Strategien für eine digitalisierte Wirtschaft
Von Frank Zscheile
Nach „Datability“ im vergangenen Jahr lautet das Motto der CeBIT 2015 nun „d!conomy“. Von der Fähigkeit, größte Datenmengen in hoher Geschwindigkeit zu nutzen, ist der nächste Schritt also die allgegenwärtige Technologisierung unserer Gesellschaft: das Internet der Dinge. Für den Mittelstand heißt das: Industrie 4.0. Wir erleben derzeit, wie Massenprodukte durch massenindiviualisierte Produkte abgelöst werden und die IT zum Treiber grundstürzender Veränderungen wird. Wir erleben die vierte industrielle Revolution.
Die Automobilindustrie schaltet schneller
Wer heute wissen will, wie IT und Internet unseren Alltag durchdringen, findet Antworten darauf nicht mehr unbedingt nur auf einer Computerfachmesse. Das selbstfahrende Roboterauto von Google etwa wird demnächst wohl auch auf den Autosalons der Publikumsrenner werden. Deutsche Konzerne wie Daimler, BMW und Audi entwickeln ebenfalls schon Fahrzeuge, die sich automatisiert und zielgenau fortbewegen, ohne „störenden“ Eingriff des Fahrers.
Doch nicht nur im Bereich Automotive, sondern in fast allen Branchen bildet digitale Technologie heute einen integralen Bestandteil neuer Produkte. Die CeBIT als weltgrößte Fachveranstaltung wird hier einmal mehr der Gradmesser für den Stand der technischen Entwicklung sein. Das Internet of Things (IoT) hat mit intelligenter Fertigung, smarten Produkten und vernetzten Services bislang jedoch in sehr unterschiedlichem Maß Einzug in der Wirtschaft gehalten.
Frank Riemensperger: Deutschland darf den Anschluss nicht verpassen. (Bild: Frank Zscheile)
Datenhoheit im Internet der Dinge
Deutsche Unternehmen der Automobilbranche, des Maschinen- und Anlagenbaus, der Medien- sowie IT/Telekombranchen liegen in Sachen Industrie 4.0 gut im Rennen, erklärte Frank Riemensperger, Vorsitzender der Geschäftsführung von Accenture Deutschland. Auf dem 12. IT-Presseforum im Vorfeld der CeBIT am 15. Januar 2015 in München warnte das Präsidiumsmitglied des BITKOM gleichwohl: Zwar seien mit Sensorik und Webzugang ausgestattete Produkte made in Germany heute bereits in weiten Teilen reif für Industrie 4.0, doch bei der Analytik der Daten, ihrer Transformation in Geschäftsmodelle und bei der Anbindung intelligenter Produkte an zentrale Plattformen gelte es, nicht den Anschluss zu verpassen. Dass die Zeit drängt, wird deutlich, wenn man sich vor Augen hält, wer 2015 Partnerland der CeBIT ist: China, das bereits 2014 im Ranking der Aussteller absolut führend war.
Im Wettlauf um die Datenhoheit im Internet der Dinge, so Riemensperger, sei für die deutsche Wirtschaft jetzt der Zeitpunkt gekommen, nicht den Anschluss zu verpassen. Allein ein Blick auf den öffentlichen Sektor zeige, dass hier noch großes Potenzial zu heben sei, was etwa die gesicherte Registrierung, Bezahlmodelle oder weitere Services auf Basis erhobener Bürgerdaten angehe.
Accenture hat vor Kurzem eine Studie zum Stand der Digitalisierung in den größten deutschen Unternehmen erstellt: Mut, anders zu denken: Digitalisierungsstrategien der deutschen Top 500. Ein zentrales Ergebnis: In den meisten Unternehmen mangelt es an Geschwindigkeit bei der Umsetzung der Wachstumschancen mit digitalen Technologien. Am besten schneidet der Untersuchung zufolge noch die Automobilindustrie ab. Den Link zur Studie sendet Accenture gegen Angabe der Kontaktdaten zu.
Intelligente Lösungen, vernetzte Vorgänge
Auf dem Münchener Presseforum gaben etablierte Software-Anbieter wie Sage, die DATEV und Fabasoft bereits einen Vorgeschmack darauf, was in Sachen Cloud für KMU und bei der Digitalisierung betriebswirtschaftlicher Abläufe im Mittelstand derzeit state of the art und in Hannover zu besichtigen sein wird. Die Hamburger Circle Unlimited AG stellte z.B. eine neu entwickelte Gesamtlösung aus Vertragsmanagement, Dokumentenerzeugung, Workflow, fortgeschrittener elektronischer Signatur und revisionssicherer Ablage vor: Der Anwender druckt dabei das Vertragsformular nicht mehr aus, sondern erzeugt automatisch ein PDF, in das der Unterzeichner seine Unterschrift beweissicher einfügt. Die Gesamtlösung soll sich für den Einsatz im Vertrieb sowie allgemein für standardisierte Vorgänge im Kundenverkehr eignen.
Fazit: IoT-Konzepte zeigt die CeBIT 2015
Das Exempel der elektronischen Unterschrift macht vor allem deutlich, dass Digitalisierung ein umfassender Wandel ist, der sämtliche Strukturen im Unternehmen betrifft: Jedes Geschäft ist digital, jedes Produkt verfügt über eine digitale Komponente und jeder Vorgang hängt an einem Ende an der IT. Doch nur wenige Unternehmen richten sich z.B. mit ihren Innovationen gezielt auf eine digital vernetzte Welt aus.
Was mittelständische Unternehmen jetzt brauchen, ist eine klar ausformulierte digitale Strategie. Wie man sie am besten findet und angeht, kann die CeBIT 2015 zeigen.