Das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn hat untersucht, wie sich der krisenbedingte Digitalisierungsschub auf den Arbeitsmarkt auswirkt und den Fachkräftemangel noch verschärft. Spezialisten sind schwer zu finden. Doch punktuelle Unterstützung durch Externe ist oft keine gute Lösung.
Das Papier „Engpässe in wissensintensiven Berufen – Reaktionen von Fachkräften und Unternehmen“ von Marina Hoffmann, Dr. Stefan Schneck und Dr. Christian Schröder mit Max Paschke und Sebastian Ptok ist als Nr. 278 der IfM-Materialien erschienen. Es konzentriert sich auf die Berufe, die für Innovation, Automatisierung und Digitalisierung besonders relevant sind, also MINT-Berufe mit technischer, digitaler oder naturwissenschaftlicher Ausrichtung: „Ingenieure, Physiker, Chemiker, Techniker sowie die IT-Berufe“. Hier ist zu beobachten, dass diese Fachleute häufig und aus eigener Neigung heraus (solo-)selbstständig arbeiten. Sie sind also aus Sicht der Unternehmen nicht nur dünn gesät, sondern auch schwer für eine Festanstellung zu gewinnen. Hinzu kommt, dass gerade KMU und IKT-Fachkräfte sich beim Gehalt oft nicht einigen können – das ist offenbar in jedem zweiten Fall so.
Daraus ergibt sich praktisch ein „Trend zur Auslagerung wissensintensiver Tätigkeiten“ an den wachsenden Markt entsprechender Dienstleister. Die Make-or-Buy-Frage beantwortet sich mit zunehmendem Mangel an Bewerbern immer öfter von selbst, wenn Zukaufen de facto die einzige Option ist. Das Problem dabei liegt aber auf der Hand: Eigenes Wissen und eigenes Know-how können Unternehmen auf diese Weise nur schwer aufbauen:
„Bleiben Stellen für wissensintensive Tätigkeiten im Unternehmen über einen kritischen Zeitpunkt hinaus unbesetzt, stehen die betreffenden Unternehmen vor der Frage, wie wissensintensive und innovationsrelevante Kompetenzen im eigenen Unternehmen aufgebaut oder zumindest erhalten werden können.“
Die Folge ist, dass Innovationsaktivitäten aufgeschoben werden oder ganz unterbleiben. Das wiederum wird früher oder später auf die Wettbewerbsfähigkeit der mittelständischen Unternehmen zurückschlagen. Das Autorenteam rät daher von der Auslagerung wissensintensiver, strategisch bedeutender Tätigkeiten ab, wenn es irgend möglich ist. Alternativen wären Kooperationen mit anderen Unternehmen oder Start-ups, und zwar als „lerninduzierte Zusammenarbeit“. Hinzu kommt die lebenslange fachliche Weiterbildung. Projektkoordinator Dr. Christian Schröder fasst das so zusammen:
„Die Geschäftsmodelle von morgen werden zunehmend digitale Elemente enthalten. Daher ist es entscheidend für den Mittelstand entsprechende Kompetenzen intern aufzubauen.“