Aus Unternehmern werden Entrepreneurs
Von Ralph Ammann
Das größte Problem, dem KMU bei Gründung oder Ausbau begegnen, ist in der Regel die Finanzierung. Viele Unternehmen greifen dabei zunächst auf Bankkredite vor Ort zurück, die aber seit Basel II nicht immer leicht zu bekommen sind. Im weiten Feld von Finanzierungsalternativen gibt es auch noch die Fördermittel von Bund und Ländern und schließlich die internationalen Förderprogramme. Eine zentrale Rolle spielt hier die Europäische Union, die weit über 200 verschiedene Modelle anbietet.
Allerdings ist es nicht ganz einfach, sich durch dieses Investitionswirrwarr hindurchzuschlagen, denn die einzelnen Konzepte richten sich an verschiedene Branchen und müssen bei unterschiedlichen Institutionen der EU beantragt werden.
Europäische Investitionsbank
Eine Vielzahl von Hilfen bietet die Europäische Investitionsbank an. Im Mittelpunkt steht die Finanzierung von Vorhaben kleiner und mittlerer Unternehmen. Die Palette der von der EIB-Gruppe angebotenen Finanzierungsinstrumente ist auf die vielfältigen Bedürfnisse des Mittelstanes speziell zugeschnitten. Die Bank finanziert Investitionsvorhaben indirekt durch Kreditvereinbarungen mit zwischengeschalteten Banken und Finanzierungsinstitutionen in den betreffenden Ländern. Anträge im Rahmen dieser Kreditlinien sind unmittelbar an die zuständigen Institute vor Ort zu richten – also an die jeweilige Hausbank –, mit denen die EIB entsprechende Vereinbarungen getroffen hat.
Eine Möglichkeit der Unterstützung sind die Globaldarlehen zur Finanzierung von Investitionen. Sie betragen pro Vorhaben maximal 50 % der benötigten Summe. Der Höchstbetrag beläuft sich auf 12,5 Mio. Euro. Die Laufzeiten liegen zwischen fünf und zwölf Jahren. Eine andere Möglichkeit sind Einzeldarlehen, die direkt für ein spezielles Projekt bestimmt sind. Dabei beträgt der Höchstbetrag 25 Mio. Euro. Die dritte Variante sind Risikokapitaldarlehen (Venture Capital) aus den Mitteln des Europäischen Investitionsfonds, der ebenfalls zur EIB-Gruppe gehört. Hier beträgt die Maximalförderung 15 Mio. Euro.
EU-Strukturfonds
Neben den Mitteln der EIB stehen für KMU weitere Fördertöpfe der EU parat. Das Angebot ist dabei breit gestreut. Ein Beispiel stellen die vier Strukturfonds dar:
- der Europäische Sozialfonds (ESF),
- der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE),
- der Europäische Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft (EAGFL) sowie
- der Europäische Fischereifonds, der seit Anfang 2007 die Nachfolge des so genannten Finanzinstruments für die Ausrichtung der Fischerei (FIAF) angetreten hat.
Alle vier werden von der Europäischen Kommission verwaltet. Allerdings wenden sie sich an unterschiedliche Branchen und kommen daher nicht für alle Unternehmen in Betracht.
Europäischer Sozialfonds
Eine relativ allgemeine Ausrichtung hat der Sozialfonds. Er hat vorrangig die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zum Ziel. Das soll u.a. durch Maßnahmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen sowie Weiterbildungsmaßnahmen von Langzeitarbeitslosen und Beihilfen zu Unternehmensgründungen auf lokaler Ebene erreicht werden. Dazu können z.B. KMU aus dem Bereich Dienstleistungen Projekte anmelden und Förderungen bekommen. Dabei hat am 1. Januar 2007 eine neue Programmperiode begonnen, die bis Ende 2013 reichen wird. Ansprechpartner ist die Generaldirektion Beschäftigung und Soziales innerhalb der EU-Kommission. Einen Einstieg auf nationaler Ebene ermöglicht auch der Internet-Auftritt des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.
Europäischer Fonds für regionale Entwicklung
Der Fonds für Regionalentwicklung ist ebenfalls für die Zeit bis 2013 festgeschrieben worden, und auch er betrifft die verschiedensten Branchen. So können zum Beispiel KMU aus dem Verkehrssektor Förderungen für Projekte erhalten, die dem Zweck der Weiterentwicklung der Infrastruktur von Städten und Gemeinden dienen.
Europäischer Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft
Dieser Fonds soll die Strukturreform in der Landwirtschaft und die Entwicklung des ländlichen Raumes fördern. Das Förderspektrum reicht von Investitionen in neue Maschinen und Modernisierungsmaßnahmen des Betriebs über Beihilfen für Junglandwirte bis hin zu Vorruhestandshilfen. Allerdings sind auch Förderungen der lokalen Wirtschaft und des Handwerks möglich, da diese als unabdingbar für die Entwicklung des ländlichen Raumes angesehen werden.
Europäischer Fischereifonds
Im Rahmen dieses Programms sind Förderungen von Maßnahmen zur Verbesserung der Flotten, einer höheren Fangrate und der Schaffung neuer Absatzmöglichkeiten möglich.
Teil 1 sichtet den Förderdschungel im Überflug: Was wird gefördert? Wer fördert? Wie wird gefördert? Teil 2 zeigt, welche Möglichkeiten Gründer haben, und sagt, was sie bei der Bewerbung beachten müssen. Teil 3 untersucht, welche besonderen Mittel es für Innovation und moderne Technologien gibt und wie gute Ideen am besten ankommen. Extra-Beiträge spüren außerdem Zuschüsse von Bund und Ländern auf, sehen sich nach Internationalen Fördermitteln um, prüfen die Förderprogramme der KfW Mittelstandsbank und verraten, worauf Sie bei der Abwicklung über die Hausbank achten sollten.
Weitere EU-Fördermittel
Es gibt darüber hinaus noch weitere Fördermöglichkeiten, die z.B. für Projekte in Asien bzw. in Lateinamerika eingesetzt werden können. Die gesamten Maßnahmen werden unter dem Begriff EuropeAid zusammengefasst. Ein interessanter Ansprechpartner für diesen Bereich ist die Europäische Vereinigung der Industrie- und Handelskammern (Eurochambres), die über ihre Aktivitäten und Hilfen bei Förderungen informiert. Schließlich gibt es noch spezielle Beihilfen für Investitionen in Ländern, die kurz vor dem Beitritt zur EU stehen: die Programme ISPA und Sapard – für Joint Ventures eventuell eine interessante Option.
UN-Förderungen
Eine andere Möglichkeit der internationalen Förderung stellen Mittel der Vereinten Nationen (UN) dar. Sie sind aber zumeist auf Projekte innerhalb der Entwicklungshilfe und des Umweltschutzes begrenzt und daher nur für wenige Branchen geeignet. Erste Anlaufstelle ist die United Nations Economic Commission for Europe (UNECE).