Drahtlose Netzwerke, Teil 3: Wo das Netzwerk aus der Steckdose kommt

Die HomePlug-AV-Idee ist bestechend. Elektrische Leitungen laufen ohnehin in jeder Wand. Wo es gelingt, sie zu nutzen, um ein Büronetzwerk aufzubauen, ist selbst Stahlbeton kein Hindernis. Bevor PowerLAN aber doch an seine Grenzen stößt, gibt dieser Beitrag noch Tipps fürs elegante Nachverkabeln.

PowerLAN an der Steckdose

Von Sabine Philipp

PowerLAN ist ein lokales Netzwerk, bei dem die Daten über das Stromnetz ausgetauscht werden – auch über die Stockwerke hinweg. PowerLANs der neueren Generation eignen sich aber nicht nur, um kritische Punkte zu überspringen. Mit modernen Geräten können Sie auch ein eigenständiges, höchst effizientes Netzwerk aufbauen.

Natürlich hat auch PowerLAN seine Schwachstellen. Mit dem zum Einsatz kommenden HomePlug-AV-Standard – und den richtigen Geräten – sind zwar theoretische Übertragungswerte von bis zu 200 MBit/s brutto möglich. Da es sich aber um ein so genanntes Shared Medium handelt, müssen sich alle Teilnehmer diese Übertragungsrate teilen. Eine Aufstockung ist, anders als bei WLAN, nicht möglich.

Außerdem fällt auch hier ein höherer Anteil der Brutto-Übertragungsrate dem Overhead zum Opfer. Und es gibt noch einige Parameter, die die Übertragungsrate beeinflussen. So können z.B. Leuchtstoffröhren in Büros oder Schweißmaschinen in Handwerksbetrieben die Übertragung behindern. Deshalb sind PowerLANs in Industriegebäuden häufig nicht die beste Wahl.

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Schwarz auf Weiß
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Am Zähler ist Schluss

Ein großes Problem, das auch die meisten Nutzer im Home Office haben, ist, dass man meist den Adapter nicht gleichzeitig mit einem Überspannungsschutz nutzen kann, weil sonst die Übertragungsrate zu gering wird. Der Datentransfer selbst kann übrigens auch innerhalb des Hauses variieren, weshalb es sinnvoll ist, mehrere Steckdosen auszuprobieren. Häufig wird die Rate auch geringer, wenn der Adapter an einer Mehrfachsteckdose hängt.

Profis für die Praxis
Auf dem Markt gibt es ver­schie­dene Her­steller, Stan­dards und PowerLAN-Lösungen mit zum Teil sehr unter­schiedlichen Leistun­gen. Die Instal­lation sollten Sie daher am besten von einer Fach­firma planen lassen, die über die ver­schie­denen Gerä­te Be­scheid weiß und praktische Lösungen kennt.

Und dann gibt es noch Probleme mit Stromzähler oder FI-Schutzschalter innerhalb des Netzwerks, die eine Barriere darstellen. Nach Angaben des Herstellers Devolo sollen sie mit einem Signalkoppler, der die Hindernisse überspringt, überwunden werden können. Der Hersteller empfiehlt außerdem die Netzwerkreichweite unter 200 m zu halten; eine Verlängerung der Strecke sei allerdings möglich, wenn zwei Adapter mit verschiedenen Passwörtern gekoppelt und als Repeater eingesetzt werden. Ansonsten rät er dazu, nicht mehr als zehn Geräte gleichzeitig Daten übertragen zu lassen.

Aus eigener Erfahrung
Das Szenario im Autorenbüro sieht z.B. so aus: Es gibt ein kleines Netzwerk, das zum einen aus Rechnern und einem NAS-Server besteht, die per Gigabit-Ethernet verbunden sind. Über PowerLAN sind ein All-in-One-Drucker, ein weiterer Rechner und zwei Fernsehgeräte mit dem Router verknüpft, so dass man sogar über die Stromleitung fernsehen kann (IPTV), was besonders hohe Ansprüche an die Datenübertragung stellt.

Dabei kommen PowerLANs der Marke Devolo AV 200 Plus zum Einsatz. Und es läuft perfekt. Bei der Technik verbinden die Adapter die jeweiligen Geräte mit dem Netzwerk. Die Verschlüsselung erfolgt über AES 128. Gesamtkosten der Installation: ca. 350 Euro.

Gekonnt nachverkabeln

Es gibt schließlich auch Fälle, in denen man recht einfach im Nachhinein Kabel verlegen kann. Halten Sie deshalb nach Leerrohren Ausschau.

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Der Mathematiker Dr. Hans Daldrop hat be­reits wäh­rend sei­nes Stu­diums Pro­grammier­kurse gege­ben und Netz­werke auf­ge­baut. Er ist heute Ge­schäfts­führer der Tintrup Com­puter GmbH in Lü­ding­hausen und kann sich für Proble­me und ihre Lö­sung be­geistern wie am ersten Tag. Für den Prakti­ker in Sachen Netz­werk­technik sind alle Fra­gen zu IT-Sicher­heit und Daten­schutz ein rei­nes Heimspiel.

„Bei mir zu Hause gab es ein Leerrohr, das vom Keller zum Dach geführt hat“, berichtet Dr. Daldrop. „Darin habe ich Kabel auf einer Seite hochgezogen, die Dachpfannen hochgehoben und darunter eine Quervernetzung durchgeführt, und anschließend das Kabel auf der anderen Seite wieder herunter geführt, bis es beim Kinderzimmer wieder herauskam. Für die restlichen Meter habe ich dann die Bohrmaschine aus dem Keller geholt. Ich hatte aber auch mal einen Kunden, bei dem es noch Kernbohrungen von Telefonleitungen gab. Dort konnten wir die Kabelkanäle ohne eine einzige Bohrung durchführen“, freut sich der Praktiker.

Falls das Haus einen Kamin hat, der nicht mehr genutzt wird, können Sie den Kabelkanal auch hier durchziehen (vorher aber sicherheitshalber den Schornsteinfeger fragen – in vielen Fällen ist dies nämlich gar nicht erlaubt!). Im Notfall kann man die Leerrohre auch in einem Kabelkanal an der Wand entlang oder unter einer Fußleiste verlegen. Das ist ästhetisch zwar nicht ideal, aber einfach zu verlegen und erfordert keine großen Eingriffe.

Serie: Drahtlose Netzwerke
Teil 1 setzt zuerst ein WLAN auf, denn die Standards sind gut, die Technik ist bewährt und die Kosten bleiben gering. Teil 2 schärft den Ver­antwortlichen ein, wie wichtig eine solide Ver­schlüsselung ist, damit der Firmen­funk abhörsicher ist. Teil 3 sagt schließlich, wie man Etagen­barrieren und Hinder­nisse über­springt: mit PowerLAN oder guten alten Kabeltricks.

Von einem rät Dr. Daldrop aber definitiv ab: Steigleitungen aus Kupfer in den Außenbereich zu verlegen. „Wenn Sie einen Blitzableiter haben, und der Blitz schlägt ein, induziert er durch die Kupferleitung eine hohe Spannung und sorgt dafür, dass es zu einer Überspannung kommt.“ Dann haben Sie ein richtiges Problem – und hoffentlich eine gute Datensicherung, die nicht am Stromnetz hängt.

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