Coworking Space

Bürogemeinschaft as a Service

Von Stefan Probst, OSBF, und der MittelstandsWiki-Redaktion

Nächste Woche ist das Büro in Berlin – Anreise genügt. Und das eigene Notebook. Alles, was ein moderner Büroarbeitsplatz sonst noch braucht, kommt zum einen aus der Cloud und steht zum anderen bereits fix und fertig im Coworking Space. Gemeint ist damit offener Büroraum, in dem unterschiedliche Personen unabhängig voneinander tätig sind, vielleicht länger, vielleicht nur für ein paar Tage.

Während klassische Bürogemeinschaften aber meist auf einen längeren Zeitraum ausgerichtet sind, versprechen Coworking Spaces weitaus mehr Flexibilität: Die Coworker finden die komplette Infrastruktur vom Schreibtisch über den Kaffeeautomaten bis zu Multifunktionsdrucker und WLAN gestellt und können diesen Service monats-, wochen- oder sogar tageweise mieten. Die Preise sind in der Regel vollkommen akzeptabel.

Auf den ersten Blick ist Coworking mit seinen modernen Arbeitsplätzen auf zeitlich flexibler Basis vor allem für junge, innovative Unternehmen attraktiv: Die Kosten orientieren sich am tatsächlichen Bedarf und der entsprechenden Nutzung. Es gibt keine langfristige Bindung und kein Unternehmen muss leer stehende Reserveräume teuer vorhalten. Aufstrebenden Start-ups bleibt durch das Konzept in vielen Fällen ein kostspieliger Standortwechsel erspart, wenigstens für eine Zeit lang.

Flexibilität und Freiraum

Einen großen Vorteil bieten Coworking Spaces bei kurzfristigem Arbeitsplatzbedarf – etwa wenn Projekte unvorhergesehen größer werden. Ohne lange Vorlaufzeit steht unkompliziert zusätzliche Bürofläche zur Verfügung – und das auch noch durchaus preiswert. Aber auch wenn Mitarbeiter häufig unterwegs sind, z.B. weil sie in externen Projekten eingebunden oder beim Kunden vor Ort im Einsatz sind, lassen sich durch Coworking Spaces Kosten reduzieren: Langfristige Büromietverträge und eigene Ausstattung sind überflüssig, bei Bedarf wird einfach zusätzlich angemietet oder es teilen sich mehrere Mitarbeiter den Arbeitsplatz. Damit passen Coworking Spaces hervorragend in eine Zeit, in der vorzugsweise variable Kosten an die Stelle von Fixkosten treten.

Selbstständige, Freiberufler, Kreative oder unabhängige Wissensarbeiter wollen sich am liebsten auf ihre wesentlichen Aufgaben konzentrieren und von der Arbeitsorganisation am besten verschont bleiben. Coworking Spaces sind dafür genau richtig. Statt sich mit der Logistik eines eigenen Büros und der oft arbeits- und kostenintensiven Infrastruktur zu belasten, können sie einen Coworking Space einfach dort nutzen, wo ihre Projekte gerade stattfinden. Nebenbei gibt es in der Regel eine repräsentative Adresse und Umgebung dazu, inklusive Empfang und Meeting-Raum für Besprechungen mit Mitarbeitern, Kunden und Partnern.

Coworking in der Praxis
Coworking-Zentren gibt es europaweit in zahlreichen Städten. Wer sich dafür interessiert, findet unter www.coworking-news.de interessante Neuigkeiten zum Thema sowie ein umfangreiches Verzeichnis deutscher, europäischer und sogar weltweiter Coworking Spaces. Dass Coworking in der Praxis hervorragend funktionieren kann, beweist die Open Source Business Foundation, die ihre Geschäftsstelle vollständig in einen Coworking Space verlegt hat. Mitten in Nürnberg hat der Verein auf diese Weise bereits unzählige Treffen, Beratungs- und Coaching-Termine wahrgenommen. Für Mitglieder und Interessierte hält die OSBF auch Arbeitsplätze zum Testen bereit.

In informeller Community

Tatsächlich wird man dem Geiste des Coworking-Konzepts aber nicht gerecht, wenn man ausschließlich die betriebswirtschaftlichen Faktoren sprechen lässt. Die moderne Arbeitsform bietet darüber hinaus noch eine Reihe weiterer Vorteile:

So arbeiten in einem Coworking Space in der Regel Menschen aus den verschiedensten Bereichen mit ganz unterschiedlichen Branchenkenntnissen: Grafiker, Web- und Software-Entwickler, Journalisten, Designer, Architekten, Juristen, Übersetzer und andere Spezialisten. Diese Vielfalt ist lebendiges, geballtes Wissen, das anzuzapfen sich lohnt.

Dieser Aspekt geht sogar noch weiter, denn zwischen den Coworkern entstehen im Laufe der Zeit oft persönliche Beziehungen auf der Grundlage gegenseitigen Vertrauens. Die Expertise der „Mitarbeiter“ wird gerne und offen geteilt. Häufig ergeben sich daraus auch zusätzliche interessante Projekte mit größeren Herausforderungen, die sich in der Gemeinschaft erfolgreicher bewerkstelligen lassen.

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Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserem Magazin zum Open Up Camp 2014. Einen Überblick mit Download-Links zu sämtlichen Einzelheften bekommen Sie online im Pressezentrum des MittelstandsWiki.

Im besten Fall ist ein Coworking Space geradezu ein Start-up-Inkubator: das ideale Umfeld für Unternehmensgründungen und eine Quelle von Ideen für neue Geschäftsfelder. Das starke Netzwerk an Spezialisten unterschiedlichster Couleur ermöglicht es den Gründern, unkompliziert und ohne große Umwege auf eine vielfältige Expertise zurückzugreifen. Die gegenseitige Unterstützung und die Inspiration sind bei neuesten Trends und innovativen Technologien besonders hoch.

Fazit: Auf Open Innovation angesetzt

Diese Effekte lassen sich sogar ganz gezielt experimentell einsetzen, indem man Mitarbeiter oder ganze Projektgruppen für einen bestimmten Zeitraum von einem Coworking Space aus arbeiten lässt. Die Vernetzung mit Experten außerhalb der eingefahrenen Unternehmensstrukturen und -grenzen liefert dann neue Ideen und hilft, Lösungswege zu finden oder andere Arbeitsstile und -kulturen kennenzulernen.

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