Auflagen sind lästig, aber notwendig
Von Sabine Philipp
„Berufsgenossenschaften! Das sind doch die, die immer nur Geld wollen. Und dann kommen sie noch in meinen Betrieb, bringen alles durcheinander und geben alberne Anweisungen!“ – Aber sind die Auflagen wirklich purer Nonsens? Wer das alles für reine Abzocke hält, sollte sich einmal ansehen, was er denn für sein Geld geboten bekommt. Neben Leistungen bei einem Arbeitsunfall gibt es noch jede Menge Extrabonbons für den Unternehmer, die im Betrieb viel Geld sparen helfen.
Derzeit gibt es 25 gewerbliche Berufsgenossenschaften. Sie sind nach Branchen gegliedert und im Spitzenverband der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) organisiert. Neben der Absicherung von Arbeits- und Wegeunfällen gehört die Prävention zu ihren Kernkompetenzen. Dazu erstellen die Berufsgenossenschaften Unfallverhütungsvorschriften wie die BGV A1. Kontrolliert wird das Ganze vom Technischen Aufsichtsdienst (TAD). Die Fachleute kommen aber nicht nur, um zu meckern. Sie helfen und beraten rund um den Arbeitsschutz.
Infos auf Mausklick
Da die Berufsgenossenschaften vor allem daran interessiert sind, Unfälle zu vermeiden, bieten viele von ihnen jede Menge Infos über allgemeine Risiken und spezifische Probleme, wie etwa den Umgang mit Gefahrstoffen. Auch konkrete Sicherheitsinformationen, beispielsweise über das Aufspannen von Seilscheiben, lassen sich gratis abrufen. Ebenso finden sich diverse Unfallverhütungsvorschriften, praktische Checklisten, Erläuterungen zu Gefahrsymbolen und Sicherheitschecks auf den Webseiten der Vereinigungen.
Sehen Sie sich den Internet-Auftritt Ihrer Berufsgenossenschaft bei Gelegenheit also einmal genauer an. Oder vielleicht werden Sie ja auf dem Portal einer anderen fündig. Auf der Website der DGUV finden Sie eine Liste aller Berufsgenossenschaften.
Schulungen bringen Sicherheit
Die Berufsgenossenschaft kümmert sich auch um die Ausbildung derjenigen, die sich in Ihrem Betrieb um die Arbeitssicherheit kümmern. Je nachdem, in welcher Branche Sie tätig sind, gibt es obendrein noch Kurse, wie man mit besonderen Gefahren umgehen sollte. So bietet etwa die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) Schulungen an, die sich mit der Verhinderung feuchtigkeitsbedingter Hautschäden und dem entsprechenden Pflegeprogramm beschäftigen. Sie kommt dazu auf Anfrage sogar in Ihren Frisörbetrieb.
Rekonvaleszenten wieder eingliedern
Nach einem Unfall hilft Ihnen die Berufsgenossenschaft, Ihre Leute wieder auf Vordermann zu bringen. Noch am Krankenbett kommt ein Berufshelfer vorbei und bespricht mit Ihrem Mitarbeiter seine beruflichen Perspektiven. Sollte Ihr Angestellter nicht mehr an seinen alten Arbeitsplatz zurückkehren können, springt die Berufshilfe ein. Dabei werden Maßnahmen unterstützt, die den Kollegen wieder zurück an den Arbeitsplatz bringen können – das kann auch eine Umschulung zu einem Bürojob sein. Denken Sie doch mal nach, wo Sie den Patienten einsetzen könnten, und besprechen Sie dann gemeinsam die weiteren Schritte. Möglichkeiten gibt es viele (siehe auch Weiterbildung).
AMS finden Schwachstellen
Beim Arbeitsschutz versteht Vater Staat keinen Spaß. Leider kann man im Dickicht der Gesetze schnell eine Vorschrift übersehen. Wenn dann was schief geht, wird’s unbequem. Hier schaffen Arbeitsschutzmanagementsysteme (AMS) praktische Abhilfe. Sie ermöglichen es Ihnen, systematisch alle potenziellen Schwachstellen im Betrieb zu entschärfen. Bei Fragen können Sie sich auch hier wieder an Ihre Berufsgenossenschaft wenden. Manchmal bekommen Sie dafür sogar einen Rabatt, wie beispielsweise bei der Bergbau-Berufsgenossenschaft (BBG). Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) hat mit ihrem qu.int.as® sogar ein eigenes, zertifizierbares Qualitätsmanagementsystem mit integriertem Arbeitsschutz auf die Beine gestellt.
Fazit: Service nutzen, Gefahren bannen
Natürlich wollen Berufsgenossenschaften auch Geld von Ihnen sehen. Sie nutzen es, um ihren Betrieb in Punkto Arbeitssicherheit genau unter die Lupe zu nehmen. Selbstverständlich werden sie Sie auch kräftig ausschimpfen, wenn Sie schludern. Sehen Sie das aber nicht nur negativ. Eine kluge Unternehmensführung ist dankbar, wenn man sie auf Problemstellen aufmerksam macht. Das ist immer noch besser, als fahrlässig Unfälle zu riskieren – denn das wird extrem ungemütlich.