Apps für die Logistik, Teil 2: Wie Flottenmanagement per App funktioniert

Kompakte Mobilanwendungen können aus der Disposoftware heraus beliebige Fuhren starten – und dabei problemlos auch Springer und Aushilfen einbinden. Logistik-Apps geben der Zentrale alle wichtigen Infos, vom Fahrernamen und der Lkw-ID über Aufträge, Ladungsinfos und Restlenkzeiten bis hin zur GPS-Position.

Speditionslösungen ohne fixe Telematik

Von Heiderose Witte

Das Flottenmanagement per App funktioniert ausgesprochen flexibel. Einen anderen Weg als die Daimler FleetBoard GmbH gehen z.B. die App-Anbieter Spedion und AIS. Sie offerieren kostengünstigere Anwendungen, mit denen die Fahrzeuge zwar an verschiedene Auftragsmanagementsoftware angebunden sind, aber kein fest installiertes Telematiksystem benötigen.

Beide Unternehmen setzen dabei auf Standardhardware und das Betriebssystem Android für Smartphones oder Tablets. Bezahlt wird nutzungsabhängig oder durch einen monatlichen Grundpreis.

Spedion mit Dokumentenmanagement

Bei der App des Krombacher Unternehmens Spedion muss der Nutzer die Anwendung zunächst installieren und einrichten, das heißt: Fahrer, Fahrzeugnummer und Passwort festlegen. Die Identifikation funktioniert dabei über die Eingabe einer PIN für Fahrer und Fahrzeug oder über das Scannen vorher festgelegter Codes via Barcodescanner des Android-Gerätes.

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Spedion-App: Alle Informationen über Aufträge oder Restlenkzeiten werden übersichtlich dargestellt. (Bild: www.spedion.de)

Auf der Startseite der App stehen dann alle Funktionen zur Verfügung: Der Fahrer kann eingehende Texte lesen oder selbst Nachrichten verfassen, Aufträge für Touren bekommen, diese bearbeiten, Aktivitäten wie Be- und Entladen aufrufen, darunter Details zur Ladung eingeben oder den Auftrag als erledigt abhaken. Und er kann über das Mobilfunkgerät regelmäßig geortet werden.

Ein weiterer Schwerpunkt der Lösung ist das Dokumentenmanagement. „Das Fahrerhandbuch mit Anweisungen von der Fahrzeugübernahme bis hin zum Verhalten beim Kunden, aber auch Hinweise zur Ladungssicherung oder zum Umgang mit Gefahrgut sind Dokumente, die jedes Speditionsunternehmen seinen Fahrern zur Verfügung stellen muss“, erklärt Günter Englert, Geschäftsführer der Spedion GmbH. Alle diese Informationen, die bisher aufwändig in jedem einzelnen Fahrzeug auf einem aktuellen Stand gehalten werden mussten, lassen sich nun digital hinterlegen und binnen Kürze an zentraler Stelle für alle Flottenfahrzeuge aktualisieren. Das spart Material und Zeit, und alle Fahrer sind jederzeit auf dem aktuellen Stand. Bei einer notwendigen Aktualisierung einzelner Dokumente könnten alle gespeicherten Verzeichnisse automatisch mit der Zentrale synchronisiert und an die betreffenden Fahrzeuggruppen weitergegeben werden.

AIS für kleine Subunternehmer

Ebenfalls unabhängig von fest im Lkw verbauten Telematiklösungen funktioniert die Android-App des Ulmer Unternehmens AIS. Damit sollen auch externe Fahrer, z.B. Springer und gelegentliche Subunternehmer, spontan in das Dispositionssystem eingebunden werden können. Die Lösung will auf diese Weise eine Lücke in der Kommunikation und Statusverfolgung zwischen Logistikunternehmern und den Dienstleistern schließen: Jeder Fahrer, egal wo er sich befindet, könne sich innerhalb von Sekunden die ais:app herunterladen, sie aktivieren und auch wieder deaktivieren. Gezahlt wird lediglich für die tatsächliche Nutzungsdauer.

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Schwarz auf Weiß
Was Apps fürs Business leisten können, erklärt Oliver Schonschek kompakt und genau im E-Book „Geschäfte mit mobilen Apps“, das es als freies PDF im Pressezentrum des Mittel­standsWiki gibt.

Die Beauftragung erfolgt direkt aus der Disposoftware des Auftraggebers. Alle für ihn relevanten Daten, wie „Beladung/Entladung beendet“, Lkw-ID, Fahrername, Handynummer, die Position des Fahrzeugs per GPS, aber auch die Zustell-/Abholbestätigung mit Dokumentation eventueller Beschädigungen der Ware werden automatisch übertragen – ganz wie bei einem eigenen Fahrer, der mit einem unternehmenseigenen Telematiksystem ausgestattet ist. Da sich die App per Videoeinführung selbst erklärt (einen Schnelleinstieg gibt es außerdem auf YouTube), kann AIS zufolge eine langwierige Einarbeitung entfallen. Der Vorteil von solchen flexiblen Lösungen: Auch die „kleinsten“ der Subunternehmer, deren Dienste bisher mangels Datenerfassung nur im Notfall genutzt wurden, lassen sich kostengünstig und effizient in die Auftragsdisposition und Sendungsverfolgung einbinden.

Serie: Logistik-Apps
Teil 1 hält das Smartphone parat und verfolgt den Kurs der Flotte auf dem Display. Und was sagen die Fahrer dazu? Teil 2 verzichtet auf fest installierte Telematik und gibt dem Disponenten Mobilsoftware an die Hand, mit der er einfach und schnell neue Fuhren starten und nachvollziehen kann.

Fazit: Mit der Effizienz steigen die Ansprüche

Was das Aufkommen der Apps für die Logistikbranche letztendlich bedeutet, lässt sich laut Club of Logistics derzeit allenfalls grob umreißen. Denn mit wachsenden technischen Möglichkeiten steigen dem „Club der Visionäre“ zufolge mit hoher Wahrscheinlichkeit die Ansprüche der Kunden und Geschäftspartner an die Informationslogistik innerhalb der Wertschöpfungskette. Fest stehe jedoch: „Apps eignen sich hervorragend für digitale Geschäftsmodelle, zeichnen sie sich doch dadurch aus, dass sie speziell an eine Zielplattform angepasst sowie schnell und einfach über ein spezifisches Online-Portal bezogen und installiert werden können“, so der Clubvorsitzende und DPD-CEO Arnold Schroven.

Eventuell werde ja der Scanner, der laut Club of Logistics noch am Anfang der Informationslogistik steht, bald durch den Einsatz von Smartphones und Tablets ersetzt – und damit beginne ein Zeitalter der totalen Transparenz in der Supply Chain.

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