Websurfer wollen Warenkörbe
Von Ralph Novak
Der Handel übers Internet legt munter zu – und die Ansprüche steigen. Jetzt ist es so weit, dass Internet-Einkäufe für viele fast selbstverständlich sind. Der Webbummler geht heute davon aus, dass er ein Angebot gleich in den elektronischen Einkaufskorb packen und sich zur Kasse weiterklicken kann. Warum auch nicht? Die Lösungen für Online-Shop-Systeme sind einfacher, sicherer und billiger geworden.
Vor wenigen Jahren waren professionelle Shop-Lösungen für den Direktvertrieb auf der Firmenwebsite kaum erschwinglich und erforderten umfangreiches Fachwissen in HTML– sowie Skriptprogrammierung. Die Zeiten sind vorbei. Heute gibt es sogar kostenlose (Open-Source)-Lösungen für den Start ins E-Commerce; man pflegt seine Produkte ein, wählt aus vorhandenen Designvorlagen die passende Optik und geht online. Je nach Art und Größe kann der Webvertrieb bereits nach ein paar Stunden loslegen.
Was der Laden leisten soll
Vor der Entscheidung und der Umsetzung kommt freilich das Konzept. Je klarer Ihre Vorstellungen davon sind, wie der eigene Shop auszusehen hat und was genau er leisten soll, desto besser. Gibt es die Produkte beispielsweise bereits in einer Datenbank oder Warenwirtschaft, muss die Umsetzung auch eine entsprechende Importfunktion bieten.
Wichtig ist hier: Die Anbindung in Echtzeit, so dass der aktuelle Lieferstatus stets den tatsächlichen Gegebenheiten entspricht, erfordert meist eine umfangreiche Schnittstelle. Schließlich ist nichts lästiger – für den Kunden wie für den Händler –, als wenn ein Auftrag wieder storniert werden muss, weil im Shop ein Produkt als „sofort lieferbar“ gekennzeichnet war, der Lagerbestand aber etwas anderes sagt. Außerdem kann bei so etwas die Konkurrenz mit einer Abmahnung zuschlagen. Im Idealfall ist die Schnittstelle also bereits im Lieferumfang enthalten; zumindest sollte die Shop-Lösung entsprechend erweiterbar sein.
Schwarz auf Weiß
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Welche Kunden kaufen
Eine weitere wichtige Weichenstellung: Soll das System Business to Business (B2B) oder Business to Consumer (B2C) arbeiten? Für die Abwicklung mit Geschäftskunden ist beispielsweise die Einteilung in Kundengruppen erforderlich, so dass man unterschiedliche Rabatte für die einzelnen Segmente vergeben kann. Im Endkundengeschäft sind dagegen Funktionen wie etwa Gutscheinmodule oder die Unterstützung gängiger und sicherer Zahlungssysteme wichtig; außerdem muss der Bestellprozess hier vor allem einfach und transparent sein. Sinnvolle Ergänzungen wie etwa Kundenkonten mit Bestellhistorie, die Abfrage von Liefer- und Versandstatus sorgen für Komfort beim Online-Kauf, erfordern aber meist ebenfalls Zusatzmodule oder Schnittstellen.
Lösungen für den Mittelstand
Die Preisspanne für Online-Shop-Systeme reicht von kostenlosen Open-Source-Lösungen bis hin zu Großprojekten, die zigtausende Euro kosten. Solche ausgefeilten Sonderkonzepte werden allerdings meist im Rahmen von umfangreichen Projekten von Spezialisten für große Versandunternehmen realisiert und sind für KMU ohnedies überdimensioniert. Stattdessen gibt es eine ganze Reihe von kleineren und sehr viel lohnenderen Angeboten, die heute bereits fast dasselbe können; in Sachen Funktionen und Flexibilität können sie sich durchaus mit den sehr viel teureren Lösungen messen.
Open Source verlangt Fachkenntnisse
Kostenlose Open-Source-Software ist zwar auf den ersten Blick unschlagbar günstig, doch hat die Sache einen Haken: Hier braucht man in der Regel profunde Kenntnisse in der Administration von Webservern und Datenbanken. Für all das ist eine umfangreiche Einarbeitung nötig, die Zeit und Ressourcen kostet. Andererseits ist wiederum das Angebot an Schnittstellen und Modulen zur Erweiterung meist sehr umfangreich und deckt eine Vielzahl von Anforderungen ab.
Kaufsoftware braucht die richtigen Module
Was offene Schnittstellen und Module angeht, hinkt die Abteilung preisgünstiger Shopsoftware oft hinterher. Dafür kommt man ohne jegliche Fachkenntnisse schnell zu einem anschaulichen Ergebnis, das auch ordentlich funktioniert. Hier heißt es letztlich: Abstriche bei den Funktionen machen oder die Herstellerangaben genauestens auf Schnittstellen zu prüfen. Am besten ist es natürlich, wenn Sie das Angebot vor der Kaufentscheidung anhand einer kostenlosen Testversion prüfen dürfen.
Provider-Shops funktionieren schlüsselfertig
Es gibt jedoch noch eine dritte Möglichkeit: Als Alternative zum Softwarekauf bieten viele Hosting-Provider mittlerweile fertig eingerichtete Online-Shops an.
Hier müssen Sie lediglich die Produkte einpflegen oder per Schnittstelle importieren, ein paar Angaben ergänzen und das passende Design wählen. Ein Vorteil, der nicht zu überschätzen ist: Die Unterstützung gängiger Zahlungssysteme und Sicherheitsoptionen wie etwa SSL-Verschlüsselung bei der Informationsübertragung sind automatisch mit enthalten. Zudem werten einige Anbieter ihre Angebote noch mit verkaufsfördernden Zusatzangeboten wie Partnerprogrammen oder der Listung auf Shopping-Portalen auf.
Fazit: Verwaltungsaufwand minimieren
Wer im Online-Handel nicht abgehängt werden will, muss sich um eine funktionierende Lösung kümmern, der seine Kunden auch vertrauen können. Open Source ist am billigsten, verlangt aber stetige Pflege und ziemlich weit reichende Kenntnisse; auch die Entscheidung für preisgünstige Shopsoftware ist mit Blick auf die nötigen Schnittstellen nicht immer leicht. Außerdem bleibt auch dort die technische Verantwortung für den reibungslosen Betrieb bei Ihnen. In diesem Punkt ist die Provider-Lösung im Vorteil: Hier zählt am Ende das Argument, dass sich der Betreiber beim gemieteten Shop keine Gedanken um die Administration des Servers machen muss. Er kann sich voll und ganz auf die Abwicklung seiner Bestellungen und das Marketing konzentrieren.