In der vierten Folge des Podcasts „heise meets … der Entscheider Talk“ trifft Gisela Strnad auf Dr. Ralf Strauß, Präsident des Deutschen Marketing-Verbandes. Die Gesprächsthemen der beiden: Marketing im digitalen Wandel, menschliche Bedürfnisse und welche Rolle der Chief Marketing Officer (CMO) dabei spielt.
Dr. Ralf Strauß ist nicht nur Präsident des Deutschen Marketing-Verbandes, sondern auch Chairman of the Board European Marketing Confederation und Managing-Partner der Marketing Tech Lab GmbH. Der Mann weiß also, wovon er spricht. In der Podcast-Unterhaltung mit Gisela Strnad lautet eine der zentralen Fragen, wo der Mensch im digitalen Marketing bleibt, wenn es weniger persönliche Kontakte und Treffen (auch aufgrund der Pandemie) gibt.
„Die Hauptherausforderung ist heute: Das Alte bleibt – und neue Sachen kommen dazu“, sagt Dr. Ralf Strauß. „Es ist nicht eine Oder-Verbindung, sondern eher eine Und-Verbindung. Und das sorgt halt in ganz vielen Marktsituationen für unglaublich viel Arbeit, denn du musst mit der bestehenden Mannschaft versuchen, neue Themen einzubauen. Du wirst feingranularer. Du hast nicht mehr nur eine große Kampagne, sondern viele, viele kleine Aktivitäten in unterschiedlichen Kanälen.“ Die internen Prozesse wachsen, zusätzlich erfordert das Vorantreiben der Digitalisierung Aufmerksamkeit.
Menschliche Bedürfnisse vs. digitale Arbeitswelt
Dennoch ist sich Strauß sicher: „Events werden wieder kommen nach Corona – das Bedürfnis, sich mal persönlich auszutauschen, ist doch immens.“ Aus seiner eigenen Erfahrung berichtet er: „Unisono kommen alle angelaufen und sagen: ,Bitte lass uns mal wieder persönlichen treffen – uns fehlt genau das.‘“ Dennoch nehmen digitale Marketingtools immer stärker zu, laut Strauß existieren derzeit über 10.000 Programme im Marketing.
Wer soll da noch durchblicken? Der erste Schritt: eine Data-Driven-Marketingstrategie für sein Unternehmen definieren, eine eigene Strategie aufstellen. „Welche Tools brauche ich?“, bringt es Dr. Ralf Strauß auf den Punkt. „Welche Applikationen machen denn am meisten Sinn für mich?“ Ebenso essenziell ist die crossfunktionale Zusammenarbeit mit der hausinternen IT-Abteilung und ein gewisses IT-Verständnis. „Es gibt jeden Tages etwas Neues, wo du jeden Tag neu überlegen musst, was du mit dem Thema machst – ich finde das unheimlich interessant und motivierend.“
Das Marketing verändert sich
Im weiteren Verlauf der Konversation geht es beispielsweise um die Unterschiede zwischen B2B- und B2C-Marketing, wobei Strauß keine gravierenden, sondern eher nur feine Abweichungen sieht. Auch die Rolle von amerikanischen Konzernen wie Google, Facebook oder LinkedIn im Marketingmix findet Erwähnung. „Je weiter du dich mit dem Thema Daten und Datenmanagement beschäftigt hast, desto mehr versuchst du, von den großen Pools wegzugehen. Ich möchte selber Datenpools aufbauen und Autonomie gewährleisten“, so der Marketingprofi.
Einen Ausblick gibt er auch: „Ich schätze mal, dass das Thema Marketing-Tech, also welche Tools und Prozesse ich nutze, uns die nächsten sechs, sieben Jahre begleiten wird.“ Die Begründung dafür liegt auf der Hand: Die Unternehmen sind unterschiedlich weit, was neue Marketingtechnologien betrifft – es dauert, bis sich gewisse Trends im Markt durchsetzen.