Fruchtbare Seitentriebe
Von Hans Klumbies
Als „Spin-off“ bezeichnet man generell Projekte, die sich als „Ableger“ eines anderen Projekts ergeben. Im besonderen Sinne ist damit der Vorgang gemeint, wenn eine Unternehmenseinheit eines Konzerns abgespalten wird und eine eigenständige Tochterorganisationen bildet. Diese Praxis wird oft bei den Bereichen Forschung und Entwicklung angewandt, oder es werden Wachstumssparten abgetrennt, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Diese Strategie kann sogar den Wert des gesamten Unternehmens steigern, da die eigenständigen Gesellschaften von den Anlegern oft höher bewertet werden, als wenn sie nur ein Anhängsel eines Großunternehmens sind.
Als Ausgleich für die Abgabe eines Firmenteils eines an der Börse notierten Unternehmens erhalten die alten Aktionäre Aktien des neuen Unternehmens gratis bzw. das Recht, diese neuen Aktien zu erwerben. Macht der Aktionär von diesem Recht keinen Gebrauch, so kann er das Kaufrecht ebenfalls an der Börse anbieten.
Ein Spin-off bieten sich bei Firmen an, die ein Produkt haben, das hervorragende Marktchancen verspricht. Die Ausgliederung des potenziellen Wachstumssektors hat dann zwei Vorteile: Zum einen haben die Kapitalgeber die Sicherheit, dass die finanziellen Ressourcen auch wirklich allesamt in das neue Produkt oder die neue Dienstleistung investiert werden. Zum anderen wird durch die Abspaltung gewährleistet, dass das operative Geschäft des Mutterunternehmens völlig unbetroffen weiterläuft und selbst bei einem Flop des Spin-offs nicht berührt wird.
Die Finanzierung solcher Projekte erfolgt in der Regel nicht durch Banken, sondern durch Beteiligungsgesellschaften, Venture-Capital-Firmen oder Privatinvestoren, die Risiko- beziehungsweise Beteiligungskapital zur Verfügung stellen. Vor allem institutionelle Anleger finanzieren Beteiligungsgesellschaften. Im Unterschied zu Banken als Kreditgeber agieren Beteiligungsgesellschaften oder Privatinvestoren als Partner oder Anteilseigner, deren oberstes Interesse in der Steigerung des Werts ihrer Beteiligung liegt. Das Mutterunternehmen des Spin-off-Unternehmens ist in der Regel als aktiver Teilhaber beteiligt und stellt das nötige Know-how zur Verfügung. Die Investoren prüfen das Finanzierungsvorhaben eingehend nach dessen Erfolgschancen. An erster Stelle muss ein transparenter, realistischer Business Plan existieren, der das Marktpotenzial schlüssig aufzeigt und ein überzeugendes Vorgehen präsentiert. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Qualität des Teams, das im Management tätig und für die Realisierung verantwortlich ist.
Ausgründungen aus der Wissenschaft werden von Bundesländern und Hochschulen systematisch forciert. Erste Schwerpunktbeiträge im MittelstandsWiki widmen sich den Scientepreneuren in Bayern und Baden-Württemberg, speziell den KI-Start-ups rund um die TU München; danach geht die Forschungsreise Richtung Nordrhein-Westfalen. Weitere Reports zu diesem Thema sind bereits in Vorbereitung.