Welche Ideen erfolgreich umsetzbar sind
Von Univ.-Prof. Dr. Jörn-Axel Meyer, DIKMU
Innovationen sind ein zentraler Erfolgsfaktor für kleinen und mittleren Unternehmen. Denn Mittelständler sind weit mehr als große Unternehmen auf Rückflüsse aus einem jederzeit ausgeglichenen Produktportfolio angewiesen.
KMU stehen stets unter Druck und müssen kontinuierlich neue Produkte auf den Markt bringen und mit Innovationen im Betrieb Kosten dort einsparen, wo große Unternehmen allein aus dem Skaleneffekt heraus den Vorteil einer günstigeren Kostenstruktur haben.
Kunden sind gute Kritiker
Dabei sind in der Regel diejenigen Produktinnovationen am erfolgreichsten, die auf den Bedarf im Markt reagieren und nicht allein aus der Vorstellungswelt des Unternehmens stammen. Wer hier klug reagiert, muss den Bedarf für das neue Produkt nicht mehr erzeugen. Die Ideen des Kunden aufzugreifen ist somit beste Kundenorientierung.
Zudem ist es gerade für kleine Unternehmen mit begrenzten Innovationsressourcen nur vernünftig, dieses Potenzial effektiv zu nutzen. Denn Kunden bieten vielfältige Vorteile: Sie können erstens befragt werden; zweitens erfahren die Firmen aber auch durch geschicktes Beschwerdemanagement und durch die Beobachtung der Kunden beim Einsatz der Produkte viel über neue Verwendungen oder Veredelungen (new uses) und gewinnen damit auch neue Kundengruppen für die bestehenden Produkte (new users).
Der Einführungsbeitrag gibt eine erste Übersicht für Gründer und Start-ups. Dabei interessiert auch die Frage, wie sich die Locations auf den eigenen Erfolg und die Karriere auswirken. Teil 1 stellt dann konkrete Beispiele aus Berlin, Hamburg und anderen Orten im deutschen Norden und Osten vor. Teil 2 reist nach Köln, Dortmund, Mainz und Gummersbach, um die Technologiezentren an Rhein und Ruhr zu sichten. Überraschungen hat auch der Südwesten parat, von dem Teil 3 berichtet – aus Darmstadt und Stuttgart ebenso wie aus dem beschaulich-umtriebigen Bad Orb. Teil 4 geht schließlich in den Postleitzahlenbereich 8 und 9 nach Bayern und Thüringen: Auch außerhalb von München bekommen Gründer gute Unterstützung. Sonderbeiträge geben außerdem Auskunft über die Innovations- und Gründerzentren in Österreich und die dortige Start-up-Szene.
Kooperationen erweitern den Horizont
Gutes Innovationsmanagement erfordert auch internationale Kooperationen. Generell verlangt internationaler Wettbewerb mehr Innovationen, nicht nur für neue Produkte, sondern auch im Unternehmen selbst. Aber auch umgekehrt treiben mehr Innovationen zu mehr internationalem Engagement und zur Zusammenarbeit mit Partnern.
Zwar werden Kooperationen und Joint Ventures in der Regel zum Zwecke (internationaler) Markterschließung, der Bildung von Angebotskonsortien oder zur Ergänzung der Produktion gebildet, doch sie sind eine ebenso wertvolle Quelle für Innovationen im Unternehmen und seinem Umfeld: Zulieferer, Berater und Kooperationspartner auch aus anderen Branchen eröffnen den Zugang zu Wissen, Technologien und damit Produkten, die das eigene Unternehmen nicht besitzt oder selbst nicht herstellen könnte.
Nicht nur für internationale Märkte, auch für rein inländisch orientierte Unternehmen sind andere Kulturkreisen hilfreiche Quellen für Ideen. Das gilt etwa im Umgang mit ungewöhnlichen Werkstoffen, aber auch für Produkte und interne Prozesse. Allerdings: Entstammt der F&E-Partner einer grundlegend anderen Kultur, kann dies tendenziell ein Kooperationsproblem aufwerfen. Dennoch sind derartige Reibungsflächen für neue Ideen und völlig neue Gedanken im Unternehmen unvergleichlich hilfreich: Die Fremdartigkeit des Partners zu akzeptieren und zu nutzen, aktiviert zudem ein Denk- und Innovationspotenzial, das Ihr Konkurrent vielleicht nicht erkannt hat und Ihnen den entscheidenden Vorsprung gibt.
Moderne Methoden zeigen neue Möglichkeiten
Nicht nur durch Kooperationen haben sich die Bedingungen für die Entwicklung von neuen Produkten erheblich gewandelt. Neue Technologien zeigen heute so kurze Produktzyklen, wie sie zuvor noch nicht beobachtet wurden. Die in vielen herkömmlichen Branchen feststellbare Angleichung der Produkte (zum Beispiel im Automobilbau) verlangt nicht nur schnellere Erneuerungen, sondern auch komplexere, oft interdisziplinäre innovative Lösungen. Der steigende Druck zu überraschenden und gleichzeitig effizienten Innovationen verlangt insgesamt eine weitaus größere Professionalität, wenn es darum geht, innovative Ideen zu generieren und zu erfolgreichen Produkten auszugestalten.
Erste Schritte zum Innovationsmanagement
- 1. Sammeln
- durch Kunden-/Lieferantenbefragungen
- durch Mitarbeitervorschläge
- durch Ideenworkshops
- durch Auswertung von Anfragen, Beschwerden und Reklamationen
- mit Hilfe bestimmter Techniken (Brainstorming, Brainwriting, Morphologischer Kasten)
- in einer Kooperation (hierzu Partner identifizieren, bewerten und auswählen)
- 2. Auswählen
- gesammelte Ideen kritisch betrachten (umsetzbar? marktfähig? finanzierbar?)
- Ideen bewerten und selegieren
- 3. Konzeptualisieren
- (technisches) Realisierungskonzept erstellen
- Marketingplan aufstellen
- Wirtschaftlichkeitsberechnung durchführen/Budget festlegen
- rechtliche Aspekte berücksichtigen (z.B. Patente)
- 4. Testen und entwickeln
- Konzepttest durchführen (Konsumenten das Konzept vorstellen)
- falls Konzepttest erfolgreich: Prototyp entwickeln
- Produkt testen (Konsumenten das greifbare Produkt vorstellen)
- falls Tests erfolgreich: Produkt in Testmärkten testen
- anschließend (Serien-)Produktion
Diese Anforderungen belasten besonders kleine und mittlere Unternehmen, die hierfür vielfach nicht nur zu geringe Mitarbeiter- und Finanzressourcen, sondern auch zu wenig Management-Know-how besitzen. Denn professionelles Innovationsmanagement greift auf Managementmethoden sehr unterschiedlicher Herkunft zurück. Bewährte Strategien helfen bei der Suche nach Ideen, bei der Markt- und Umfeldanalyse, der Auswahl und dem Test von Innovationen und schließlich bei der Markteinführung und -kontrolle. Sie reichen von bekannten Kreativitätstechniken über Kundenbefragungen, Testmärkte, Lead-User-Ansätze und Synektik bis hin zu Conjoint-Analysen oder Auto Driving.
Fazit: Systematisch sondieren
Hilfsmittel, die über einfaches Brainstorming und gängige Checklisten hinausgehen, sind im Mittelstand wenig oder gar nicht bekannt und sie werden selten oder nie genutzt. Doch sie geben mehr Sicherheit, wenn es darum geht, Innovationen erfolgreich zu generieren und auf den Markt zu bringen. Sie zu nutzen, ist eine sinnvolle Investition in Know-how und ein wichtiger Schritt in Richtung Innovationsmanagement.