In der neuen Folge des Podcasts „heise meets … der Entscheider-Talk“ spricht Gisela Strnad mit Dr. Rainer Ballnus, Leiter der Stabsstelle Digitalisierung bei der Senatorin für Kinder und Bildung in Bremen. Das Thema der beiden: Schule und Digitalisierung – was noch zu tun ist.
Die Coronakrise legte 2020 schonungslos die Defizite bei Deutschlands Digitalisierung offen – gerade auch im Bildungswesen. „Die Pandemie hat sich im Grunde zu einer Art Beschleuniger für die Digitalisierung entwickelt“, sagt Dr. Rainer Ballnus im Podcast „heise meets … der Entscheider-Talk“ und fügt hinzu: „Schule von null auf hundert zu digitalisieren, das funktioniert mit Sicherheit nicht, sondern ist ein längerer Prozess.“ Der Grund: „Es reicht am Ende nicht, dass man auf die Schnelle Geräte an Schüler und Lehrer verteilt.“ Gerade bei der WLAN-Abdeckung in den Klassenräumen und der generellen digitalen Ausstattung wie Tafeln oder Präsentationsmedien herrsche noch Nachholbedarf, so Dr. Ballnus. Als weiteren zentralen Knackpunkt nennt er eine digitale Plattform beziehungsweise ein digitales Lernmanagementsystem, über das die Schüler und Lehrer sich austauschen können. „Wenn ich das nicht habe, dann reicht das bei Weitem nicht aus. Gerade die Einführung so einer Lernplattform geht nicht von heute auf morgen – dafür braucht man eine Menge Vorlauf.“
Wie es in Bremen funktioniert
Bremen hat sich als relativ kleiner Stadtstaat seine eigenen Gedanken zur Digitalisierung von Schulen gemacht. „Wir haben als Land die Federführung übernommen“, blickt Ballnus zurück. „Wir haben vor vielen Jahren angefangen, die IT-Systeme in Schulen zu standardisieren. Das haben viele Länder lange nicht gemacht, dort wurden im Grunde die Schulen und Schulträger sich selbst überlassen.“ Das heißt konkret: In Bremens Bildungseinrichtungen stehen genormte Schul-Server. „Damit haben wir flächendeckend einen Standard eingeführt – und das ist ein erster Schritt, den man machen muss.“ Viele Schulträger hätten diese Maßnahme versäumt, findet Ballnus. „Sie haben den Schulen viel zu lange die Autonomie gelassen, die sich Schulen immer wünschen“, merkt er an. „Aber wenn es um IT geht, dann ist das problematisch.“
Warum so wenig Geld abgerufen wird
Seit 2019 haben Bund und Länder insgesamt sieben Milliarden Euro für die Digitalisierung von Schulen bereitgestellt, bisher wurden aber nur drei Milliarden von den Bildungseinrichtungen angefordert. „Man muss das Geld nicht nur abrufen, sondern auch verausgaben – und das ist nicht ganz trivial.“ Kleinere Kommunen beispielsweise sind verpflichtet, die Anschaffung neuer IT-Geräte auszuschreiben, was sie laut Ballnus schnell überfordert. „Da haben es einige Länder versäumt, schon frühzeitig entsprechende Rahmenverträge abzuschließen“, sagt er. „Denn dadurch macht man viele Dinge einfacher. Und damit schafft man es auch, dass die Schulen ähnliche Dinge beschaffen, denn wir wollen die Lehrer ja auch dementsprechend qualifizieren. Das gelingt immer dann einfacher, wenn man auch auf eine gemeinsame oder zumindest sehr ähnliche technische Infrastruktur bauen kann. Auch der Support wird einfacher, je weniger heterogene Systeme wir haben.“