In der zehnten Folge des Podcasts „heise meets … der Entscheider-Talk“ trifft Gisela Strnad auf Dr. Joseph Reger, Chief Technology Officer bei Fujitsu. Die beiden unterhalten sich über das Thema Quantencomputing, die Technik dahinter und welche Möglichkeiten die neue Technologie eröffnet.
Dr. Joseph Reger stieß 1998 zum Unternehmen und ist seitdem in verschiedenen Positionen für Fujitsu tätig. 2014 stieg er zum Chief Technology Officer (CTO) für Europa auf und berät Fujitsu und dessen Kunden bei der Einführung von neuen Technologien. „Man kann grob sagen: Wir bauen zurzeit klassische Rechner, die einige quantenmechanische Phänomene zwar ausnutzen, aber klassisch rechnen“, sagt der ausgebildete Physiker, als ihn Gisela Strnad nach dem Unterschied zwischen klassischen Modellen und Quantencomputern fragt. „Die Quantenrechner rechnen dagegen voll quantenmechanisch – und das ist eine ganz andere Art von Rechnen und Logik mit völlig neuen Regeln.“ Mit dieser neuen Rechenfähigkeit lassen sich laut Reger mittlerweile Probleme lösen, die lange als unlösbar galten. Anders ausgedrückt: Quantencomputer eröffnen völlig neue Möglichkeiten.
Wie sich Quantengatter-Systeme und Annealer unterscheiden
Im weiteren Verlauf des Gesprächs erläutert Dr. Joseph Reger die beiden grundlegenden Bauweisen beim Quantencomputing: Quantengatter-Systeme und Annealer, wobei Erstere bei Physikern als „Heiliger Gral“ gelten, aber noch mit einigen Herausforderungen zu kämpfen haben. Die Annealer seien, so Reger, hingegen leichter beherrschbar und „heute verfügbar und kommerziell einsatzbereit – im Gegensatz zu den Quantenrechnern“. Der CTO bringt es folgendermaßen auf den Punkt: „Wer Quantenforschung betreiben will, der interessiert sich für Quantengatter-Systeme. Wer echte Berechnungen durchführen will, und zwar heute zum Zweck der Optimierung in der Industrie, der nimmt einen Annealer.“ Laut Reger arbeiten Annealer derzeit rund 10.000- bis 100.000-mal schneller als klassische Rechner, was sie für viele Einsatzgebiete prädestiniert, etwa die Verkehrs- oder Robotersteuerung.
Wo Deutschland bei der Forschung steht
Auf die Frage, wo Deutschland im internationalen Vergleich beim Quantencomputing steht, antwortet Dr. Reger: „Im Quantencomputing sind wir keinesfalls überlegen. Verteidigen könnten wir uns zurzeit auch nicht, wäre es verteidigungsrelevant. Wir sind aber eigenständig, wir können die Forschung selber steuern.“ Doch: „Wir müssen aufholen!“ Zum Vergleich: Deutschland investiert nur ein Zehntel von dem, was beispielsweise China in Quantencomputer-Technologie steckt.