Das Spiel kann beginnen
Von Kai Tubbesing
Der deutsche Gaming-Markt boomt: Allein im ersten Halbjahr 2019 kletterte der Umsatz mit Spielen und entsprechender Hardware laut Angaben des Verbands der deutschen Games-Branche (game) um 11 % auf insgesamt 2,8 Milliarden Euro. Kein Wunder, denn einer Bitkom-Umfrage zufolge zocken rund 43 % der Deutschen zumindest gelegentlich. Als beliebteste Spieleplattformen gelten Smartphones (85 %) und Spielekonsolen (77 %), gefolgt von Notebooks (74 %), Tablets (60 %) und Desktop-PCs (48 %). Tendenziell sind die Gamer bereit, neben ihrer wertvollen Zeit auch immer mehr Geld in ihr Hobby zu investieren – dazu tragen nicht zuletzt verbreitete Gaming-Trends wie laufend neue Abomodelle bei Online-Spielen sowie zwar allgemein unbeliebte, aber eben lukrative In-Game-Verkäufe bei. Der florierende Markt bringt die Branche in Zugzwang – und steigert die Nachfrage nach kompetenten Fachkräften, z. B. nach Game-Designern.
Gaming im Aufwärtstrend
Jobs in der Branche sind vor allem unter jungen Erwachsenen begehrter denn je. Dazu trägt eine einzigartige Digitalkultur bei, die ihren Ausdruck in Cosplays, Spiele-Streaming, weltweit übertragenen E-Sport-Turnieren sowie Publikums- und Unterhaltungsevents wie etwa im jährlichen Leipziger DreamHack findet.
Wenngleich auch die Zahl der direkt bei Entwicklern und Publishern Beschäftigten in Deutschland zuletzt auf rund 11.000 zurückging, scheint das Potenzial insgesamt noch lange nicht ausgeschöpft: Trendthemen wie Virtual-Reality-Gaming könnten künftig zusätzliche Wachstumsimpulse geben. Ein von der Hamburger Media School für 2015 herausgegebener Wert zum Anteil ausländischer Beschäftigter fällt mit einer Quote von 23 % überraschend hoch aus. Das könnte – ungeachtet der Attraktivität billiger ausländischer Entwicklerteams – auf einen Mangel an hiesigen Fachkräften hinweisen.
Der Verband der deutschen Games-Branche verzeichnete im Frühjahr 2019 insgesamt 614 Unternehmen, die in Deutschland Spiele entwickeln und vertreiben. (Bild: game)
Kreative Teamplayer
Funktion und Aufgabenfeld des Game-Designers entsprechen in etwa denen eines Filmregisseurs. Er fungiert als kreativer Kopf und Strippenzieher, viele Entwicklungsfäden laufen in seinen Händen zusammen. Als Planer und Schnittstelle zwischen einer Spielvision und den die Ideen umsetzenden Programmierern, Grafikern und weiteren Spezialisten dirigiert er das Entwicklerteam und behält dabei immer das Ziel im Auge. Ein gutes Konzept allein ist nämlich noch lange kein Garant für dessen funktionierende Umsetzung. Dabei gilt es auch, die für einzelne Entwicklungsabschnitte geplanten Budget- und Zeitvorgaben einzuhalten.
Branchen-Urgestein Björn Pankratz ist seit Ende 1999 als Game-Designer beim traditionsreichen Essener Spieleentwickler Piranha Bytes unterwegs. In dieser Funktion zeichnet er für die legendären Rollenspieltitel der Gothic- und Risen-Serien sowie Elex als jüngsten Spross der Spieleschmiede verantwortlich. Pankratz betont die Wichtigkeit einer Teamwork-first-Strategie:
- „Als Game-Designer ist man zwar der Vision Keeper und Creative Director, aber es wäre falsch, das gesamte Projekt nur auf das angebliche kreative Genie einer Einzelperson zu reduzieren. Die Spieleentwicklung ist in erster Linie eine Teamleistung mit internen Feedback-Schleifen, regem Ideenaustausch und viel Kommunikation untereinander. Ein funktionierendes Teamwork ist weitaus wichtiger, als nur eine originelle Idee zu haben. Hinter einem gelungenen Spiel steckt niemals nur ein einzelner Kopf.“
Die zentrale Aufgabe des Game-Designers besteht im Ausarbeiten grundlegender Spielideen und -mechaniken, deren Umsetzung er im Entwicklungsverlauf überwacht. Oder weniger verklausuliert ausgedrückt: Ein guter Game-Designer verliert den Spielspaß als entscheidenden Qualitätsfaktor niemals aus dem Auge und achtet darauf, Frusterlebnisse aufseiten des Spielers zu vermeiden. Insbesondere in kleineren Teams legt er selbst Hand an und bringt sich durch sein vielseitiges Know-how in die einzelnen Entwicklungsabschnitte ein. In diesem Fall übernimmt er in Personalunion sowohl die Aufgabe des Visionärs hinter einer der virtuellen Welten als auch die des Verantwortlichen für deren handfeste Umsetzung in weiteren Teilbereichen.
Cosplay ohne Kompromisse: Lightning Cosplay hat zwei Charaktere – Nasty und The Cleric (im Bild) – aus ELEX spielgetreu nachgestrickt. Die 3D-Modelle bekamen die Fan-Outfitter direkt von THQ Nordic und Piranha Bytes (Bild: Lightning Cosplay)
Kein Platz für Ego-Shooter
„In unserem Entwickler-Team arbeiten 32 Leute zusammen“, berichtet Pankratz. „Projekte von der Größenordnung unserer Spiele sind nur dadurch realisierbar, dass fast alle Beteiligten mehrere Aufgaben gleichzeitig übernehmen. Ich selbst bin zum Beispiel nicht nur Game-Designer, sondern komponiere auch den kompletten Soundtrack, schreibe einen Löwenanteil der Story, kümmere mich um das Welt-Design und erledige noch tausend weitere Dinge nebenher.“
Der kreative Teil der Arbeit umfasst etwa das Skizzieren einer grundlegenden Idee, der Geschichte und des Spielgeschehens, das Ausarbeiten von Charakteren und Inhalten sowie die Planung der Interaktionsmöglichkeiten des Spielers. Erst wenn diese Komponenten auf soliden Füßen stehen, macht sich das Entwicklerteam an die gemeinschaftliche Umsetzung. Allerdings sind der Kreativität hinter dem Schöpfungsprozess klare, marktwirtschaftliche Grenzen gesetzt. Denn um eine Vision überhaupt an den Mann bzw. Publisher zu bringen, gilt es, die aktuellen Genre-Trends im Gaming-Bereich ebenso im Auge zu behalten wie konkurrierende Produkte anderer Spieleschmieden.
Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag ist zuerst in unserer Magazinreihe „IT & Karriere“ erschienen. Einen Überblick mit freien Download-Links zu sämtlichen Einzelheften bekommen Sie online im Pressezentrum des MittelstandsWiki.
Einige Posten als Game-Designer sind auch an bereits vorhandene Vorstellungen und eine Vorgabe des Konzepts geknüpft, so etwa bei etablierten Spieleserien und deren Fortsetzungen. Dabei ist das thematische Feld ein breites: Sowohl unterhaltsame Lernsoftware für Vorschulkinder als auch knifflige Strategie- und epische Rollenspiele mit ihren zahlreichen narrativen Elementen verlangen nach einem guten Konzept und dessen Transfer in Regeln und Spielmechaniken.
Jump ’n’ Run
Einen staatlich anerkannten Ausbildungsweg zum Game-Designer gibt es bislang noch nicht, dazu ist das Berufsbild auch im Hinblick auf die unterschiedlichen Ansprüche potenzieller Arbeitgeber zu unspezifisch. Das wiederum eröffnet auch Quereinsteigern die Chance, sich das nötige Know-how selbst anzueignen und durch das Absolvieren von Praktika und kleinen Aufträgen in der Branche Fuß zu fassen. Wer sich das benötigte Wissen selbst aneignet und erste Erfahrungen im Bereich der Spieleentwicklung gesammelt hat, schafft den Einstieg auch ohne geregelte Ausbildung.
Auf herkömmlichem Weg ans Ziel führen beispielsweise die Bildungsangebote privater Anbieter. Zu den ältesten und renommiertesten Einrichtungen zählt etwa die im Jahr 2000 gegründete Games Academy. Aber auch branchennahe, staatlich anerkannte Ausbildungen können das Tor zu einem Job in der Spieleentwicklung aufstoßen. Dazu zählen Informatik, Medien- und Kommunikationsdesign oder ein Studium im Bereich 3D-Animation, wie es beispielsweise die TH Köln anbietet. Da sich die Ausbildungsinhalte in klassischen Studiengängen stark unterscheiden, ist bei der Wahl des Studienorts unbedingt auf mögliche Schwerpunktsetzungen zu achten: So bietet etwa die Universität Duisburg-Essen eine Ausbildung im Bereich der angewandten Informatik mit Schwerpunkt Medieninformatik an. Damit ist sie neben der TU München, der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und der Universität Paderborn auch einer der wenigen universitären Leuchttürme für angehende Game-Designer und Spieleentwickler. Insgesamt konzentrieren sich die staatlichen, halbstaatlichen und privaten Bildungsangebote auf jene Regionen, in denen auch die meisten Entwickler und Publisher sitzen: Berlin, Frankfurt, Hamburg, Bayern oder Nordrhein-Westfalen.
Seit dem Wintersemester 2016/17 bietet die Universität Würzburg den Bachelorstudiengang Games Engineering an. Er vermittelt die wissenschaftlichen und technischen Kenntnisse zur Entwicklung von Computerspielen, die solide Basis sind Informatik und Mathematik. (Bild: Universität Würzburg)
Björn Pankratz zufolge ist Learning by Doing aber nach wie vor das am meisten Erfolg versprechende Rezept. Das Beschreiten eines klassischen Ausbildungswegs könne zwar hilfreich sein, um Grundkenntnisse zu erwerben, sei aber keine Voraussetzung für den Erfolg in der Spielebranche:
- „Die härteste Währung ist die eigene Leidenschaft. Die einzelnen Bereiche in der Spieleentwicklung sind noch gar nicht so weit etabliert, dass ein reiner Ausbildungsnachweis automatisch zur gewünschten Stelle führt. Ich selbst habe zum Beispiel mit der Spieleentwicklung angefangen, um mir das Studium zu finanzieren. Und auch in unserem jetzigen Entwicklerteam ist es vor allem das Sammeln eigener Erfahrungen, das die Leute weiterbringt. Gerade bei den jüngeren Teammitgliedern handelt es sich häufig um Quereinsteiger, die teils direkt von der Schule kommen, sich leidenschaftlich mit dem nötigen Handwerkszeug auseinandersetzen und schon mal irgendwo programmiert haben. Andere wiederum haben eine passende Ausbildung gemacht, aber auch bei denen zählt es letztlich, erst einmal Erfahrungen zu sammeln. Wer etwas lange genug konsequent verfolgt, wird darin irgendwann automatisch gut. Diese Herangehensweise zieht sich übrigens quer durch das gesamte Entwicklerteam fort, egal wie lange man schon dabei ist: Wer aufhört, sich ständig weiterzubilden und zu verbessern, gehört schnell zum alten Eisen.“
Zu den Soft Skills des Game-Designers zählen in erster Linie Kreativität, aber auch ein ausgeprägtes logisch-analytisches und strukturiertes Denken sowie eine hohe Kommunikations-, Kompromiss- und Teamfähigkeit: Aufgrund seines offenen Ohrs für das restliche Entwicklerteam nimmt er Feedback auf, stößt immer wieder Problemlösungen an, vermittelt zielgerichtet seine Visionen und setzt die entscheidenden Impulse, um sein Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen. Das bedeutet auch, von liebgewonnenen Ideen Abstand nehmen zu können, wenn sie den Spielspaß nicht voranbringen. Ein solides Allgemeinwissen und ein Überblick über Computerspiele, Filme und Geschichtskenntnisse runden das Profil des Game-Designers ebenso ab wie Erfahrungen im Projektmanagement und Grundlagenwissen im betriebswirtschaftlichen Bereich.
Einsatz und Gewinn
Ebenso unterschiedlich wie die Ausbildungswege fallen auch die Ansprüche möglicher Auftrag- und Arbeitgeber aus, welche von ihrem kreativen Projektleiter teils die Spezialisierung in einem oder mehreren technischen Bereichen der Spieleentwicklung erwarten. Somit kann auch das Arbeiten als Programmierer, Level-Designer, Grafiker oder 3D-Animateur den Weg zum Game-Designer ebnen. Zumindest ist damit ein erster Schritt getan, professionell in der Spieleindustrie Fuß zu fassen.
Eine Faustformel zur Gehaltsberechnung für einen Posten als Game-Designer lässt sich nicht aufstellen. Zwar gibt die Bundesagentur für Arbeit für „Berufe im Grafik-, Kommunikations- & Fotodesign – komplexe Spezialistentätigkeiten“ ein häufig zitiertes, mittleres Einkommen von knapp 3200 Euro an, das tatsächliche Gehalt hängt jedoch in erster Linie von den persönlichen Fähigkeiten, der eigenen Erfahrung und natürlich vom jeweiligen Arbeitgeber ab. Zudem sind gut bezahlte Jobs rar gesät: Den wenigen, ausgeschriebenen Stellen steht eine deutlich höhere Anzahl an interessierten Bewerbern gegenüber.
Ruhm und Reichtum
Die Gaming-Szene ist für IT-Profis von jeher eine quasi natürliche Umgebung. Das gilt insbesondere auch für einen sich in letzter Zeit rasant ausbreitenden Bereich, der sich aber weniger mit der Entwicklung als mit dem Spielen an sich beschäftigt: Einer PwC-Studie zufolge ist Deutschland in Sachen E-Sport europaweit Spitze. Der Markt für die professionelle Zockerei verzeichnete allein für das Jahr 2018 einen Gesamtumsatz von 62,5 Millionen Euro, dazu zählen Ticketverkäufe für Live-Events, die Verwertung von Medienrechten und vor allem das Sponsoring: Sportvereine und klassische Unternehmen versuchen E-Sport-Idole entweder zu Marketing-Zwecken einzusetzen oder unterhalten eigene, digitale Zockerteams – so wie etwa der Fußball-Bundesligaverein FC Schalke 04, der in diesem Jahr als erster Vertreter aus der traditionsreichen Fußballzunft an der offiziellen Eröffnungszeremonie der Gamescom teilnahm.
2019 verfehlte der FC Schalke 04 Esports im Halbfinale gegen Fnatic den Einzug in die Endrunde der League of Legends European Championship und schloss die Saison mit einem respektablen 4. Platz ab. (Bild: FC Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V.)
Wer besonders talentiert ist, häuft durch das kompetitive Spielen von Titeln wie Dota 2, League of Legends, FIFA Soccer oder Fortnite schnell ein kleines Vermögen an: Die Webseite esportsearnings.com summiert die Preisgelder der weltweit erfolgreichsten Spieler und führt gegenwärtig rund 80 Selfmade-Dollar-Millionäre auf. Allein für das internationale Dota-2-Turnier The International 2018 lobten die Veranstalter ein Gesamtpreisgeld von über 25 Millionen Dollar aus. Einer der derzeit erfolgreichsten Spieler kommt übrigens aus Deutschland: Im Verlauf seiner bisherigen Karriere konnte Kuro Takhasomi bislang über 5,1 Millionen US-Dollar einsammeln.
Aber auch abseits der Weltelite lassen E-Sport-Turniere die Kassen klingeln und bieten selbst ambitionierten Amateuren ein attraktives Zubrot: Die Turnierserie City Masters von MateCrate richtet sich an genau diese Zielgruppe, gespielt wird League of Legends, mitmachen kann jeder. Die Spieler registrieren sich zunächst in einer Stadt und treten gegeneinander an, um die jeweils 28 besten Teilnehmer zu bestimmen. In den Finalrunden messen sich schließlich die Städte untereinander, der Sieg geht also an ein komplettes Team. Zu gewinnen gibt es Sach- und Geldpreise im Wert von rund 10.000 Euro. Das offene und basisverbundene Konzept scheint anzukommen: Für die erste Runde registrierten sich 12.000 Spieler, in der kommenden Saison rechnet der Veranstalter mit einer Verdoppelung der Teilnehmerzahlen.
Multiplayer-Modus
Beim Umsetzen eines Game-Designs kommt dem Programmierer eine entscheidende Rolle zu, denn er überträgt die Ideen in harten Code und erweckt sie dadurch zum Leben. Er bringt nicht nur solide Informatikkenntnisse mit, sondern beherrscht unterschiedliche Programmiersprachen und fühlt sich in den gängigsten Spiele-Engines zu Hause. Zu den verbreitetsten Laufzeit- und Entwicklungsumgebungen zählen die CryEngine, Unity oder die Unreal Engine. Einige Entwicklerstudios setzen jedoch auch auf Eigenentwicklungen.
Für die Verbildlichung eines Spiels zeichnen Grafikdesigner in ihren jeweiligen Spezialgebieten verantwortlich. Diese reichen von handgezeichneten 2D-Grafiken über Texturen, Animationen und visuellen Effekten wie Licht und Schatten bis hin zu 3D-Modellen von Spielecharakteren und Objekten. Arbeitsgrundlage sind professionelle Bildbearbeitungsprogramme wie Adobe Photoshop oder spezielle 3D-Modellierungssoftware wie 3ds Max und Maya. Auch grundlegende Konzeptgrafiken hängen von der Arbeit der Grafikdesigner ab. Sie sorgen dafür, dass die visuelle Umsetzung des Spiels einem einheitlichen und gleichzeitig unverwechselbaren Stil folgt.
Unterstützung erhalten sie durch den Visual FX Artist, der sich sowohl im Grafikdesign als auch in der Programmierung zu Hause fühlt und die visuellen Elemente des Grafikdesigners in das Spiel einbindet. Anschließend fügt ein Level-Designer die grafischen Einzelteile und Modelle zu Spielabschnitten zusammen und schafft somit für den Spieler begehbare Räume. Dem kommt unter anderem in Open-World-Titeln eine besondere Bedeutung zu: Geschickt platzierte, visuelle Elemente führen den Spieler unbewusst entlang der vorgesehenen Pfade und sorgen dafür, dass er dem angedachten Spielverlauf von Fixpunkt zu Fixpunkt folgen kann, statt sich im virtuellen Niemandsland zu verirren.
Vergleichbares leistet der Sound-Designer bei der akustischen Untermalung der Spielerhandlungen. Ein immersives Hörerlebnis verlangt beispielsweise nach authentisch widerhallenden und räumlich gut zu ortenden Schritten sowie vielen anderen, kleinen Klangereignissen. Das setzt einen sicheren Umgang mit Studiotechnik und den branchenüblichen Aufnahme- und Bearbeitungsprogrammen voraus.
Viele Spiele leben zudem von einer mitreißenden Geschichte. Hier sind begabte Autoren gefragt, die sich des oftmals nichtlinearen Ablaufs bewusst sind und es dennoch schaffen, die Interaktionsmöglichkeiten des Spielers mit einer spannenden Story in Einklang zu bringen. Sie verfeinern die konzeptuellen Vorgaben des Game-Designers, verpacken den Spielablauf in eine facettenreiche Geschichte und geben Charakteren Tiefe, um eine emotionale Verbindung zum Spieler herzustellen. Das gelingt unter anderem durch glaubhafte Dialoge und nötigt dem Profi viel rhetorisches Geschick ab, bietet daher aber auch Geisteswissenschaftlern, Journalisten und anderen Kommunikationsprofis eine Möglichkeit zum Quereinstieg. Ähnliches gilt für Lokalisierungsspezialisten, die weit mehr sind, als nur Übersetzer für einen weiteren Zielmarkt. Sie versuchen, den grundlegenden Ton des Originals auch in anderen Ländern und Kulturen zu erhalten, denn längst nicht jede sprachliche Anspielung funktioniert überall gleich gut.
Management-Level
Weitere Tätigkeitsfelder sind eher im Randbereich der eigentlichen Entwicklungsarbeit anzusehen. So schaut etwa ein bodenständiger Spieleproduzent den Programmierern und Kreativen mit Hinblick auf den Abgabetermin und die Kosten auf die Finger. Er erstellt Arbeitspläne, koordiniert die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Abteilungen und die Kommunikation zwischen Publisher und Entwicklerteam, um betriebswirtschaftlich motivierte Erwartungen und kreative Wünsche auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Auch die Qualitätssicherung ist von Bedeutung: Ein guter Quality Assurance Manager bringt grundlegendes Informatik- und Entwicklungs-Know-how mit und hilft bereits in einem frühen Projektstatus, technische Probleme und Programmierfehler zu eliminieren.
Wer als leidenschaftlicher Zocker einen Einstieg in die Branche sucht und als Kommunikationstalent unter anderem eine hohe Social-Media-Affinität mitbringt, kann zudem als Community Manager anheuern. Das Aufgabenfeld umfasst nicht nur die Fanbetreuung, sondern auch die Weitergabe von Feedback und das Sammeln von Wünschen an die Entwickler.
Mein Spiel beginnt
Beschäftigungsmöglichkeiten in der Gaming-Branche decken also insgesamt einen sehr weiten Bereich ab und nicht alle erfordern eine Ausbildung zum Programmierer oder Grafiker. Mit viel Leidenschaft und Talent schaffen es auch Quereinsteiger, auf den Spielezug aufzuspringen.
Kai Tubbesing arbeitet als freier Fachjournalist, Texter für Unternehmen und Agenturen sowie Übersetzer im Herzen des Ruhrgebiets. Sein Kompetenzportfolio umfasst neben klassischen IT-Themen wie Netzwerktechnologien, Security und PC-Hardware auch den Mobilgeräte- und Audiobereich. Bis 2017 war er als leitender Redakteur und stellvertretender Chefredakteur in der deutschen Redaktion von Tom’s Hardware tätig.