Die AWS-Cloud zieht nach Deutschland
Von Roland Freist
Im Oktober 2014 hat Amazon für seine Amazon Web Services (AWS) in Frankfurt am Main sein erstes deutsches Rechenzentrum in Betrieb genommen. EU-Frankfurt ist nun die elfte globale Region, die AWS seinen Kunden zur Auswahl anbietet. Amazon reagiert damit – wie nahezu zeitgleich auch Oracle – auf die vermehrten Kundenwünsche nach einem Datacenter auf deutschem Boden.
Nah am Knoten, preislich in der Mitte
Für den Standort Frankfurt sprachen laut dem Cloud-Anbieter die Nähe zum deutschen Internet-Knoten DE-CIX und die daraus resultierenden kurzen Latenzzeiten. Preislich liegt Frankfurt im weltweiten Vergleich im Mittelfeld der AWS-Regionen, ist jedoch teurer als etwa Irland, der bisher einzige Amazon-Cloud-Standort in Europa. Als Beispiel können die Gebühren für Amazon S3 (Simple Storage Service) dienen: Für Datenmengen bis zu 1 TByte zahlt der Kunde pro Gigabyte in den Regionen US Standard, USA West (Oregon), Irland, Asien-Pazifik (Singapur) 0,03 US$ im Monat; in Frankfurt sind es bereits 0,0324 US$. Noch teurer ist allerdings die Nutzung der Rechenzentren in USA West (Nordkalifornien), Asien-Pazifik (Tokio) und Asien-Pazifik (Sydney): Dort wird der Kunde mit 0,033 US$ pro Gigabyte und Monat zur Kasse gebeten.
An der Spitze der Preisskala steht schließlich Südamerika (São Paulo) mit 0,0408 US$. Der Grund für die regional unterschiedliche Preisgestaltung ist zum einen, dass Amazon in den USA auch Eigentümer der Rechenzentren ist, während das Unternehmen an anderen Standorten teilweise auf die Infrastruktur von lokalen Partnern zurückgreift. Hinzu kommen unterschiedliche Kosten für Strom, Grundstücke, Gehälter usw.
Ausfallsicher im Fallback-Betrieb
Die genaue Adresse und Ausstattung des Rechenzentrums hält Amazon wie üblich unter Verschluss. Das Unternehmen gab jedoch bekannt, dass die neue Region zwei Availability Zones umfasst, also aus zwei räumlich getrennten Rechenzentren besteht. Das garantiert eine Hochverfügbarkeit der Daten, da beim Ausfall eines Standorts sofort der zweite einspringt. Die installierte Infrastruktur ist identisch, sämtliche Daten werden eins zu eins gespiegelt. Beide Zentren werden unabhängig voneinander mit Energie, Kühlungstechnik und Netzwerkdiensten versorgt. Die Einrichtung erfolgte gemäß den Compliance-Standards ISO 27001, SOC 1 und PCI DSS Level 1.
Schwarz auf Weiß
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Für die deutschen Kunden hat die neue AWS-Region laut Amazon mehrere Vorteile:
- Die neue Region verbessert und stabilisiert die Verbindung in die Amazon-Cloud – ein Faktor, der im Wettbewerb mit anderen Anbietern zunehmend an Bedeutung gewinnt.
- Unternehmen können ihre Anwendungen nun in zwei AWS-Regionen zur Verfügung stellen. Ihre Kunden können sich für die Region entscheiden, die ihnen die kürzeren Latenzzeiten bietet. Die Daten verlassen dennoch nicht den europäischen Rechtsraum.
- Anwender haben die Gewissheit, dass ihre Daten gemäß den strengen deutschen Datenschutzregeln behandelt werden.
Fazit: Mit EU-Datenschutz – hoffentlich
Umstritten ist jedoch, ob ein deutscher Standort die Daten tatsächlich vor dem Ausspionieren durch NSA und GCHQ schützt. Amazon selbst gibt an, dass amerikanische Behörden keinen Zugriff auf seine Rechenzentren haben. Kritiker verweisen hingegen auf den amerikanischen Patriot Act, der den USA das Recht gibt, amerikanische Unternehmen zur Herausgabe auch solcher Daten zu zwingen, die bei ausländischen Niederlassungen gespeichert sind.
Roland Freist, Jahrgang 1962, begann nach einem Studium der Kommunikationswissenschaft ein Volontariat beim IWT Verlag in Vaterstetten bei München. Anschließend wechselte er zur Zeitschrift WIN aus dem Vogel Verlag, wo er zum stellvertretenden Chefredakteur aufstieg. Seit 1999 arbeitet er als freier Autor für Computerzeitschriften und PR-Agenturen. Seine Spezialgebiete sind Security, Mobile, Internet-Technologien und Netzwerke, mit Fokus auf Endanwender und KMU.
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