Kooperationen liefern Nachwuchs frei Haus
Von Sabine Philipp
Die enorme Vielfalt der Logistik ist selbst ihr größtes Hindernis, wenn es darum geht Auszubildende zu rekrutieren. Gerade weil Transport, Lager und Lieferketten überall sind, verbinden Jugendliche meist wenig Konkretes mit den Berufsbildern. Und darum sind diese längst nicht so bekannt wie Kfz-Mechantroniker oder Bürokauffrau.
Dass die Arbeit einer Speditionskauffrau mindestens genauso spannend wie die einer Bürokauffrau sein kann und dass Leute, die lieber schrauben, auch als Schiffsmechaniker glücklich werden, wissen die wenigsten. Deshalb ist Aufklärung angesagt. Am besten noch in den Schulen.
Aktiv Praktika anbieten
Viele Schüler müssen in der 8. oder 9. Klasse ein Betriebspraktikum absolvieren, und Schulen freuen sich über jeden Partnerbetrieb, der mitmacht. Auch sonst sind Praktika in den Ferien eine gute Möglichkeit, den zukünftigen Mitarbeiter kennen zu lernen.
Mundpropaganda treiben
Mitarbeiter hören sich im Bekanntenkreis nach potenziellen Lehrlingen um. Das hat zwei Vorteile: Der Mitarbeiter kann einschätzen, ob der Azubi in den Betrieb passt, und der Lehrling kennt schon jemanden im Betrieb.
Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserem Magazin zur CeMAT 2014. Einen Überblick mit freien Download-Links zu sämtlichen Einzelheften bekommen Sie online im Pressezentrum des MittelstandsWiki.
Auf den Schulhof gehen
Ein Stand auf dem Schulfest mit einem Gewinnspiel, bei dem die Jugendlichen Fragen zum Beruf erraten müssen, bringt die potenziellen Aspiranten dazu, sich mit dem Berufsbild auseinanderzusetzen. Dabei kann so mancher feststellen, welchen Herausforderungen ein Fachlagerist begegnet und dass IT-Systemelektroniker auch in der E-Logistik gebraucht werden.
Mit der Presse sprechen
Die schreibende Zunft ist gerade in der sommerlichen Sauregurkenzeit dankbar für Anregungen. Die Tatsache, dass Lehrlinge gesucht werden, gepaart mit einer interessanten Beschreibung eines wenig bekannten Tätigkeitsfelds kann da durchaus einen zündenden Artikel wert sein.
Die Pforten öffnen
Gründe für Betriebsführungen gibt es viele, ob es nun eine Schulexkursion, ein Tag der offenen Tür, der Girl’s Day oder der Tag der Logistik ist. Ein Stand klärt ganz nebenbei über die Ausbildungsmöglichkeiten auf.
Suchfeld ausweiten
Auch Hauptschüler können gewaltig Potenzial haben. Da unser Schulsystem die Kinder viel zu früh selegiert, fällt so mancher Spätzünder durchs Raster. Jüngste Bildungsstudien bestätigen zudem wiederholt, dass Kinder aus einfachen Familien viel seltener für ein Gymnasium vorgeschlagen werden, obwohl sie intelligent genug wären.
In strukturschwachen Regionen finden kluge Köpfe häufig keinen Ausbildungsplatz und sind bereit, für eine Lehrstelle wegzuziehen. Bei der Suche kann die Arbeitsagentur sicher helfen.
Online gehen
Neben der eigenen Webseite und dem Portal der Arbeitsagentur können Mitglieder des Deutschen Speditions- und Logistikverbands ihre Ausbildungsplätze, Diplomarbeiten etc. auf der Spediteure-Website unter „Beruf und Karriere“ einstellen. Der VDMA hat für seine Mitglieder das Portal Karriere im Maschinenbau geschaltet. Daneben hat er PDF-Leitfaden für die Nachwuchsförderung der Intralogistik mit vielen Tipps für die Rekrutierung herausgebracht.
Vom Job zum Traumberuf
Auch Schüler verdienen sich gerne nebenbei ein Taschengeld auf 400-Euro-Basis, z.B. als Aushilfe für die Ablage. Möglicherweise wird mehr daraus, denn nicht selten entscheidet ein Neben- oder Ferienjob über die weitere Berufswahl. Die örtlichen Universitäten vermitteln meist Werkstudenten.
Eine Option für Unternehmen ohne Universität in der Nachbarschaft ist das KOoperative StudienMOdell (KOSMO) der Fachhochschule Kaiserslautern, an der auch kleine Unternehmen außerhalb der Region teilnehmen können.
Beim nationalen Programm Deutschland-Stipendium stiften Unternehmen und Bund jeweils 150 Euro monatlich. Kluge Köpfe mit kleinem Geldbeutel können so vom Unternehmen gefördert werden, wenn sie an einer der teilnehmenden Hochschulen studieren.
Um an dem Modell teilzunehmen, schließt das Unternehmen mit der FH einen Kooperationsrahmenvertrag ab und zahlt dem Studierenden in der Regel einen Lohn, der jedoch nicht vorgeschrieben ist. Im Gegenzug verpflichtet sich der Student, alle Praxisphasen, Projektarbeiten, Bachelor-Arbeiten etc. im Unternehmen zu leisten. Das Modell ist auf alle Studiengänge anwendbar und auch in späteren Semestern können Betriebe und Studenten einsteigen. Der Betrieb kann seinen Standort auch außerhalb der drei FH-Standorte Kaiserslautern, Pirmansens und Zweibrücken haben. Daneben sind Unternehmer dazu eingeladen, Messestände aufzustellen und Vorträge in Vorlesungen zu halten. Ebenso können sie Diplomarbeiten anbieten, wenn sie nicht in der Region ansässig sind.
Jugend forschen lassen
Diplomarbeiten sind eine gute Möglichkeit, mit potenziellen Mitarbeitern in Kontakt zu kommen. Dazu wendet sich das Unternehmen mit einem Thema an den Fachbereich der entsprechenden Universität. Der Professor gibt das Thema dann an seine Studenten weiter; wer es auswählt, bearbeitet es entweder im Betrieb, an der Uni oder an beiden Stellen. Benotet wird die Arbeit vom zuständigen Professor. In der Regel ist die Vermittlung kostenlos, die Unternehmen zahlen dem Studierenden aber meist einen Lohn.
Ältere neu aktivieren
Bei der Diskussion um den Nachwuchsmangel wird immer wieder die relativ hohe Zahl an Arbeit suchenden Ingenieuren ins Gespräch gebracht. Häufig wird das Argument vorgebracht, dass das Wissen der Älteren nicht mehr dem aktuellen Stand entspreche – ein Problempunkt, der sich mit der richtigen Weiterbildung aber oft lösen ließe. Neben einem Vollzeitstudium kann eine berufsbegleitende Weiterbildung für diese Gruppe attraktiv sein. Mittlerweile bieten mehrere Hochschulen passende Fernstudiengänge an.
Ein Fernstudium ist aber nicht nur für Höherqualifizierte geeignet. Auch Lagerarbeiter, die z.B. aus gesundheitlichen Gründen ausfallen, können mit einer entsprechenden Weiterbildung in der Planung weiterbeschäftigt werden. Die Kosten lassen vollständig von der Steuer abziehen.
Und natürlich hält kann ein Fernstudium auch den Facharbeitern helfen, auf dem neuesten Stand zu bleiben. Der Studiengang sollte jedoch das Siegel der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) haben; das stellt sicher, dass bestimmte Qualitätsstandards eingehalten werden.