Orbi-Mesh-Systeme teurer als Router-und-Repeater
Beate Winzer-Hierlmeier, Netgear, gibt diese Mesh-Definition: „Das Orbi-Mesh-WLAN-System baut im Verbund mit zwei, drei oder weiteren Geräten (einem Router und weiteren Satelliten) ein flächendeckendes Netzwerk unter Beibehaltung der vollen WLAN-Geschwindigkeit auf (dezidierter 5-GHz-Backhaul 4×4). Dabei kommunizieren alle Orbi Komponenten miteinander, erzeugen jeweils ein eigenes WLAN-Signal und tauschen direkt Daten miteinander aus – sie dienen somit nicht einfach als Range Extender. Das gesamte Mesh-Netzwerk läuft unter dem gleichen Netzwerknamen (SSID), der Wechsel von Knotenpunkt zu Knotenpunkt findet fließend statt. Jedes WLAN-Gerät wird mit dem Netzwerkknoten verbunden, der das stärkste Signal bietet (Access Point Steering) und auf dem für das Endgerät performantesten Band (2,4 oder 5 GHz) = Band Steering. Im Vergleich zu anderen Systemen nutzt Orbi RBK50 einen dezidierten Backhaul zwischen Router und Satellit mit 4×4 1,7 GBit/s. Damit sind hohe Reserven vorhanden und ein Ausbremsen der Endgeräte wird, im Vergleich zu Systemen mit 2×2-Backhaul, wo der Durchsatz am Endpunkt geringer sein kann, vermieden. Wettbewerber müssen mit Software versuchen, ein Loadbalancing zu erreichen. Die Performance ist aber unterm Strich schlechter und eher mit einer Router-Extender-Lösung vergleichbar als mit einem 4×4-System wie RBK50. Unabhängige Vergleichstests zeigen die Vorteile und Durchsatzraten dieser Architektur.
Weiterer Unterschied: Orbi verfügt für die Einbindung weiterer Geräte über drei Gigabit-LAN-Ports am Router und vier Ports am Satelliten, ebenso über USB. Mit dem RBK50-Zweierset sind Abdeckungen möglich, bei denen im Vergleich zu anderen Systemen mindestens drei Geräte notwendig wären. RBK40 und RBK30 sind etwas preiswerter und bewegen sich technisch auf dem Level des derzeitigen Wettbewerbs.“
Beate Winzer-Hierlmeier, Marketing Manager SMB Central Europe bei Netgear (Bild: Netgear)
Die Mesh-Vorteile sieht Beate Winzer-Hierlmeier von Netgear in der einfachen „Einrichtung (Web oder App) in Minuten, das bestehende (Provider) Gateway kann behalten werden. Telefonie und die Verbindung zum Internet (Modemfunktion) bleiben beim ‚alten‘ Gerät, während Orbi sich um das hochverfügbare WLAN im Haus kümmert. Zudem gibt es nur noch eine SSID (Netzwerknamen). Der ständige manuelle Wechsel zwischen Router-SSID und Repeater-SSID zum jeweils stärksten Knoten entfällt (keine ‚sticky clients‘ mehr). Weiterer Vorteil: Volle Internet-Geschwindigkeit, für die man zahlt, kommt auch bei jedem Endgerät an. Orbi WLAN verbindet das Endgerät außerdem automatisch mit dem stärksten Knoten und der besten Frequenz für das Gerät. Im Vergleich zu Repeatern wird der Durchsatz nicht halbiert, wie es bei Repeatern zwangsweise der Fall ist (gleichzeitiges Senden/Empfangen vom Repeater zum Router und vom Repeater zum Endgerät). Funktioniert auch mit Alexa (z.B. Gastnetzwerk ein/ausschalten oder Zugangsdaten senden). Mesh-Systeme ersetzen den ‚Wildwuchs‘ der versuchten WLAN-Verbesserung, die häufig nicht befriedigend verlaufen ist. Zum Router kommen ja nicht selten mehrere Range Extender oder auch Powerline-Adapter.“
Zu Mesh-Nachteilen, sagt Beate Winzer-Hierlmeier: „Auf den ersten Blick schreckt der Preis viele Interessenten ab. Ein Mesh-System ist in der Regel teurer als ein gängiger Router. Hier gilt es aber zu bedenken, dass es sich de facto bei Orbi um zwei Hochleistungs-WLAN-Router der neuesten Generation handelt. Wenn man zu einem gängigen Router die vielen Optimierungsversuche (Range Extender, Access Point, evtl. Powerline) addiert, relativiert sich der Anschaffungspreis. Darüber hinaus zeigen bisherige Kundenerfahrungen, dass Endkunden gern bereit sind, einen höheren Preis zu zahlen, wenn es denn auch das WLAN-Problem zufriedenstellend löst. Das ist mit den eben genannten Kombinationen aber nicht möglich, auch wenn diverse Hersteller das Gegenteil behaupten.“
Dieses Interview in voller Länge gibt es in der WiFi-WLAN-Sammlung von Dr. Harald Karcher.
WLAN-Experten definieren Mesh-Netze:
- David Sosnik, ASUS
- Dr. Gerd Thiedemann, AVM
- Robert Rudolph, D-Link
- Ralf Koenzen, Lancom Systems
- Martin Topf, Linksys
- Beate Winzer-Hierlmeier, Netgear
- Jeremy Barber, TP-Link
- Patrick Hirscher, Zyxel
Die Einleitung dazu erklärt die entsprechenden WLAN-Architekturen im Überblick. Die Fortsetzung berichtet, wie sich im AVM, Eero, Google, Luma und Orbi im Praxistest geschlagen haben.