Über Nacht erweitert
Von Dr. rer. nat. Jürgen Kaack, STZ-Consulting Group
Anorganisches Wachstum setzt Wachstumsziele durch den Zukauf von anderen Unternehmen oder das Eingehen von Joint Ventures um. Auf diese Weise werden Wachstumsziele schnell und sprunghaft erreicht. Produkte, Vertriebskanäle und Umsätze stehen bei einer mehrheitlichen Übernahme sofort zur Verfügung.
Im Gegensatz dazu setzen sonst die meisten Wachstumsstrategien auf ein Wachstum aus eigener Kraft, z.B. durch die Entwicklung neuer Produkte oder die Erschließung zusätzlicher Vertriebskanäle. In solchen Fällen spricht man von organischem Wachstum.
Chancen
Diese „anorganische“ Umsetzung von Wachstumszielen kann dann sinnvoll sein, wenn auf diesem Wege Know-how gewonnen werden kann, dessen Aufbau auf anderem Wege aufwändig und langwierig wäre. Auch zur Abkürzung von Entwicklungszeiten und mit Blick auf einen schnellen Zugang zu anderen Märkten kann ein solches Vorgehen hilfreich sein.
Anorganisches Wachstum wird auch von Konzernen gerne genutzt, die schneller wachsen wollen. Wie die Beispiele BMW und Rover bzw. Daimler-Benz und Chrysler zeigen, bergen diese Merger aber auch erhebliche Risiken.
Risiken
Problematisch wird die Umsetzung besonders in solchen Fällen, in denen größere Organisationen in das eigene Unternehmen integriert werden müssen. Nicht nur die unterschiedliche technische Ausstattung (bis hin zur Administrationssoftware) kann ein Hemmnis sein, sondern insbesondere auch unterschiedliche Unternehmens- und Führungskulturen und die fehlende Bereitschaft zur Integration.
Schwarz auf Weiß
Eine ausführliche Darstellung zum Thema Wachstum gibt Dr. Jürgen Kaack im Ratgeber „Wachstum nur mit Ziel und nicht um jeden Preis“, den es online im Pressezentrum des MittelstandsWiki gibt.
Fazit: Mit Bedacht einbinden
Um solche Nachteile zu umgehen, ist die Integration von zwei unterschiedlichen Organisationen sorgfältig zu planen und behutsam umzusetzen. Dabei ist zu vermeiden, dass es „Verlierer“ gibt, die sich zurückgesetzt fühlen. Fehlende Motivation, innere Kündigung und der Verlust von Leistungsträgern kann die Vorteile des schnellen Wachstums schnell ins Gegenteil verkehren.