Trinkwasserqualität online: Wo die Wasserhärte adressgenau verzeichnet steht

Das Portal wasserqualitaet-online.de ist als umfassendes Verzeichnis der vorschriftsmäßigen Trinkwasseranalysen konzipiert. Bürger können dort einsehen, in welchem Versorgungsgebiet sie liegen und welchen Härtegrad das Wasser hat. Versorger finden damit eine bequeme Lösung für ihre Publikationspflichten.

Sofortauskunft zum eigenen Trinkwasser

Von Sabine Philipp

Gemäß § 21 der Trinkwasserverordnung muss jeder Wasserversorger die Verbraucher mindestens einmal pro Jahr über die Qualität des bereitgestellten Trinkwassers informieren. Dies geschieht häufig noch per Aushang, über kommunale Infoblätter oder über die Homepage des jeweiligen Versorgers (z.B. der Gemeinde oder der Stadtwerke). Ein Darmstädter Ingenieurbüro hat dafür eine Online-Lösung gefunden, die für Versorger und Verbraucher kostenlos funktioniert: Wasserqualität-Online.

Aufgrund hydrogeologischer, topologischer, technischer bzw. politischer Rahmenbedingungen kommt es häufig vor, dass sich die Qualität des Trinkwassers innerhalb des Verantwortungsbereichs eines Wasserversorgers unterscheidet. Man spricht hier von „Wasserversorgungsgebieten“ (WVG). Innerhalb dieser WVG ist die Qualität des Trinkwassers überall identisch, die einzelnen WVG können jedoch mit völlig unterschiedlichem Trinkwasser versorgt werden. Der Grenzverlauf zwischen den WVG kann also zur Folge haben, dass unmittelbar benachbarte Häuser mit unterschiedlichem Trinkwasser versorgt werden.

Spätestens hier zeigt sich ein großes Problem für viele Wasserversorger: Neben der kontinuierlichen Pflege der Trinkwasseranalysen und der Veröffentlichungsplattform muss den Bürgern kommuniziert werden, welche Trinkwasseranalyse zum jeweiligen Gebäude gehört. An dieser Stelle greift das Bürgerportal Wasserqualität-Online.

Dieses Portal soll zu einer zentralen Abrufmöglichkeit für Trinkwasseranalysen in ganz Deutschland aufgebaut werden. Seit dem 1. Oktober 2015 können Versorger ihre Trinkwasseranalysen dort einstellen und Bürger diese abfragen. Wird zu einer Adresse keine passende Analyse gefunden, so nutzt vermutlich der zuständige Anbieter das Portal noch nicht (und sollte darauf hingewiesen werden).

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Das Gebiet eines Versorgers umfasst oft mehrere Wasserversorgungsgebiete. (Bild: envi-systems GmbH)

Vorteil für Bürger: adressgenaue Analysewerte

Viele Versorger nutzen zur Publikation der Qualitätsdaten zwar bereits das Internet, aber oft sind die Daten für den Bürger nicht optimal aufbereitet: Sie sind auf der Webpräsenz nicht leicht auffindbar, veraltet und in den meisten Fällen nicht adressgenau.

„Das muss doch einfacher gehen“, dachte sich Thomas Gutzke vom Ingenieurbüro für Umweltinformatik envi-systems GmbH. Das Unternehmen entwickelt u.a. Datenbanklösungen für Wasserversorger und kennt die praktischen Probleme seiner Kunden. Also hat sich der Bauingenieur mit einigen davon zusammengesetzt. Das Ergebnis dieses Gedankenaustauschs ist das Portal Wasserqualität-Online.

„Dazu benötigen wir eine Shape-Datei mit den Grenzen der einzelnen Wasserversorgungsgebiete, die in der Regel nur einmal hochgeladen werden muss. Und mindestens einmal im Jahr eine aktuelle Trinkwasseranalyse pro Wasserversorgungsgebiet als PDF-Datei“, erklärt Gutzke. Eine Softwarelösung bringt die Daten zusammen und arbeitet sie auf. Der Verbraucher muss am Ende nur die gewünschte Adresse im Portal eingeben und bekommt die Qualitätsdaten für diese Adresse per Mausklick als PDF-Datei – und das deutschlandweit.

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Adresse eingeben oder OpenStreetMap-Marker platzieren – und schon stellt Wasserqualität-Online die Trinkwasseranalyse als PDF zum Download bereit, hier z.B. für das Rathaus in Darmstadt. (Bild: envi-systems GmbH)

Die Trinkwasseranalyse für Wohnung, Arbeitsplatz oder Urlaubsunterkunft enthält viele interessante Parameter wie zum Beispiel die nach der Trinkwasserverordnung erforderlichen Informationen über Aufbereitungsverfahren, Aufbereitungsstoffe und alle notwendigen Angaben der im Versorgungsgebiet zugelassenen Installationsmaterialien. Ein für Verbraucher besonders interessanter Wert ist z.B. die Wasserhärte. Diese hat u.a. Einfluss auf die Waschmitteldosierung für Wasch- oder Spülmaschinen oder die Entkalkungsintervalle bei Kaffeevollautomaten. Von korrekter Dosierung profitiert die Umwelt, und auch die Geräte der Verbraucher werden geschont.

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Dr.-Ing. Thomas Gutzke ist geschäftsführender Gesellschafter der envi-systems GmbH mit Firmensitz in Darmstadt. Der promovierte Bauingenieur ist Dozent für den Bereich Umwelt­informations­systeme am Institut für Bauinformatik der TU Darmstadt und Referent für Grundwasser­monitoring und Datenmanagement am Dresdner Grundwasser­forschungs­zentrum (DGFZ). Nebenbei engagiert er sich u.a. als Gutachter im GIArbeitskreis Umwelt­informations­systeme (UIS) und sitzt im wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Informations­management im Bevölkerungsschutz.


envi-systems GmbH, An der Eschollmühle 28, 64297 Darmstadt, 06151-9456-30, info@envi-systems.com, www.envi-systems.com

Vorteil für Versorger: Veröffentlichungspflichten ohne Aufwand

Versorger können ihre Daten gemäß § 21 TrinkwV im Portal Wasserqualität-Online adressgenau veröffentlichen. Und wo ist der Haken? „Den gibt es nicht“, sagt Gutzke. „Wir wollten zeigen, dass die Umsetzung möglich ist. Außerdem ist das eine gute Werbung für unser Unternehmen.“ Tatsächlich haben es seine Kunden, die das Softwaresystem GW-Manager nutzen, noch ein wenig leichter: Sie müssen die vom jeweiligen Labor ermittelten und importierten Proben lediglich im GW-Manager für die Veröffentlichung mit einem Klick freigeben. In der darauffolgenden Nacht wird die entsprechende Trinkwasseranalyse in ein standardisiertes PDF überführt und automatisiert an das Portal übergeben.

Infos für Leitstellen und Installateure in Aussicht

Das Portal ist seit dem 1. Oktober 2015 online. Bald nach der Freischaltung kam schon die erste Erweiterung. „Bei einem unserer Pilotwasserversorger gab es einen großen Brand. Die örtliche Feuerwehr benötigte innerhalb kurzer Zeit mehr Wasser, als an den Hydranten zur Verfügung stand“, erklärt Gutzke. Dabei gab es ein Problem: „Die Leitstelle des Landkreises konnte nicht so schnell klären, wer der zuständige Versorger ist und wer sonst noch Wasser liefern kann.“ Auf Anregung des Wasserversorgers wurde das Portal darum noch einmal erweitert: Nach Eingabe der Suchadresse erhält man nun nicht nur die entsprechende Trinkwasseranalyse, sondern auch die Kontaktdaten mit den aktuellen Bereitschaftsrufnummern des zuständigen Wasserversorgers, die darüber hinaus im Falle eines Rohrbruches oder Wasserschadens den Anschlussnehmern eine eindeutige Zuordnung des Versorgers ermöglichen.

Und die nächste Idee ist bereits in Arbeit. Sie hat die Installateure im Blick, die vor einer Baumaßnahme in Erfahrung bringen müssen, welche Leitungsmaterialien verwendet werden dürfen – denn je nach Trinkwasserqualität, sprich: der genauen Zusammensetzung, sind nicht alle Rohrleitungsmaterialien uneingeschränkt verwendbar. „Aktuell müssen Installateure aus diesem Grund beim Wasserversorger die korrosionschemischen Daten, die nicht Bestandteil der Veröffentlichungspflicht nach TrinkwV sind, des im entsprechenden Gebiet verwendeten Wassers abfragen“, erklärt Gutzke. „Doch in Zukunft soll das Portal auch diese Daten aufwandsarm bereitstellen und für beide Seiten rechtssicher dokumentieren.“

Das Portal ist mit Umsetzung der Anforderungen der Trinkwasserversorgung einmalig in Deutschland. Alle deutschen Wasserversorger sind dazu eingeladen, teilzunehmen und mit ihrem Unternehmen von der Funktionalität zu profitieren und gleichzeitig ihren Kunden vollständige, aktuelle und adressgenaue Trinkwasseranalysen zu liefern.

Nützliche Links

Thomas Gutzke hat das Portal auch auf dem IT-Talk der Kommunen 2015 vorgestellt (dort gibt es die Präsentation als PDF zum Nachlesen). Der Zweckverband Gruppenwasserwerk Florenberg (Landkreis Fulda, Hessen) berichtet auf http://osthessen-news.de über seine Piloterfahrungen.