieses Risiko. Wer wäre nicht froh, wenn der Helpdesk anruft, um den Zugang neu einzurichten? Aber ist es wirklich der Helpdesk?
- Drive-by-Downloads erleben einen Boom, weil Behörden und Unternehmen jetzt neue Websites und Informationsportale aufsetzen. Im Extremfall steckt die Malware direkt in einer kompromittierten Pandemie-Heatmap, auf einer gefälschten Infoseite zur Soforthilfe oder auf einer FAQ-Seite, die angeblich von den Gesundheitsbehörden stammt.
- Stichwort Behörden: Der Druck auf Ämter kommunale Verwaltungen und den gesamten öffentlichen Sektor steigt, inklusive Krankenhäuser. Auch hier sind oft unter Zeitdruck neue Lösungen erforderlich, und das bei erhöhtem Anfrage-, Antrags- und Arbeitsaufkommen – eine Fehlerquelle per se und ein verlockendes Szenario für Angreifer, die vor allem auf Ransomware setzen.
McKinsey rät Security-Verantwortlichen daher zur Konzentration auf kritische IT-Bereiche, häufigen Systemtests, verschärftem Monitoring und einer laufend neu überlegten Balance zwischen geschäftlichen Anforderungen und den Notwendigkeiten der IT-Sicherheit.