Dienstebeschreibungen als Mondernisierungs-Plug-in
Von Anja Kaaz, Geschäfts- und Koordinierungsstelle LeiKa/BFD
Bereits seit 2008 arbeitet ein Projektteam in Magdeburg an einem übergreifenden System, das sämtliche Verwaltungsleistungen erfasst, einheitlich strukturiert und durchsuchbar machen soll. Das Ergebnis ist LeiKa, der Leistungskatalog der öffentlichen Verwaltung. Zurzeit (Stand: Mai 2014) umfasst der LeiKa fast 5000 Verwaltungsleistungen, die systematisch in Leistungsobjekte, Verrichtungen und Verrichtungsdetails gegliedert sind. Das Verzeichnis funktioniert unabhängig von der Verwaltungsebene. Kommunen können die jeweiligen Stammtexte problemlos für ihre Zwecke erweitern. Damit ist der Weg frei für eine saubere und sichere Portierung auf E-Government-Apps und -Portale.
Schlüssel zu Leistungsobjekt und Leistung
Frank Bonse, verantwortlicher Referatsleiter im Finanzministerium Sachsen-Anhalt erklärt die IT-Planungsratanwendung LeiKa-plus so:
- „Dank der Arbeit der GK LeiKa/BFD ist es inzwischen gelungen, mit dem LeiKa erstmalig in Deutschland ein einheitliches, vollständiges und umfassendes Verzeichnis der Verwaltungsleistungen über alle Verwaltungsebenen hinweg zur Verfügung zu stellen. Hierzu werden sukzessive alle Verwaltungsleistungen von bundesweiter Relevanz in den LeiKa aufgenommen und mit einem eindeutigen Schlüssel versehen. Dieser ermöglicht es, sowohl den Regelungsbereich (z.B. Personalausweis) als auch die jeweilige Tätigkeit der Verwaltung (z.B. Änderung) eindeutig zu bestimmen. Insgesamt wurden bereits fast 5000 Leistungen mit einem 14-stelligen LeiKa-Schlüssel versehen.“
Unabhängig von der Benennung einer Leistung, den verwendeten Softwarelösungen, den Zuständigkeiten und sogar unabhängig von den verwendeten Sprachen kann man über den LeiKa-Schlüssel Verwaltungsleistungen auffinden und deren Beschreibungen vergleichen. Die Betreiber von Verwaltungsportalen und Behördenfindern müssen hierzu lediglich die entsprechenden LeiKa-Schlüssel ihren bereits vorhandenen Leistungsbeschreibungen zuordnen.
Das Land Sachsen-Anhalt arbeitete zusammen mit anderen Bundesländern seit 2003 aktiv in der Deutschland-Online-Vorhabengruppe „Verbund der Internetportale“ mit. Ein Ergebnis war am 17./18. April 2008 die Schaffung eines zentralen Zuständigkeitsfinders, des heutigen Behördenfinders Deutschland (BFD). Dies war auch die Geburtsstunde des Leistungskataloges (LeiKa), der anfänglich dem Behördenfinder Deutschland als A–Z-Suchliste diente.
Die ersten Entwicklungen von zunächst fünf Bundesländern machten schnell deutlich, dass zur dauerhaften Pflege und Weiterentwicklung des Leistungskataloges sowie zur Vermeidung von Redundanzen, Mehraufwendungen und Parallelentwicklungen in den Bundesländern eine hauptamtliche, zentrale Geschäfts- und Koordinierungsstelle (GK LeiKa) erforderlich war. Weil Sachsen-Anhalt bereits viel Erfahrung in der Durchführung von länderübergreifenden Projekten hatte und dort außerdem bereits Redaktionsstrukturen bestanden, beschlossen die Bundesländer im damaligen Kooperationsausschuss ADV im Jahr 2008 die GK LeiKa/BFD in der Landesverwaltung Sachsen-Anhalts anzugliedern.
Der LeiKa übernimmt dadurch die führende Rolle bei der Standardisierung von Leistungen der Öffentlichen Verwaltung. Er hat sich bundesweit zu einem zentralen Basisinfrastrukturelement von E-Government-Vorhaben wie 115, der Nationalen Prozessbibliothek oder dem Föderalen Informationsmanagement (FIM) entwickelt.
Über die Seite http://leika.zfinder.de kann man die jeweils aktuelle Version des LeiKa einsehen. Hier steht der Leistungskatalog auch in verschiedenen Formaten zum Herunterladen bereit. Alle Bundesländer und viele Bundesbehörden setzen inzwischen den Leistungskatalog ein. Er ist somit der Standard für öffentliche Leistungen.
LeiKa-plus mit Stammtextemanagement
Über die Katalogisierung von Leistungen (LeiKa) hinaus bildet das Vorhaben LeiKa-plus die Basis eines föderalen Stammtextemanagements. In diesem Rahmen werden Schnittstellen zum Austausch von Leistungsinformationen vom Bund zum LeiKa sowie zu und zwischen den Ländern und den Kommunen geschaffen und gefördert. Hierbei werden über LeiKa sogenannte Bundesstammtexte für Verwaltungsleistungen zur Verfügung gestellt; sie sind einheitlich gültig und modular aufgebaut.
Stammtexte umfassen für Bürgerinnen und Bürger bundesweit einheitliche Informationen zu einer Verwaltungsleistung, etwa Gebühren und mitzubringende Unterlagen. Ebenso bundesweit einheitlich festgelegte Qualitätskriterien definieren, was einen guten und leicht lesbaren Text ausmacht. So sind Stammtexte auch für mobile Applikationen und telefonische Auskünfte brauchbar, da hier bevorzugt kurze, prägnante und modulare Texte benötigt werden. Zusätzlich bündeln Stammtexte aber auch zentrale Metainformationen wie Synonyme, Urheber, Freigabedaten und Typisierungen.
Mit der Umsetzung des föderalen Stammtextemanagements wird es möglich, Änderungen, die sich an zentraler Stelle ergeben, zeitnah bis in alle Kommunen durchzuleiten. Informations- und Änderungsaufwendungen seitens der Länder und der Kommunen sinken und die Gefahr, über einen veralteten Sachstand zu informieren, sinkt. Verwaltungen, Bürger und Unternehmen profitieren also davon, dass sie jederzeit fachlich, rechtlich und inhaltlich validierte Daten zur Verfügung haben. Für eine Leistung der Verwaltung stehen überall einheitliche Informationen zur Verfügung.
Gleichzeitig bietet das verwendete Stammtext- und Ergänzungsmodell auf allen Ebenen die Möglichkeit, regionale Regelungen und Spezifika einzubinden. Dies bedeutet, die Länder und Kommunen können die Stammtexte kostenlos auf freiwilliger Basis nutzen und durch ihre Redaktionen entsprechend ergänzen lassen. Erstellungs- und Pflegeaufwände werden somit auf das notwendige Maß reduziert und Doppelarbeiten vermieden.
Das Stammtext- und Ergänzungsmodell setzt ein reibungsloses Zusammenspiel aller föderalen Redaktionssysteme voraus. Dies gelingt durch den verbindlichen Datenaustauschstandard XZuFi. XZuFi ermöglicht so den produkt- und herstellerunabhängigen Datenaustausch für typische Bürgerservicedaten wie Beschreibungen von Verwaltungsleistungen, Organisationseinheiten, Gebietsdaten und Formularen. Die GK LeiKa entwickelt diesen XÖV-Standard kontinuierlich weiter und wird noch 2014 die optimierte Version 2.0 veröffentlichen.
Fazit: Verwaltungsmodernisierung im Multichannel
LeiKa-plus ist eine zentrale Komponente im Föderalen Informationsmanagement (FIM). FIM verfolgt das Ziel, die Basis für ein „durchgehend elektronisches“ Verwaltungsverfahren zu schaffen, indem es einen Baukasten mit den drei Bausteinen Leistungsbeschreibungen, Prozesse und Formulare zur Verfügung stellt, der die Realisierung von E-Government-Anwendungen stark vereinfacht. FIM ist somit Infrastruktur und selbst keine Anwendung. Der modulare Aufbau von Stammtexten eröffnet im FIM die Möglichkeit, die Leistungsinformation des LeiKa als den ersten Projektbaustein an die beiden anderen Bausteine (Formularinformationen und Prozessinformationen) anzubinden.
„Derzeit werden häufig ,nur‘ die Nummern und die Bezeichnungen des LeiKa genutzt – das Stammtextemanagement nimmt jedoch an Bedeutung zu. Es gibt allerdings noch viel zu tun, damit das Modell funktioniert“, sagt Frank Bonse und gibt einen Ausblick auf die weiteren Schritte: „So müssen die Länder und der Bund die organisatorischen und technischen Rahmenbedingungen für die Nutzung des LeiKas schaffen und den Kommunen die Möglichkeit gegeben, die angebotenen Stammtexte ohne große redaktionelle Aufwendungen in verschiedensten Kanälen wie in Apps, Portalen oder der telefonischen Auskunft 115 zu nutzen. So kann es gemeinsam gelingen, die im LeiKa enthaltenen Leistungen sukzessive um bundesweit einheitliche Informationen zu erweitern und ein bundesweites, föderales Stammtextemanagement zu etablieren. “