Nicht nur die c’t 24/2020 in den Postleitzahlenbereichen 4 und 5 hat eine eigene Themenbeilage bekommen, sondern auch die südlichen Regionen; dort ist es die Beilage „IT-Unternehmen aus der Region stellen sich vor“ 2/2020, die die PLZ-Regionen 6 bis 9 abdeckt. Die gesamten 28 Seiten gibt es im Pressezentrum des MittelstandsWiki frei als PDF zum Download.
Wir lernen darin den Begriff „Scientrepreneur“ kennen, ein Kofferwort aus „Science“ und „Entrepreneur“. Gemeint sind damit „Spin-offs aus den Hochschulen“, wobei „Spin-offs“ – zumindest im Gründerbereich – schlicht neue Tochterunternehmen sind, allerdings – zumindest im Hochschulbereich – ohne Mutterkonzern; dessen Rolle übernimmt sozusagen die Universität, mit Unterstützung diverser Gründerförderinstrumente, die Mehmet Toprak in seinem Bericht ab Seite 24 vorstellt. Er gibt uns auch ein Dutzend guter Beispiele dafür, wie aus Forschungsprojekten erfolgreiche bzw. vielversprechende junge Unternehmen werden. Dazu gehören bereits gut etablierte Lösungsanbieter der Industrie wie ZS-Handling (TU München), die Bauteile mit Ultraschall schweben lassen, ebenso wie junge Datentechniker à la Risklayer. Mit ihren Datenanalysen zur Risikobewertung ist dieses Spin-off der Hochschule Karlsruhe in der Corona-Pandemie allgegenwärtig.
Scientrepreneure sind auch das Ehepaar Uğur Şahin und Özlem Türeci, die 2008 BioNTech gründeten, das Biotech-Unternehmen, das mit Pfizer einen Covid-19-Impfstoff entwickelt hat. Im Prinzip ist das ein Spin-off aus der Krebsforschung der Universitätsklinik Mainz. Dass gerade im Segment Gesundheit und Life Sciences jederzeit mit neuen Playern zu rechnen ist, zeigt der Report von Friedrich List (ab Seite 4). Die Schwergewichte sind hier der Digital Hub 5-HT Chemistry & Health am BASF-Standort Ludwigshafen und der Digital Hub Nürnberg/Erlangen samt Medical Valley Erlangen. Wer dazu noch etwas Covid-19-Relevanz wünscht: Das neue Nationale Gesundheitsportal des Bundesgesundheitsministeriums, das sich bei Google auf jeder relevanten Suchergebnisseite einen Sonderplatz gesichert hat, zeigt in einer schicken Scrollytelling-Animation, wie eine Corona-Infektion abläuft. Regie führte die Münchner Cat Production GmbH, die eine eigene digitale Bibliothek medizinischer Visualisierungen aufgebaut hat und sich damit auch im Medical Valley bewegt.
Die Regionalbeilage behandelt noch zwei weitere Forschungs- bzw. Innovationsbereiche, die eng zusammenhängen: Green Energy und Brennstoffzellenantriebe. Das eine versteht sich eher als Studienberater und listet eine ganze Reihe von Abschlüssen zum Thema – ja, wie soll es überhaupt heißen? Im Angebot der Hochschulen sind Green Electronics, Energieeffiziente Systeme, Energiemanagement, Energieprozesstechnik, Energietechnik, Energiewirtschaft, Erneuerbare Energien, Sustainable Energy Competence und etliche mehr. Die Übersicht beginnt auf Seite 8.
Beim Thema Brennstoffzellen dreht sich im Zeichen der Energiewende alles um Wasserstoff (Seite 20). Insgesamt scheint die vorwegnehmende Akzeptanz größer zu sein als die Umsetzungswirklichkeit. Es wird interessant sein, zu beobachten, wie sich das Thema – auch in Kontrast zur Elektromobilität – entwickelt, wenn die Nationale Wasserstoffstrategie greift.
Was schließlich aus Scientepreneuren werden kann, wenn sie auf Dauer erfolgreich sind und innovativ bleiben, zeigt der Bericht ab Seite 12 über ein ‚typisch deutsches‘ Phänomen: „mittelständische Unternehmen, die in ihrer Nische Weltruf genießen oder den Markt anführen“. Beispiele sind u.a. die Fischerwerke, Arburg in Loßburg, Pepperl+Fuchs, WIKA, ARRI und die Dr. O. K. Wack Chemie GmbH. Abgerundet wird die Innovationsbeilage durch einen Bericht aus Regensburg: Der dortige IT-Sicherheitscluster ist derzeit dabei, sein auf Kommunen und Mittelstand zugeschnittenes ISMS (Informationssicherheitsmanagementsystem) ISIS12 nicht nur auf das nächste ISO-Level zu heben, sondern auch deutschlandweit zu verbreiten (Seite 16). Bei der heuer gestarteten KI-Initiative AIR (Applied Artificial Intelligence Regensburg) ist der Cluster ebenfalls mit an Bord.