Beteiligungsmodelle

Keine Angst vor Heuschrecken

Von Sabine Philipp

Seit Münteferings Heuschreckendebatte haben Beteiligungsfirmen vielerorts einen schlechteren Ruf als Attila der Hunnenkönig. Dabei sind sie oft zuverlässige Retter in der Not.

Beteiligungskapital ist im Grunde Eigenkapital, kombiniert mit Managementberatung und fortlaufender Betreuung. Sie bekommen die Mittel für einen fest umrissenen Zeitraum und für ein festes Ziel zur Verfügung gestellt. Das kann der Prototyp sein, der zur Reife gebracht wird, die Forschung und Entwicklung von innovativen Produkten, die Sanierung eines Unternehmens oder ein geplanter Börsengang. Ein entscheidender Vorteil: Um in den Genuss von Beteiligungskapital zu kommen, brauchen Sie keine banküblichen Sicherheiten. Auch etliche Fördermodelle sind als Beteiligungen angelegt.

Formen und Varianten

Es gibt gemeinhin drei Eigenkapitalanlageformen: Venture Capital, Buy Outs und Mezzanine-Finanzierung (siehe auch Finanzierungsalternativen im Mittelstand).

Venture-Capital lässt sich in Early und Later Stage einteilen. Early Stage richtet sich vorrangig an junge Unternehmen, die sich in Gründung befinden und/oder eine Anschubfinanzierung für neue Produkte benötigen, bis sie den Break-even erreichen. Bei Later Stage besteht die Klientel aus etablierten Unternehmen, die sich etwa in einer Wachstumsphase befinden. Hier gibt es mehrere Sonderszenarien:

  • Das Bridge Capital hilft, die Eigenkapitalquote aufzustocken, wenn es an die Börse geht.
  • Beim Replacement Capital werden Gesellschafter ausgezahlt, die ein Unternehmen verlassen wollen.
  • Das Turnaround Financing hilft Unternehmen weiter, die nach einer schwierigen Phase wieder Licht am Ende des Tunnels sehen, bis die Restrukturierung geglückt ist.

Bei den Buy Outs werden Unternehmen übernommen, z.B. wenn ein Unternehmer in den Ruhestand gehen möchte und keinen Nachfolger findet. Buy Outs sind auch beliebt, wenn sich Firmen von einem Geschäftszweig trennen möchten.

Mezzanine-Finanzierungen sind komplexe Instrumente zur Kapitalaufstockung, typischerweise in Expansionsphasen, die in aller Regel mittel- bis langfristig ausgelegt sind. Sie erfordern sorgfältige Abstimmungs- und Prüfungsprozesse und eignen sich vorwiegend für Unternehmen, die sich bereits am Markt bewährt haben und über relativ hohe Eigenkapitalbestände verfügen.

So kommen sie ins Boot

Meist übernehmen Beteiligungsfirmen Kommandit- oder GmbH-Anteile bzw. Aktien von nicht börsennotierten Gesellschaften. Nicht selten gibt es auch Finanzierungsmodelle in Form von stillen Einlagen. Die Details werden im Gesellschaftsvertrag geregelt. Die Unternehmenswertermittlung erfolgt gemeinhin durch das anerkannte Ertragswertverfahren, das in Abhängigkeit von der nachhaltigen Ertragskraft des Unternehmens steht.

Eigenständigkeit und gemeinsame Ziele

Beteiligungsfirmen wollen gewöhnlich keinem ins Handwerk pfuschen. Dafür haben sie auch gar keine Zeit und es ist auch nicht ihre zentrale Aufgabe. Sie können also relativ eigenständig bleiben, wenn Sie selbst solide Arbeit leisten.

Da die Firmen im schlimmsten Fall ihre gesamten Investitionen verlieren können, sind sie aber natürlich daran interessiert, Schieflagen zu vermeiden und das Unternehmen auf Vordermann zu bringen. Sie beanspruchen deshalb auch ein Mitspracherecht, etwa durch einen Sitz im Aufsichtsrat oder in ähnlichen Gremien. Selbstverständlich möchten die Investoren auch regelmäßig informiert und bei wichtigen Entscheidungen mit eingebunden werden. Da sie in der Regel über einen großen Erfahrungsschatz und ein gutes Netzwerk an kompetenten Partnern verfügen, stehen sie aber auch in allen geschäftsrelevanten Bereichen mit Rat und Tat zur Seite. Wie stark Sie davon Gebrauch machen möchten, entscheiden Sie letztlich selbst.

Den richtigen Partner finden

Erste Anhaltspunkte können Wirtschaftsprüfer, Steuerberater oder IHKs geben. Auch auf der Website des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) können mittelständische Unternehmen auf Brautschau gehen. Da hier klare Anforderungen an die Fairness gestellt werden, ist die Gefahr, an Abzocker zu geraten, bei den Verbandsmitgliedern eher gering. In der Abteilung „Mitglieder“ finden Sie auch eine Liste mit regional operierenden Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften, das sind privatwirtschaftlich organisierte Selbsthilfeeinrichtungen, zu deren Gesellschaftern auch Kammern und Wirtschaftsverbände gehören.

Wenn Sie einen potenziellen Partner gefunden haben, dann nehmen Sie telefonisch oder schriftlich ersten Kontakt auf. Stellen Sie sich kurz vor und fragen Sie nach, ob ein grundsätzliches Interesse besteht. Bereiten Sie sich aber gut auf diese Gespräche vor, denn man wird Sie sicher auf Herz und Nieren prüfen.

Besteht prinzipielles Interesse, gilt es zunächst einen Businessplan zu erstellen. Gemeinsam mit der Analyse der letzten Jahresabschlüsse bildet er die entscheidende Gesprächsgrundlage.

Beteiligung will Gewinne

Natürlich unterstützen Sie die Investoren nicht aus reiner Nächstenliebe. Sie profitieren vom gestiegenen Unternehmenswert, wenn sie die Anteile gegen Ende der Partnerschaft veräußern. In der Regel geschieht das durch eine Börseneinführung. Manchmal erwerben aber auch Mitgesellschafter die Anteile.

Wo es was zu holen gibt…

Natürlich gibt es auch die bösen „Heuschrecken“, die Unternehmen billig aufkaufen und dann in ihre Einzelteile zerlegen. Solche Übernahmespezialisten stürzen sich aber in erster Linie auf börsennotierte Gesellschaften. Sie beschaffen sich substanzielle Aktienanteile und fressen dann den Konzern von innen auf. Die Debatte um ein Regulierungsgesetz ist deshalb durchaus wichtig. Mit diesen gefräßigen Grashüpferhorden haben glaubwürdige Beteiligungsfirmen, wie etwa jene vom BVK, aber nichts gemein.

Fazit: Stark bleiben, Engpässe überwinden

Kein Unternehmer lässt sich gerne das Heft aus der Hand nehmen. Und das muss auch nicht sein. Alternative Formen der Kapitalbeschaffung können in verschiedenen Phasen der Unternehmensentwicklung das Eigenkapital aufstocken helfen, ohne die unternehmerische Autonomie vollständig aufzuheben. Es gilt jedoch, besondere Sorgfalt in der Abstimmung der passenden Beteiligungsform und vor allem in der Auswahl der Partner walten zu lassen. Vor übereilten Arrangements ist in jedem Fall zu warnen. Im Idealfall profitiert Ihr Betrieb jedoch vom Know-how des Investors ebenso wie von seiner Finanzspritze. Und die Beteiligungsfirma macht auch ihren Schnitt.

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