Zur c’t 25/2020 ist noch im alten Jahr die regionale Themenbeilage „IT-Unternehmen aus Österreich stellen sich vor“ erschienen. Im Pressezentrum des MittelstandsWiki gibt es sie jetzt auch als PDF, frei zum Herunterladen.
Es ist bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen. Andererseits scheinen Erfindungen aus heiterem Himmel zu kommen. Die meisten Erfinder haben allerdings zuerst ihren Meister gemacht. – So etwa ließe sich das Spannungsfeld beschreiben, in dem die jüngste Austria-Beilage von Heise die Innovationslandschaft Österreichs beschreibt: als Dialektik von geduldiger Vorbereitung und beherztem Griff, wenn die Chance da ist.
Erstes Beispiel sind die innovativen Jungunternehmen, die in Österreich von zahlreichen Vergünstigungen, speziellen Steuervorteilen und vielfältigen Fördermaßnahmen profitieren können. Im Ergebnis hat Österreich eine ausgesprochen junge Start-up-Landschaft – 27,4 Jahre alt sind die Gründer im Durchschnitt. Bei welchen Gründerwettwerben sie ans Licht der Öffentlichkeit treten, berichtet Mehmet Toprak auf Seite 5; zum Report gehört auch eine Liste der wichtigsten Wettbewerbe, ob regional (wie Lustenow! in Vorarlberg) bundesweit (wie der Staatspreis Innovation) oder grenzübergreifend (wie adventure X für Tirol und Südtirol).
Dass diese Anstrengungen reiche Frucht tragen, zeigt exemplarisch die Steiermark. In Graz haben sich Leftshift One mit seinem vorbildlich transparenten Artificial Intelligence Operating System (AIOS) und das Know-Center der TU zusammengetan, um das Bundesland zum „Zentrum für künstliche Intelligenz“ zu machen. Vom Stand der Kooperation berichtet David Schahinian ab Seite 10. Noch stärker ist Graz freilich in der Disziplin Augmented bzw. Virtual Reality. Zusammen mit Wien und Linz hat Österreich auf diesem Feld eine ganze Reihe innovativer Unternehmen vorzuweisen, teils mit hochinteressanten Einsatzfeldern, etwa im Immobilienmarkt. Den Extended-Reality-Report von Kai Tubbesing findet man auf Seite 14.
Auch bei den Life Sciences, die in der Corona-Pandemie plötzliche Aufmerksamkeit erhalten, ist Österreich durchaus erfolgreich. Als „Zellenwärter und Hoffnungsträger“ beschreibt Friedrich List ab Seite 16 die Biotech-Forscher, die in Wien Medikamente gegen die Pandemie entwickeln. Indirekt haben die Max F. Perutz Laboratories der Universität sogar schon eine Nobelpreisträgerin hervorgebracht: Die Biochemikerin Prof. Emmanuelle Charpentier, die 2020 zusammen mit Prof. Jennifer A. Doudna den Nobelpreis für Chemie bekam, arbeitete dort sieben Jahre als Forschungsgruppenleiterin.
Auf der beharrlich-geduldigen Seite findet man im Heft die Geschichte der Flugsicherungssysteme. Roland Freist zeichnet ab Seite 8 den Weg sicherer Kommunikation zwischen Safety und Security von den 50er Jahren bis in die digitalisierte Gegenwart nach. Immer ganz vorne: Frequentis aus Wien, Weltmarktführer seit rund 70 Jahren. Das zweite Beispiel unbeirrten Erfindergeistes liefert die Energiewende, genauer gesagt: die Speichertechnologien. Der Bericht von Dirk Bongardt (Seite 12) nennt hier nicht nur die zu Lebzeiten bereits legendären Kreisel-Brüder, sondern zum Beispiel auch das Start-up BlueSky Energy, dessen Greenrock-Energiespeicher mit sauberem Salzwasser arbeiten.
Der Wermutstropfen dieser Innovationsbeilage ist freilich der Tourismus, der gerade bittere Tage erleben muss. Dabei war der „Einkehrschwung zur Datenwirtschaft“ – so der Titel des Schlussbeitrags auf Seite 17 – gut angesetzt: Mit der Initiative Next Level Tourism Austria (NETA) will das Tourismusmarketing einerseits konkrete Projekte vorantreiben. Andererseits geht es um nichts weniger als darum, die globalisierten Plattformökonomie auszuhebeln und die Datenhoheit im Gastgewerbe zurückzugewinnen. Bislang läuft die Masse der Buchungen nämlich über die weltweiten Plattformen, und die Branche hat richtig erkannt, dass die Tourismusbranche damit auf die Rolle als reiner Erfüller am Ende der Wertschöpfungskette verkürzt ist. Wie es mit dem Tourismus unter diesem Aspekt weitergeht, wird wohl erst die Zeit „danach“ zeigen.