Das nächste Auto ist ein Mobilgerät
Dauert die Dienstreise mit dem Firmenwagen wieder einmal mehrere Stunden, ist man dankbar, wenn man sich am Steuer abwechseln kann. Der Wechsel am Fahrersitz ist aber keine Sache von Sekunden. Sitzhöhe, Lenkradabstand und -höhe, Rück- und Seitenspiegel – es gibt viele Einstellungen, die man von Hand anpassen muss, bevor man wieder in den Verkehr einfädelt. Anders sieht es aus, wenn das Dienstfahrzeug intelligent ist und selbst die notwendigen Änderungen vornimmt.
Unternehmen wie BMW Car IT arbeiten an intelligenten Softwarelösungen für Fahrzeuge. Damit wird nicht nur die Individualisierung eines Fahrzeugs auf Knopfdruck möglich, auch eine automatische Überwachung der Fahrzeugfunktionen, die elektronische Störungsmeldung an die Werkstatt und Ferndiagnosen sind damit keine Zukunftsmusik mehr. Nicht zuletzt halten auch Online-Dienste in die Autos Einzug, samt E-Mails, Internet-Surfen, sozialen Netzwerken und Webradio. Die Online-Navigation ist selbstverständlich auch dabei.
Online auf der Autobahn
Die Dienste von Audi Connect z.B. liefern Musik aus dem Internet, aktuelle Kraftstoffpreise, Nachrichten, Reise- und Wetterinformationen und je nach Modell auch aktuelle Hinweise zu Zug- und Flugverbindungen, die man erreichen möchte. Auch einen mobilen WLAN-Hotspot hat ein entsprechendes Fahrzeug zu bieten, sodass Vielfahrer z.B. die Standzeit im Auto für Online-Recherchen und E-Mails nutzen können. Es muss also nicht mehr unbedingt das Internet-Café sein.
Wie Microsoft mit dem Project Detroit gezeigt hat, müssen es auch gar nicht immer die neusten Fahrzeugmodelle sein, die sich mit Software und Internet-Zugang bestücken lassen. Selbst ein Klassiker wie der Ford Mustang kann Windows 8 im Cockpit haben oder über ein Windows Phone ferngesteuert werden.
Die App zum Auto
Man könnte die Internet-fähigen Autos also durchaus zu den mobilen Endgeräten zählen, mit eigenem Betriebssystem und eigener Online-Verbindung. Natürlich arbeiten solche Fahrzeuge auch mit „klassischen“ mobilen Geräten wie dem iPhone zusammen. So gibt es z.B. spezielle Auto-Apps wie BMW Connected, Mini Connected, MyAudi Mobile Assistant oder Rolls-Royce Connect. Die lokale Google-Suche, Facebook und Twitter sind dann gleich an Bord. Und die seit Jahren zunehmende mobile Nutzung sozialer Netzwerke bekommt auf diese Weise ein neues Gesicht.
Schwarz auf Weiß
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Allerdings scheinen nicht alle Nutzer restlos begeistert zu sein, wie verschiedene Kommentare und Bewertungen zu einzelnen Apps zeigen.
Raubüberfall bei 140 km/h
Spätestens wenn man über sein Auto bald auch auf das Firmennetzwerk und Cloud-Dienste zugreifen kann, wird deutlich, dass Car IT nicht nur eine spannende, sondern unter Umständen auch riskante Entwicklung ist. Dank GPS-Funktion und Verbindung zu sozialen Netzwerken etwa könnten unvorsichtige Naturen ihre Dienstreisen im Internet nachvollziehbar machen. Für Wettbewerber eines Unternehmens könnten solche Standortdaten durchaus interessant sein. Datenschützer sehen Car IT daher nicht unkritisch.
Eine Studie von Cisco Systems hat ergeben, dass 65 % der befragten Verbraucher gerne ihrem Auto persönliche Informationen anvertrauen würden, wenn dafür der Fahrkomfort steigt (z.B. durch eine automatische, individuelle Anpassung auf den Fahrer). 60 % würden dem Fahrzeug sogar biometrische Daten wie Fingerabdrücke zugestehen, so dass das Auto sie direkt erkennen kann.
Diese Nutzer sollten aber nicht vergessen, dass es Angreifer auch auf die Daten in der Car IT abgesehen haben können. Nicht ohne Grund befassen sich Sicherheitsforscher an der FH Aachen mit Car IT Security. Denn erfolgreiche Angriffe auf ein Fahrzeug in Bewegung könnten ein dramatisches Ende nehmen – dann geht es nicht nur um Daten, sondern im Extremfall um das Leben der Passagiere, so die Sicherheitsforscher.
Fazit: Auto-Intelligenz erfordert Mitdenken
Car IT bleibt in jedem Fall ein Trendthema. 2014 möchte Apple sein Betriebssystem iOS 7 ins Autocockpit bringen (iOS in the car). Zweifellos werden Internet und Apps in weiteren Fahrzeugmodellen eine neue Heimat finden – mit nachhaltiger Auswirkung auf unsere Mobilität, den Straßenverkehr, aber auch die Fahrzeugindustrie, wie z.B. die Car-IT-Studie des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) in Kooperation mit Mieschke Hofmann und Partner (MHP) zeigt. Sofern die Entwicklung dabei Sicherheit und Privatsphäre im Auge behält, könnten diese Auswirkungen mehr als positiv sein, gerade für den mobilen Arbeiter.
Oliver Schonschek bewertet als News Analyst auf MittelstandsWiki.de aktuelle Vorfälle und Entwicklungen. Der Fokus liegt auf den wirtschaftlichen Aspekten von Datenschutz und IT-Sicherheit aus dem Blickwinkel des Mittelstands. Er ist Herausgeber und Fachautor zahlreicher Fachpublikationen, insbesondere in seinem Spezialgebiet Datenschutz und Datensicherheit.
Oliver Schonschek, Tel.: 02603-936116, www.schonschek.de