Für die Motorleistung sorgt der Datenschutz
„Datenschatz und Datenschutz müssen kein Gegensatz sein“, titelte die Pressemeldung der Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) zum Europäischen Datenschutztag 2017. Datenschutz sollte als Qualitätsmerkmal angesehen und gestaltet werden. Gerade in Zeiten von Big Data komme dem Schutz des Individuums eine grundsätzliche Bedeutung zu, so Andrea Voßhoff.
Während der Schutz der Privatsphäre nicht immer den Stellenwert bekommt, den er haben müsste, werden Daten an sich als sehr wichtig und wertvoll angesehen. Daten sind der Treibstoff der modernen Wirtschaft, wird von vielen Seiten betont, von Wirtschaftsverbänden, von Politikern. In Zeiten von entfesselten Big Data Analytics erscheint der Datenschutz nur als ein Hindernis. Und wieder einmal stehen wir vor der Frage, wie wir mit unseren Rohstoffen und Ressourcen umgehen.
Kunden wünschen sich Dienste ohne Dreck
Ein gutes Beispiel für die Vorteile von Big Data und von Daten als wirtschaftlichem Treibstoff sind die Banken und Versicherungen. Viele Banken hätten es bislang versäumt, die bestehende Datenvielfalt zielgerichtet für bedarfsorientierte Finanzdienstleistungen einzusetzen, moniert eine Studievon Sopra Steria Consulting. Laut einer Kundenbefragung wünschen sich dies aber mehr als 90 % der Verbraucher. Personalisierter Banking-Service sei auf kosteneffiziente Art und Weise allerdings nur dann möglich, wenn die Banken alle verfügbaren Kundendaten mit Big-Data-Lösungen intelligent auswerten, lautet die Empfehlung der Studie. Gleichzeitig betonen die Autoren aber auch: Bankkunden wollen keine Werbung, die sie nicht interessiert.
Eine wichtige Ergänzung: Was Bankkunden und andere Verbraucher ebenso wenig wollen, ist eine Nutzung ihrer Daten, ohne dass sie informiert sind und ohne dass sie widersprechen können oder sich zuerst einverstanden erklären. Das sind genau die Punkte, die der Datenschutz sicherstellen will. Wer sich nicht daran hält, dem droht Kundenverlust und damit Umsatzverlust. Auch das zeigen Kundenumfragen immer wieder.
Saubere Daten sind keine unbegrenzte Ressource
Ein weiterer Punkt muss bedacht werden, wenn man die Bedeutung des Datenschutzes richtig verstehen will: Das Bild von Daten als dem neuen Öl scheint auf den ersten Blick in einem Punkt unstimmig: Erdöl gibt es ja nur begrenzt, Daten jedoch haben wir doch in Hülle und Fülle! – Das aber ist nicht richtig, es scheint nur so. Was wir in Hülle und Fülle haben, ist Datenmüll. Wertvolle Daten jedoch sind kostbar.
Persönliche Daten, die sich verwerten lassen, sind keineswegs in unendlicher Menge verfügbar, vieles ist kaum sinnvoll zu nutzen. Die Daten aber, die wertvoll sind, dürfen nur bestimmte Organisationen bekommen, und diese müssen mit damit so umgehen, wie es für eine wertvolle Ressource gehört. Niemand würde auch nur seinen Tankdeckel offen lassen, geschweige denn einen Benzinkanister Tag und Nacht vor die Haustür stellen, ungeschützt und für jeden zugänglich. Mit wertvollen Daten muss man genauso sorgsam umgehen. Persönliche Daten sind wertvolle Daten.
Kundenwert dank Datenschutz
In den Tagen rund um den Europäischen Datenschutztag sollten wir uns klarmachen: Datenschutz ist Ressourcenschutz. Wertvolle Daten sind begrenzt, nur der Berg von Datenmüll wächst und wächst. Wertvolle Daten führen nur dann zu wertvollen Kunden, wenn wir diese wertschätzen. Und dazu gehört die Achtung der Privatsphäre des Kunden, dazu gehört der Datenschutz.
Oliver Schonschek bewertet als News Analyst auf MittelstandsWiki.de aktuelle Vorfälle und Entwicklungen. Der Fokus liegt auf den wirtschaftlichen Aspekten von Datenschutz und IT-Sicherheit aus dem Blickwinkel des Mittelstands. Er ist Herausgeber und Fachautor zahlreicher Fachpublikationen, insbesondere in seinem Spezialgebiet Datenschutz und Datensicherheit.
Oliver Schonschek, Tel.: 02603-936116, www.schonschek.de