Im Ruhestand zählt jeder Euro
Von Eike Schulze
Viele Unternehmer versäumen es, sich frühzeitig mit ihrer Altersversorgung zu befassen. Sie vertrauen zu stark darauf, dass sie später einmal ihren Betrieb verkaufen. Doch das kann sich in wirtschaftlich unsicheren Zeiten als riskante Entscheidung erweisen.
Auch andere traditionelle Vorsorgeinstrumente wie das Besparen von Lebensversicherungen erzielen auf absehbare Zeit nicht mehr die Renditen, wie sie in den Anfangsjahren nach Vertragsabschluss erreicht wurden. Deshalb fragen sich viele Unternehmer, welche Möglichkeiten es gibt, eine solide Altersversorgung aufzubauen.
Entscheidend sind für die Altersversorgung zwei Punkte:
- das jetzige Alter und
- der Zeitpunkt an dem der Unternehmer oder Selbstständige in den Ruhestand gehen möchte.
Diese beiden Faktoren bestimmen die Zeit, die für künftige Dispositionen noch übrig bleibt; außerdem sind freilich die einzusetzenden Geldmittel von Bedeutung.
Status quo überprüfen
Zunächst sollte die gesamte Palette der bereits vorhanden Geldmittel für die Altersvorsorge aufgelistet werden. Hierzu zählt natürlich auch der Betrieb an sich. Im zweiten Schritt ist es wichtig, festzulegen, welcher Bedarf im Ruhestand gedeckt sein muss. Relevant ist dabei auch die Frage, wann die Geschäftstätigkeit beendet werden soll. Daraus ergibt sich die Zeitspanne, die noch übrig bleibt, um eine tragfähige Altersversorgung aufzubauen.
Doch zunächst gilt es, die Eckdaten aufzubreiten: Wie hoch ist Ihr monatliches Einkommen? – Diese Größe bestimmt auch in etwa die Höhe der Alterseinkünfte, die man anvisieren sollte, damit auch im Alter weiterhin so viel Geld zur Verfügung steht, dass man nicht groß Verzicht üben muss. Etwa 70 % der Einkünfte in der aktiven Zeit sollten schon erzielt werden. Schon aus diesem Grund ist eine Auflistung der bisherigen Altersvorsorgung wichtig, damit man eventuelle Versorgungslücken rasch erkennen kann.
Deckungslücke ausfindig machen
Eine Vorsorgelücke tut sich also zwischen diesen drei Eckdaten auf:
- dem monatlichen Einkommen,
- den angestrebten Einkünften im Alter und
- dem Versorgungszustand aus heutiger Sicht.
Im nächsten Schritt müssen daher alle Versorgungsleistungen aufgeführt und es muss daraus eine Gesamtsumme gebildet werden. Die Differenz zwischen der jetzigen Situation und den Wunschalterseinkünften zur Ruhezeit bildet die Deckungslücke. Zur bestehenden Altersversorgung zählen
- Zahlungen aus der gesetzlichen Rente,
- Betriebsrenten (auch die Geschäftsführerversorgung/Pensionsfonds),
- Einnahmen aus Lebens- und privaten Rentenversicherungen,
- Erlöse aus dem Verkauf des Unternehmens bzw. von Unternehmensteilen,
- Mieteinnahmen,
- Auszahlungen von Sparplänen,
- Wertpapieranlagen sowie
- sonstige Anlagen (z.B. stille Beteiligungen).
Daraus lässt sich dann der heutige Versorgungsstatus ermitteln. Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, dass dabei auch einige Unbekannte mitspielen. Gerade die Erlöse aus dem Verkauf des Betriebes sind ein Unsicherheitsfaktor, da heute noch niemand voraussagen kann, wo der Wert des Unternehmens beim Ausscheiden stehen wird, und der Verlauf von Aktienkursen unterliegt ebenfalls ganz erheblichen Schwankungen. Auch die familiäre Situation des Unternehmers spielt eine maßgebliche Rolle bei der finanziellen Versorgung zur Ruhezeit.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist: Wann soll die aktive Zeit beendet werden? Wer sich beispielsweise schon mit Mitte fünfzig zur Ruhe setzen möchte, muss auch noch die Zeit bis zu Zahlung aus der gesetzlichen Rente, aus Betriebsrenten oder privater Rentenversicherung „aussitzen“ können.
Solide Vorsorge kombinieren
Den optimalen Vorsorgemix für das Alter zu finden, ist schwierig. Zahlreiche Finanzdienstleiter, aber auch freie Vermögensberater bieten eine beinahe unüberschaubare Palette von Anlageformen für diesen Zweck an. Daraus eine für die persönlichen Zwecke ideale Kombination auszuwählen, ist schon eine echte Sisyphusaufgabe. Die Grundlage der Planung bilden meist die Zahlungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung, Betriebsrenten, Lebensversicherungen oder privaten Rentenversicherung. In jedem Fall reicht die gesetzliche Rente allenfalls dazu aus, Grundbedürfnisse zu befriedigen.
Betriebsrenten mit Föderung
Darauf aufbauend bilden die fünf Säulen der Betriebsrenten eine gute Möglichkeit, kalkulierbare Alterseinkünfte zu erzielen. Diese fünf Säulen sind
- Direktversicherungen,
- die klassische Betriebsrente als Pensionszusage,
- die Pensionskasse,
- Pensionsfonds und
- die Unterstützungskasse.
Mit Ausnahme der Pensionsfonds und der klassischen Betriebsrente werden alle Formen über Lebens- oder private Rentenversicherung abgeschlossen. Auch fondsgebundene Lebensversicherungen sind möglich, allerdings ist dann wegen der Volatilität der Aktien keine genaue Prognose über das Vermögen bei Eintritt in den Ruhestand zu treffen.
Der Vorteil der betrieblichen Altersversorgung ist die umfangreiche Förderung durch den Staat. Dadurch steigen die Erträge deutlich über das Niveau an, das sie beim Abschluss von Lebens- oder Rentenversicherungsverträgen ohne diese Förderung erreichen könnten. Die steuer- und abgabebegünstigten Beitragsgrenzen betragen zurzeit bei Direktversicherungen 1752 Euro p.a. und beispielsweise bei Unterstützungskassen 4200 Euro p.a. Wer Lücken in der Altersversorgung hat und auf Sicherheit setzt, sollte diese zunächst über die Formen der betrieblichen Altersversorgung decken. Außerdem können auch Chefs von den Förderungen aus der Riester-Rente profitieren.
Fonds und Zertifikate
Sind bereits alle gesetzlichen Förderungsmöglichkeiten der betrieblichen Altersversorgung ausgereizt, so wird man gute Investments auch bei Aktien- oder Immobilienfonds finden. Allerdings erfordert diese Möglichkeit einen gewissen Vorlauf, und man braucht gerade bei Aktienfonds auch Geduld. Falls zum Zeitpunkt des Ruhestands der Bär über die Börsen regiert, sollte man nicht unbedingt auf das Geld angewiesen sein. Wer diese Zeit überbrücken kann und abwartet, bis die Börsen wieder haussieren, wird auch mit dieser Anlageform glücklich und freut sich über eine schöne Summe extra für das Ruheständlerdasein. Die Palette reicht von branchen- über länder- bis zu indexorientierten Fonds.
Eine Alternative sind so genannte Zertifikate und artverwandte Produkte. Gerade Discountzertifikate erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Hierbei werden Aktien und Anleihen kombiniert, was eine größere Sicherheit, aber ähnlich gute Renditechancen wie bei Aktien erzielt. Besonders über die Laufzeit der Zertifikate lässt sich eine sichere Altersvorsorge gewährleisten. Zertifikate verfügen im Gegensatz zu Aktien/Aktienfonds über einen Sicherheitspuffer, so dass ein totaler Verlust des Papiers ausgeschlossen ist. Somit sind Zertifikate eine ernst zu nehmende Konkurrenz zu Aktienfonds.
Sicherer, aber dafür meist mit etwas geringerer Renditeerwartung als Akteinfonds, sind Immobilienfonds. Es gibt sie in zwei Varianten: als offene oder geschlossene Fonds. Für die Altersvorsorge sollte man eher auf offene Immobilienfonds setzen, die eine breite Streuung des Anlagevolumens garantieren, als auf geschlossene Fonds, die nur ein Objekt oder wenige enthalten.
Ein weiteres sinnvolles Investment sind Rentenfonds, die wenigstens einen Teil der Vorsorge für das Alter decken sollten. Der Sparer erwirbt so genannte Rentenpapiere, also Anleihen beziehungsweise Bonds. Anders als bei Aktien bestimmt das allgemeine Zinsniveau den Wert dieser Rentenpapiere. Da Zinsanpassungen nur relativ langsam erfolgen, sind die Rentenfonds recht wertstabil, jedoch bei verhältnismäßig langsamer Wertentwicklung. Dementsprechend gelten Rentenfonds auch als „Anker“ im Portfolio.
Natürlich gibt es auch Mischfonds, die ein bestimmten Anteil an Rentenpapieren und Aktien aufweisen, sowie Investmentfonds, die Anlagen in Aktien und Immobilien kombinieren. Durch die Beimischung von Immobilien oder Rentenpapieren findet eine Reduzierung der Rendite im Austausch gegen größere Sicherheit statt.
Doch der Markt ist weiter in Bewegung und gebiert in Deutschland neue Produkte: Inzwischen erleben auch so genannte Lebensversicherungsfonds einen Aufschwung. Dabei werden bestehende Lebensversicherungen von den Sparern aufgekauft. Da sich mit zunehmender Laufzeit auch die Rendite der Lebensversicherung erhöht, werden hier bessere Erlöse erwirtschaftet als bei der normalen Lebensversicherung. Bislang gibt es Fonds mit amerikanischen, deutschen und britischen Lebensversicherungen auf dem deutschen Markt.
Immobilien
Wer sich nicht auf die Finanzmärkte verlassen will, für den bietet sich auch das Investment in Immobilien an. Zwei generelle Strategien müssen dabei unterschieden werden:
- die Investition in die selbstgenutzte Immobilie und
- der Aufbau von Vermögen durch den Kauf von Mietwohnungen oder -häusern.
Im ersten Fall wird das Wohneigentum als Ersparnis im Alter wirksam: Man kann mietfrei wohnen und hat so zusätzliche Geldmittel zur Verfügung. Auch das selbstgenutzte Wohneigentum wurde bis 2006 noch gefördert. Der Käufer oder Bauherr erhielt – sofern er unterhalb der Einkommensgrenzen blieb – staatliche Förderungen über die Eigenheimzulage (zurzeit 1250 Euro pro Jahr für acht Jahre) und konnte auch an staatlich vergünstigten Krediten partizipieren. Generell sollte bei Wohneigentum ein möglichst hoher Eigenkapitalanteil von mindestens 20 % der Finanzierungssumme aufgebracht werden; besser deutlich mehr, damit man in absehbarer Zeit schuldenfrei ist. Aufgrund der günstigen Zinssituation sollte auch eine höhere Tilgung des Darlehens vereinbart werden, damit die Finanzierung in jedem Fall noch vor Eintritt in den Ruhestand beendet ist.
Wer in Mietobjekte investiert, hat häufig schon eine Immobilie zur Selbstnutzung erworben und möchte sich über den Mietzins eine weitere Rente aufbauen. In der Regel lohnen sich für Anleger besonders Wohnimmobilien, da sich hier der Mietzins langfristig gut kalkulieren lässt. Normalerweise geschieht die Finanzierung zum überwiegenden Teil über die Mietentnahmen. Allerdings sind die Ziele bei Immobilien weit gesteckt, es sei denn, man entschließt sich, einen Teil des Kaufpreises durch Eigenkapital zu decken. Auch sollte der Verwaltungsaufwand bei Mietwohnungen oder -häusern nicht unterschätzt werden, außer man übergibt dies einem Hausverwalter. Das hat natürlich wiederum Einfluss auf die Rendite.
Im Idealfall kauft man Mietimmobilien etwa 20 bis 25 Jahre vor Eintritt in den Ruhestand, damit die Finanzierung zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen ist. Gute Angebote sind meist in den 1b-Lagen mittelgroßer Städte oder mittleren Lagen in den größten Städten zu finden – die Objekte haben einen akzeptablen Preis und versprechen meist eine ordentliche Rendite. Beim Kauf sollten allerdings Städte bevorzugt werden, die wirtschaftlich nicht auf dem absteigenden Ast sind. So haben gerade die Investments in vielen Städten Ostdeutschlands gezeigt, dass die Renditeversprechungen dort kaum zu realisieren sind.
Daher ist auch zu empfehlen, dass der Käufer auch nur in der Region seine Objekte erwirbt, die er selbst gut kennt, sodass er möglichst aus eigener Erfahrung ein Urteil über den wirtschaftlichen Fortgang abgeben kann. So ist die Miethöhe, die auch die Finanzierung maßgeblich mitbestimmt, gesichert. Außerdem sollten vor dem Kauf die Bebauungspläne und die Flächennutzungspläne der Kommune studiert werden, damit man keine bösen Überraschungen erlebt, (wenn beispielsweise demnächst aus einer relativ kleinen Straße eine Hauptverkehrsader werden soll und so Einfluss auf die Miete nimmt). Andererseits können auf dieser Informationsgrundlage auch Chancen erkannt werden: Wird eine Bahnstrecke bald mit Lärmschutzwänden versehen, so wird dies auch den Mietzins in absehbarer Zeit in die Höhe treiben.