Digitale Steuererklärung, Teil 2

Komfort statt Formulare

Von Sabine Philipp

Elster ist zwar kostenlos, aber dafür ist das Behördenprogramm für die digitale Steuererklärung nicht sonderlich komfortabel. „Im Grunde besteht es nur aus Eingabemasken, die ebenso aussehen wie die entsprechenden Vordrucke, die man vom Finanzamt kennt. Sie werden wie die Papierformulare ausgefüllt und abgeschickt“, beschreibt Fachmann Andreas Husemann den Vorgang. Für einen Freiberufler, der seine Steuerschuld per Excel berechnet und die Zahlen einfach nur einträgt, muss das keinen Nachteil bedeuten.

Sobald es aber komplizierter wird, sollte man lieber auf ein umfangreicheres kommerzielles Steuerprogramm zurückgreifen. Das führt den Nutzer sicher durch den Paragrafendschungel, kontrolliert, ob alles richtig ausgefüllt wurde, und macht unter Umständen auf so manche zusätzliche Ersparnis aufmerksam, was die Kosten wieder wettmacht. Die sind ohnehin niedriger, als man denken könnte – obwohl im Prinzip jedes Jahr eine neue Programmversion fällig ist.

Es gibt eine Reihe guter Steuerprogramme schon zwischen 30 und 80 Euro. Das MittelstandsWiki hat sich drei Programme angesehen, die auch für Selbstständige, Freiberufler und gewerbetreibende Freiberufler passen. Die Kandidaten haben alle eine Elster-Anbindung, übernehmen automatisch die Daten vom Vorjahr und ermöglichen alle oben genannten elektronischen Zertifikate. Daneben enthalten sie sämtliche amtlichen Formulare und Steueranlagen und ermöglichen u.a. eine Einnahmenüberschussrechnung, die Umsatz- und Gewerbesteuererklärung sowie die Umsatzsteuer- und Lohnsteueranmeldung.

Obendrein nehmen die drei Kandidaten regelmäßig die vorderen Plätze bei den Checks von Stiftung Warentest ein; sie unterscheiden sich hauptsächlich in den zusätzlichen Features. Es handelt sich um Taxman von Lexware, Wiso Sparbuch von Buhl Data und die Steuer-Spar-Erklärung 2009 für Selbstständige von der Akademischen Arbeitsgemeinschaft.

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ElsterOnline kennt Zertifikate in drei Varianten. Die üblichen Formulare bleiben allerdings dieselben.

Taxman

Taxman ist das kleinste Steuerprogramm aus dem Hause Lexware. Das Programm ist sehr übersichtlich aufgebaut und eignet sich auch für den Anwender, der weniger gut mit der Materie vertraut ist. Ein Belegmanager sorgt für die komfortable Verwaltung und einfache Zuordnung der Belege. Der Reisekostenrechner mit elektronischem Fahrtenbuch übernimmt die steuerliche Dienstreisenabrechnung. Daneben hat Taxman jede Menge weiterer netter Funktionen; so enthält das Programm zahlreiche Musterbriefe und überprüft, ob alle Sparpotenziale ausgeschöpft wurden. Taxman kostet 30 Euro.

Wiso-Sparbuch

Im selben Preissegment liegt Wiso-Sparbuch, für das die bekannte Verbraucherschutzsendung Pate steht. Auch hierbei handelt es sich um eine sehr gute und übersichtlich gestaltete Software, die auch für Laien geeignet ist. Augenfälligster Nachteil: Der Nutzer wird ständig dazu aufgefordert, ein Abonnement abzuschließen, was auf die Dauer nicht nur nervt – wer nicht genau aufpasst, hat am Ende schnell einen Abovertrag an der Backe. Zum verbraucherfreundlichen Image des Namensgebers passt das nicht wirklich. Und Achtung: Unter Windows XP kann die Software unter Umständen keine Verbindung zur Datenbank aufbauen. Um diesen Missstand zu beheben, muss man erst einen Treiber herunterladen.

Steuer-Spar-Erklärung

Mit einem Preis zwischen 70 und 80 Euro ist Steuer-Spar-Erklärung 2009 für Selbstständige das teuerste der Auswahlprogramme. Dafür hat die Software der Akademischen Arbeitsgemeinschaft u.a. einen Generator, der einen Einspruch gegen den Steuerbescheid formuliert. Daneben gibt es noch über 50 Musterbriefe mit Mustereinsprüchen zu den wichtigsten Verfahren. Was das Finanzamt alles gestrichen hat, deckt der Bescheidprüfer auf.

Fazit: Aktuell und verlässlich

Von Gratissoftware rät Fachmann Husemann dagegen rundheraus ab. „Es ist wichtig, dass ein Programm verwendet wird, das stets auf dem aktuellsten Stand ist. Gerade bei den Steuerbestimmungen ändert sich ständig etwas.“ Wer dann nicht auf der Höhe der Zeit ist, kann unter Umständen große Probleme mit den Finanzbehörden bekommen. Die verstehen bei Verstößen keinen Spaß, schon gar nicht bei Geschäftskunden. Der Grund: „Bei denen geht das Amt automatisch davon aus, dass sie wissen, was sie tun. Sollten hier häufiger Patzer vorkommen, könnten die Beamten beim nächsten Mal vielleicht ein wenig genauer hinsehen oder einfach häufiger prüfen.“

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Andreas Husemann ist Geschäfts­führer der AIH Service GmbH, Spe­zialist für kauf­männische Soft­ware so­wie ge­prüfter und ver­bands­anerkannter EDV-Sach­ver­ständiger. Re­vi­sion ist sein Tages­geschäft: Als ver­sierter Gut­achter weiß er aus prak­tischer Er­fahrung, dass elektro­nische Signa­turen jeden Tag wichtiger werden.

Ein weiterer Punkt, der die Alarmglocken läuten lässt, sind unplausible Daten. „Dann werden sie Finanzbeamten schnell hellhörig“, weiß Husemann. „Es kann immer wieder zu komischen Konstellationen kommen, bei denen trotz geringer Bemessungsgrundlage eine hohe Steuer anfällt, oder umgekehrt. Besonders misstrauisch werden die Beamten, wenn eine hohe Vorsteuer geltend gemacht wurde, ohne dass es dazu die entsprechende Umsatzsteuer gibt. Wir haben dieses Problem jedes Mal zum Jahreswechsel. Im Dezember kaufen wir für unsere Kunden sehr viele Updates für die Steuersoftware ein. Da wir aber ein Ist-Versteurer sind, wird die Steuer erst fällig, wenn die Rechnungen bezahlt werden. Und das ist meist im Januar der Fall. Deshalb spielt sich alle Jahre wieder das gleiche Ritual ab. Ich bekomme einen Anruf von einem Finanzbeamten, der sich über die hohe Vorsteuer wundert. Er möchte dann unbedingt ein paar Rechnungsbelege dazu sehen. Dann kläre ich ihn über die Hintergründe auf, sage, dass das doch jedes Jahr so sei, und biete ihm freundlich an, die etwa 500 Eingangsrechnungen durchzufaxen.“ Bislang wollte noch keiner die Belege sehen.

Insgesamt rät Husemann dazu, sich in die Lage der Finanzbeamten zu versetzen. Was könnte ihnen sauer aufstoßen und welche Fragen könnten Sie stellen? Wer sich dann gleich die passenden Antworten zurechtlegt, ist eigentlich gut gewappnet und kann einem Anruf gelassen entgegensehen.

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