In der zweiten Folge des Podcasts heise meets … der Entscheider Talk erklärt Tobias Lohmann vom Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW), wie radikal sich die Arbeitswelt durch den Strukturwandel verändert und wie sich Arbeitnehmer am besten auf digitale Themen vorbereiten.
„In den nächsten einhundert Jahren wird sich technologisch um uns herum so viel verändern wie in den vergangenen 20.000 Jahren“, sagt Tobias Lohmann. „Strukturwandel heißt für unsere wichtigste Ressource, nämlich den Menschen, sich noch schneller anzupassen an veränderte Arbeitswelten, noch schneller zu lernen, aber auch ganz anders zu lernen. Das heißt, ganz neue Kompetenzen aufzubauen, von denen ich heute noch gar nicht weiß, welche ich morgen brauche.“
Die Folgen: Die Ungewissheit und die Ängste bei den Arbeitnehmern nehmen angesichts von Digitalisierung und Automatisierung zu, derzeit sind rund 55 Prozent aller Beschäftigten davon betroffen. Vieles ist nicht mehr planbar, alte Denkmuster brechen auf – und immer mehr Maschinen übernehmen die Arbeit von Menschen. „Das verändert unsere ganze Welt brutal“, so der Geschäftsführer des Bildungswerkes der Niedersächsischen Wirtschaft im Podcast-Gespräch mit Gisela Strnad.
Die digitale Transformation erfolgreich gestalten
Folglich stellt sich die Frage, wie sich diese Zukunftsängste abbauen und in etwas Positives verwandeln lassen. Eine Option: das Programm „Transformationslotse“ der Bundesagentur für Arbeit in Kooperation mit dem Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft. Im Rahmen dieses Programms lernen Mitarbeiter elementare Säulen der Digitalisierung kennen und wie sie ihre Kollegen dafür begeistern können.
„Wir bieten eine Art Technologieradar“, erklärt Tobias Lohmann. „Wir müssen die Menschen befähigen, selber zu gucken, wie sie das finden, was sie lernen müssen.“ Das heißt: Lernen in Echtzeit, Learning on demand. „Wir müssen ehrlich sein: Wir fahren ein Stück weit auf Sicht“, räumt Tobias Lohmann ein. „Die Unsicherheit der Planbarkeit nimmt zu.“
Das Lernen für Mitarbeiter wieder attraktiv machen
Für Firmen im Wandel hat er einen Tipp: „Expertenrat einholen.“ Und: „Die Lernkultur wird maßgeblich den Unternehmenserfolg von morgen prägen. Oder andersherum gesprochen: Das Geschäftsmodell von morgen ist der Lernprozess von heute.“ Die Frage ist, wie man Angestellte, die schon lange die gleiche Tätigkeit ausüben, dazu motiviert, sich etwas Neues anzueignen, weil das alte Wissen nicht mehr ausreicht.
Folglich müssen sich Unternehmen von alten Denkmustern befreien und es schaffen, das Lernen attraktiv zu gestalten. Dabei spielt die Vernetzung eine wichtige Rolle, weil das Lernen als soziales Ereignis gilt. „Wir sind in einem Lernprozess dann am besten, wenn wir uns untereinander austauschen“, so Lohmann. „70 Prozent dessen, was wir lernen, wird direkt in meiner Tätigkeit gelernt, 20 Prozent durch das Expertenwissen von Kollegen – und nur zehn Prozent durch Seminare.“
Firmen müssen Generationenkonflikte vermeiden
Doch wie lässt sich die Kluft zwischen den Generationen überwinden, zwischen jungen Digital Natives auf der einen Seite und älteren Arbeitnehmern auf der anderen Seite? Früher brachten die Alten den Jungen etwas bei, heutzutage läuft es immer häufiger umgekehrt. Lohmann rät dazu, Teams oder Tandems aus alten und jungen Angestellten zu bilden und ein Miteinander der Genrationen zu schaffen – beide können voneinander profitieren. „Ich warne aber davor, das zu einseitig zugunsten der Digital Natives auszulegen“, sagt er. Sein Fazit: „Erfahrungswissen in Kombination mit jungen Wilden bringt Unternehmen voran.“