Business Clouds für Österreich: Woher Öster­reich seine Cloud-Ressourcen bezieht

An der Wolke führt kein Weg vorbei, schon aus Kosten­gründen. Aller­dings sind viele Unter­nehmen zu Recht vor­sichtig, wenn es darum geht, kri­tische Fir­men­daten im Aus­land ver­arbeiten zu lassen. Hybride Clouds sind die eine Lösung, die andere sind Rechenzentren und Cloud-Services auf österreichischem Boden.

Sicherheitshalber cloud.at

Von Friedrich List

Zurzeit nutzen laut Eurostat nur 17 % aller Unternehmen in Österreich Cloud Computing; im größeren Nachbarland Deutschland sieht es nicht viel besser aus. Hier sind es 16 %. An der Spitze liegt die finnische Wirtschaft. 57 % der dortigen Unternehmen haben die Cloud bereits für sich entdeckt.

Das Interesse wächst

Allerdings ist die Zurückhaltung nicht mangelndem Interesse geschuldet – im Gegenteil. Der österreichische Cloud-Provider Timewarp fragte im Frühjahr 2017 rund 200 IT-Entscheider nach ihren Erfahrungen und Interessen. Nur 11 % gaben an, das Potenzial der Cloud in ihrem Unternehmen bereits ausgeschöpft zu haben. 46 % hatten die Cloud bisher gar nicht oder nur in geringem Umfang genutzt, während sich 41 % im Mittelfeld positionierten. Auf der anderen Seite erklärte ein Großteil der Befragten, die Cloud in den nächsten zwölf Monaten stärker als bisher nutzen zu wollen.

Vier Fünftel der Befragten äußerten jedoch gerade mit Blick auf die Datensicherheit Zweifel und neigten eher dazu, einen Dienstleister im eigenen Land zu bevorzugen. 64 % machten sich Sorgen wegen der Abhängigkeit von einem Cloud-Anbieter, drei Fünftel wegen des Mangels an Kontrolle. Umfragen bei IT-Verantwortlichen in Deutschland zeichnen ein ähnliches Bild. Man traut auch hier eher den Anbietern im eigenen Land oder zumindest in einem der europäischen Länder mit hohem Standard in puncto Datenschutz, Datensicherheit und technologischer Expertise. Auch internationale Business-IT-Diensteanbieter (Microsoft, AWS, Oracle etc.) nehmen diese Besorgnis mittlerweile ernst und haben nach Ende des Safe-Harbor-Abkommens mit den USA verstärkt in eigene Rechenzentren auf europäischem Boden investiert. Ob die Datenschutz-Grundverordnung, die ab 25. Mai 2018 in Europa einheitlich anzuwenden sein wird, an den Landespräferenzen viel ändern wird, bleibt abzuwarten. Stand der Dinge ist jedenfalls, dass es – wohl in Reaktion auf genau diese Bedenken – in der Alpenrepublik eine relativ vielfältige Landschaft von Cloud-Anbietern gibt. Darunter sind traditionsreiche Häuser mit großer Infrastruktur, aber auch kleinere Mittelständler und innovative Start-ups. Das wachsende Interesse an Cloud-Diensten wird auch diese Landschaft weiter blühen lassen.

Cloud-Anbieter aus Österreich

Das Angebot von Cloud-Diensten, ob SaaS (Software as a Service) oder PaaS (Platform as a Service), wächst, ist aber auch unüberschaubar. In Österreich wie in Deutschland tummeln sich die Großen der Branche mit eigenen Standorten, also Unternehmen wie Amazon Web Services, Google, IBM oder der deutsche SAP-Konzern. Oracle ist in beiden Ländern präsent, spielt in hierzulande aber keine große Rolle. Marktführer in Deutschland ist der ehemalige Staatskonzern Deutsche Telekom, muss sich die Position aber mit British Telecom und IBM teilen.

Laut der Online-Plattform cloudstanding.at sind die herausragenden österreichischen Anbieter das zur Telekom Austria Group gehörende Unternehmen A1 sowie ACP, ein herstellerunabhängiger IT-Provider, und die in Wien ansässige Timewarp IT Consulting GmbH. Die drei Unternehmen bieten ein breites Spektrum sowohl von IT-Services als auch von Beratungsleistungen an. Ihre Rechenzentren stehen in Österreich, was Sicherheitsbedenken wirkungsvoll entkräften dürfte.

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Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserer Magazinreihe von Heise-Beilagen. Einen Überblick mit freien Download-Links zu sämtlichen Einzelheften bekommen Sie online im Pressezentrum des MittelstandsWiki.

A1 ist der größte Anbieter von IT-Infrastruktur in Österreich. Das Unternehmen expandiert zurzeit auch in die Schweiz und nach Slowenien. A1 bietet Cloud-Lösungen für Behörden und andere öffentliche Institutionen, das Bank- und Finanzwesen, die Gesundheitsindustrie und das produzierende Gewerbe an. Zu den Kunden zählen neben großen Firmen und Institutionen auch viele Mittelständler. Zudem kann A1 von Konzeption und Beratung bis hin zur tatsächlichen Realisierung das gesamte Leistungsspektrum abbilden. Über MS ExpressRoute bietet das Unternehmen eine Anbindung an die Azure-Plattform von Microsoft, sodass sich Dienste wie Office 365 in das bestehende Firmennetz integrieren lassen.

ACP arbeitet für fast denselben Kundenkreis wie A1. Gegründet 1993 in Wien, verfügt das Unternehmen heute über 36 Niederlassungen in Deutschland und Österreich. Es liefert maßgeschneiderte End-to-End-Lösungen für Behörden, Unternehmen und Organisationen jeder Größe. Zum Leistungsportfolio gehören Consulting, Beschaffung, Integration, Managed Services sowie die Finanzierung für das gesamte IT-Sortiment. Kunden können ihre Unternehmens-IT auch ganz oder teilweise in die ACP-Rechenzentren in Wien und München auslagern. Das Portfolio für Managed Services reicht von einzelnen IT-Tasks bis zum Komplett-Hosting.

Von der Kopfzahl der Mitarbeiter betrachtet, ist die Timewarp Consulting GmbH ein kleiner Mittelständler. Das Unternehmen beschäftigt rund 85 Mitarbeiter innerhalb und außerhalb Österreichs. Timewarp ist ein inhabergeführtes Unternehmen mit Sitz in Wien. Es wurde 2001 von Michael Pambalk-Rieger gegründet und gehört heute zur Coop-IT-Gruppe. Timewarp bietet ausschließlich Cloud-Services an. Je nach Kundenwunsch können das Hybrid, Private, Managed oder Public Clouds sein. In den Bereichen Housing, Hosting und XaaS hat das Unternehmen mehrere hundert Kunden aus verschiedenen Branchen. Timewarp ist Microsoft-Partner und betreibt zwei Tier-III-Rechenzentren in Wien.

… und darüber hinaus

Die Fabasoft AG hat ihren Firmensitz in Linz, ist aber europaweit als Softwarehersteller und Anbieter von Cloud-Lösungen aktiv. Das Unternehmen hat rund 200 Mitarbeiter und ist an der Frankfurter Börse notiert. Anfang 2016 erhielt Fabasoft von EuroCloud, einem Zusammenschluss europäischer Cloud-Anbieter, die bestmögliche Zertifizierung von fünf Sternen für seine Cloud-Dienste. Das Unternehmen unterstützt seine Kunden dabei, ihre digitalen Geschäftsprozesse reibungslos in die Cloud zu verlagern und dort sicher zu betreiben. Hinzu kommen Lösungen für die Zusammenarbeit und das Teilen von Daten über Unternehmens- oder Ländergrenzen hinweg. Fabasoft arbeitet viel für öffentliche Auftraggeber, aber auch für Unternehmen mit hohen Sicherheitsanforderungen. Hauptprodukte sind die eGov-Suite für Kommunen und Behörden sowie die Fabasoft Personalakte. Die Lösung Folio ist eine Business-Suite mit Dokumentenmanagement, ECM etc., inklusive Archivierung. Die eGov-Suite wird fast in ganz Österreich genutzt und ist auch in den Nachbarländern Deutschland und der Schweiz weit verbreitet.

Interxion ist eigentlich kein österreichisches Unternehmen, sondern ein Konzern mit Hauptsitz in Holland. Allerdings ist Interxion bereits seit 25 Jahren im Lande aktiv und betreibt zwei eigene Rechenzentren, in denen viele renommierte Unternehmen ihre Cloud-Infrastrukturen haben. Der Wiener Standort gehört sogar zu den am besten vernetzten Einrichtungen dieser Art in Europa und bietet Anbindungen an mehr als 100 Carrier und Internet Service Provider. Interxion Österreich hostet zudem drei Internet-Netzknoten.

Ähnlich traditionsreich wie A1 ist die Raiffeisen Informatik GmbH, ein IT-Dienstleister der österreichischen Raiffeisen-Bankengruppe mit Sitz in Wien. Das Unternehmen wurde 1969 gegründet und gehört zu den größten Anbietern von IT-Dienstleistungen in Österreich. Das Angebot umfasst auch Cloud-Infrastrukturen, wofür das Unternehmen 2012 den EuroCloud Austria Award erhielt. Die Zusammenarbeit mit Raiffeisen Informatik ist für Unternehmen interessant, die kurzfristig auf Kapazitätsengpässe reagieren müssen oder ihre firmeneigene IT-Infrastruktur ausgelastet haben, aber die Investition in zusätzliche Anschaffungen scheuen. Das Unternehmen verfügt über 32 Niederlassungen in 100 Ländern, arbeitet aber in erster Linie für Unternehmen der Raiffeisen-Bankengruppe und für verschiedene Finanzdienstleister. Der Anbieter stellt in seinen Rechenzentren Cloud-Dienste zur Verfügung, mit denen die Kunden auf standardisierte IT-Infrastrukturen, also Rechen- und Netzwerkkapazitäten sowie Datenspeicher zugreifen können. Auch Plattformen und Software sind Teil des Leistungsspektrums.

Innovative Speicherlösungen

Wer sicher sein will, dass die sensiblen Firmendaten auf Servern in Österreich bleiben, findet bei Speicherblock Österreich eine passende Lösung. Dabei tritt das Unternehmen selbst als Mittler für seine inländischen Partner Interxion, Raiffeisen, NetApp, Anexia, Veeam, iPlace etc. auf. Unter den Partnern sind zudem Spezialisten aus den Bereichen Storage, Backup und Rechenzentrumsbetrieb. Der Kunde hat die Wahl zwischen verschiedenen Standorten und außerdem Zugriff auf ein Expertennetzwerk in Österreich.

Das Start-up CrossCloud schlägt einen neuen Weg bei der Bereitstellung von Speicherplatz für seine Kunden ein. CrossCloud wurde von Absolventen der Technischen Universität Graz gegründet und bietet eine Bring-your-own-Storage-Lösung für Unternehmen, die es möglich macht, Cloud-Dienste wie Dropbox im Unternehmen kontrolliert, transparent und sicher zu nutzen. CrossCloud hat dafür einen Client und eine Administratorkonsole, wobei der Client es Anwendern erlaubt, auf Daten in verschiedenen Cloud-Speichern wie Dropbox, Microsoft OneDrive for Business oder Windows Shares zuzugreifen und diese zu bearbeiten, zu synchronisieren oder zu verteilen. Die Adminkonsole dient dagegen dazu, die Arbeit mit den Daten zu überwachen und diese zu schützen. CrossCloud ist für Privatanwender kostenlos, für mehr als drei Nutzer aber kostenpflichtig. Außerdem arbeiten die Gründer zurzeit an einer Zugriffslösung für mobile Endgeräte.

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