Im Namen des Guten zum guten Namen
Von Sabine Philipp
Unternehmen, die aktiv und bewusst gesellschaftliche Verantwortung übrnehmen, sind in angelsächsischen Ländern selbstverständlich. Hierzulande ist Corporate Social Responsibility (CSR) relativ wenig verbreitet. Seit die Bereiche Umwelt, Wirtschaft und Soziales als Gesamtheit wahrgenommen werden, ist Ellenbogendenken passé. Heutzutage ist Karma-Kapitalismus gefragt. Die Botschaft ist einfach: Ethisch verantwortliches Handeln fällt positiv auf die Firma zurück.
Eines vorweg: Sie müssen nicht gleich zum guten Menschen von Sezuan werden. In Bert Brechts Stück bringt ja die Hauptfigur durch extremes Gutmenschentum heilloses Elend über ihre Mitmenschen. Achten Sie deshalb auch auf die Balance und lassen Sie sich nicht ausnutzen. Schließlich heißt es auch in der Bibel nicht „Liebe deinen Nächsten mehr als dich selbst“, sondern „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.
Konsumenten kaufen politisch korrekt
Die Konsumenten achten zunehmend darauf, dass sich die Unternehmen nicht wie die Axt im Walde aufführen. So ist es nach der OTTO-Trendstudie Konsum-Ethik 2007 für 91 % der Käufer wichtig, dass Produkte unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt wurden. Kinderarbeit, ausbeuterische Arbeitszeiten, gesundheitsschädigende Arbeitsbedingungen und Hungerlöhne sind Gründe, ein verdächtiges Erzeugnis abzulehnen.
Konsumartikel mit ethischem Hintergrund gelten dagegen als sexy. Im Bereich Kleidung wird es auf den Punkt gebracht: Die Verbraucher möchten gut aussehen und gleichzeitig beim Shopping Gutes tun. Aus Weltverbesserern sind Selbstverbesserer geworden. Heute wird nicht mehr nur gegen despotische Regierungen protestiert, sondern auch gezielt gegen Unternehmen, die sich nicht politisch korrekt verhalten.
Eine faire Betriebsorganisation zahlt sich aus
Laut einer Gallup-Studie fühlen sich 87 % der Arbeitnehmer ihrem Brötchengeber überhaupt nicht verpflichtet, 69 % machen nur Dienst nach Vorschrift und fast jeder Fünfte (18 %) hat innerlich bereits gekündigt. Das macht sich natürlich auch in der Produktivität bemerkbar. Stellen Sie sich diesem Trend entgegen! Hier sind Führungsqualitäten und Teamgeist gefragt.
Ihre Angestellten sind viel engagierter und dem Unternehmen gegegnüber loyaler, wenn sie merken, dass sie Ihnen auch nicht vollkommen egal sind. Außerdem werden Sie mehr Bewerbungen von Spitzenkräften bekommen, wenn Sie Ihre Leute anständig behandeln. Ein solcher Vorzug ist mit Geld oft gar nicht aufzuwiegen.
Sie können Ihren Leuten Gutes tun und selbst davon profitieren. Am wichtigsten ist dabei, Familie und Beruf besser vereinbar zu machen. Das geht, indem Sie Ihren Angestellten Teilzeitstellen anbieten oder sie z.B. dabei unterstützen, eine Krabbelgruppe zu gründen. Ihr klarer Vorteil: Sie müssen keine neue Sekretärin suchen, denn die junge Mutter arbeitet motivierter und fühlt sich dem Betrieb verpflichtet.
Unterstützen Sie Ihr Personal auch beim Thema Weiterbildung. Der klare Nutzen von Fortbildungsmaßnahmen sind qualifiziertere Arbeitskräfte und damit wiederum eine Steigerung der Produktivität.
Tue Gutes – und rede darüber!
Ein weiterer Vorteil Ihres sozialen Engagements ist, dass Sie sich positiv von der Konkurrenz abheben. So arbeiten Familienunternehmen bereits gezielt an ihrem Selbstbild. Sie sammeln Sympathiepunkte und können so für ein gutes Presse-Echo sorgen. Durch die Kooperation mit externen Stakeholdern etwa verschaffen Sie sich positive Imagewirkung nach außen. Eine lobende Zeitungsmeldung ist die beste und günstigste Werbung, die Sie kriegen können.
Allerdings: Wenn Sie es nicht ernst meinen und verantwortliches Handeln lediglich vorgaukeln, kann der Schuss schnell nach hinten losgehen. Kunden, die sich veräppelt fühlen, sind besonders wütende Kunden. Und die sehen Sie dann wohl nie wieder.
Dokumentieren Sie klar und deutlich, was Sie tun, damit es der Verbraucher nachvollziehen kann. Und engagieren Sie sich dauerhaft. Nur dann werden Sie sowohl im lokalen Umfeld als auch auf breiter Front als vertrauenswürdiger Unternehmer wahrgenommen. Kurzfristige Einzelaktionen verpuffen schnell und repräsentieren keine ethisch ausgerichtete Corporate Identity.
Und wenn Sie in Ihre Unternehmensplanung moderne Umweltmanagementsysteme miteinbeziehen, sichern Sie sich nicht nur Wettbewerbsvorteile durch zertifizierte Produkte und ein positives ökologisches Image, sondern können auch noch (Fix-)Kosten einsparen.
Beispiel: Orange Day bei GlaxoSmithKline
Dabei erwartet natürlich niemand von Ihnen, dass Sie alle Armen aus den Slums von Kalkutta befreien. CSR-Projekte müssen auch nicht immer Unmengen Geld kosten. Direktes Engagement im lokalen gesellschaftlichen Umfeld kann mehr Wirkung erzielen als ein großer Werbefeldzug, wie z.B. die Aktionen von GlaxoSmithKline beweisen. Die Belegschaft strömt am Orange Day aus und streicht Wände in Pflegeheimen oder stellt Turngeräte auf Spielplätzen auf.
Beispiel: Klare Linie bei Trigema
Das Burladinger Textilunternehmen Trigema setzt konsequent auf das Konzept Made in Germany – und meint das wörtlich. Davon kann es mit seinen 1200 Mitarbeitern mehr als gut leben: Es ist laut eigener – unwidersprochener – Aussage Deutschlands größter T-Shirt- und Tennisbekleidungshersteller. Seit über 35 Jahren gab es keine Entlassungen, und allen Mitarbeiterkindern wird ein Arbeits- bzw. Ausbildungsplatz zugesichert. Trigema wurde für sein Engagement von der Initiative Ja zu Deutschland zur Firma des Jahres 2006 gewählt.
Fazit: Nachhaltigkeit wird zum Image-Faktor
Ethisches Unternehmertum schlägt sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette nieder. Im inner- wie außerbetrieblichen unternehmerischen Handeln lassen sich gesellschaftlich verantwortungsbewusste Strukturen integrieren, die nicht nur Ihrer Firma einen enormen Image-Gewinn garantieren, sondern auch die Produktivität verbessern helfen. Als mittelständisches Unternehmen können sie zwar kaum Ihre komplette Unternehmensplanung auf einen Schlag nach ethischen Gesichtspunkten ausrichten. Nutzen Sie aber Ihre Verbundenheit zum regionalen Umfeld und fangen Sie bei einfachen betrieblichen Innovationen und den eigenen Mitarbeitern an. Es steht zu erwarten, dass der Trend zum ethisch orientierten Unternehmertum weiter anhält. Also vergessen Sie nicht aus falscher Bescheidenheit, Ihre Aktivitäten in ein gehöriges Licht zu stellen – damit das Gute, das Sie tun, Sie auch wiederfindet.