Moderne Technik kann Sprache und Daten
Von Dr. rer. nat. Jürgen Kaack, STZ-Consulting Group
Telekommunikationslösungen können mehr sein als ein neuer Tarif in der Telefonie. In Verbindung mit IT-Lösungen und integriert in vorhandene Systeme dienen sie über die Sprachkommunikation hinaus der Effizienzsteigerung im geschäftlichen Einsatz, z.B. bei der internen Nutzung (zur Kostensenkung und Steigerung der Effizienz der Kommunikation im Unternehmen), bei der Kommunikation mit Kunden und Geschäftspartnern oder bei der Optimierung der Geschäftsprozesse unter Einsatz von Datenkommunikationsmitteln.
Die Internet-Telefonie, d.h. die Sprachkommunikation mit einer Übertragung nach dem Internet Protocol (IP) – z.B. VoIP – bietet im Sprachbereich mehr Möglichkeiten für professionelle Lösungen und ist eine erwägenswerte Alternative zum weiteren Kostensparen.
Mehrwertdienste sind ganz allgemein solche Angebote (Dienstleistung, Informations- und Unterhaltungsinhalte, Nachrichtenaufzeichnung und –verteilung etc.), für die neben den Preisen für die Übertragung (nach Zeit oder Datenmenge gemessen) ein Zuschlag berechnet wird (z.B. pro Minute, pro Gespräch oder variabel je nach Nutzung). Sie lassen sich in Voice- und Non-voice-Dienste untergliedern, aber auch Kombinationen sind von wachsender Bedeutung (z.B. für die Steuerung von Diensten in Verbindung mit dem Abruf von Inhalten). Folgende Arten von Mehrwertdiensten werden unterschieden:
- Aufbau von Netzen für geschlossene Nutzergruppen (VPN),
- UMS (Unified Messaging Services) zur Bündelung und Steuerung von Nachrichten,
- Messaging-Dienste (SMS/MMS),
- Entertainment-Dienste (Klingeltöne, Logos, Games, Filme, Video etc.),
- Informationsdienste (Auskunft, Verkehr, Flugzeiten, Reise, Event, Sonderangebote, Börse, Nachrichten, Wetter etc.),
- Location Based Services (LBS) für regionale Informationen, Werbeangebote, Promotions etc.,
- E-Commerce/M-Commerce für stationäre und mobile Transaktionsdienste (Einkäufe, Reisebuchung, Ticketkauf etc.).
In der Regel basieren die verschiedenen Lösungen auf Datenkommunikationsdiensten. Die wichtigsten dieser Dienste sind Breitbandanwendungen über Kabel und Funk. Auch die mobile Kommunikation ist ein starkes Wachstumssegment und bietet Ansatzpunkte für Effizienzsteigerung. Gerade bei einer netzübergreifenden Realisierung bieten unternehmensspezifische virtuelle Netze (VPN) interessantes Potenzial. Ebenfalls für den netzübergreifenden Einsatz prädestiniert ist UMS (Unified Messaging Services).
Die verschiedenen Lösungen werden im Folgenden auf ihre Bedeutung für einen geschäftlichen Einsatz und die möglichen Effizienzsteigerungspotenziale hin analysiert.
Breitband – das Wachstumsfeld
Bei der Nutzung von Breitband im Mittelstand geht es nicht um flotte Vergügungsdownloads, sondern um Effizienzsteigerungen im Geschäftsablauf und um Wettbewerbsvorteile. Sicher, auch die eigene Website lässt sich durch bewegte Bilder aufpeppen, aber es gibt noch eine Reihe weiterer sinnvoller Einsatzfelder für Breitbanddienste:
- die Anbindung von unterschiedlichen eigenen Standorten oder von Geschäftspartnern (auch über Ländergrenzen hinweg),
- die Automatisierung von Abläufen,
- die Durchgängigkeit der Unternehmensnetze mit entsprechenden Übergängen,
- die Sicherung und Auslagerung von wichtigen Daten,
- das Auffinden von Daten und die Kollaboration mit entfernten Geschäftspartnern, z.B. für Entwicklung, Einkauf, Produktion, Veredelung oder Vertrieb,
- das Einrichten von Heimarbeitsplätzen,
- die schnelle und weltweite Informationsbeschaffung,
- die Ansprache neuer Kundensegmente,
- internationale Vergleiche beim Einkauf von Vorprodukten und vieles mehr.
Der Einsatz von funkgestützten Breitbandanschlüssen macht diese Anwendungen sogar portabel, so dass der Laptop auch an wechselnden Orten als Breitbandgerät eingesetzt werden kann. Dies ist nicht nur für Privatpersonen von Interesse, sondern auch für Unternehmen mit mobilen Mitarbeitern innerhalb und außerhalb des eigenen Geländes. Für Servicemitarbeiter im Außendienst besteht innerhalb des versorgten Gebietes die Möglichkeit, auf der Baustelle oder beim Kunden auf Internet-Informationen und Unternehmensserver zurückzugreifen, z.B. auf Kundenakten, Konstruktionspläne, Lagerbestände, Funktionsbeschreibungen, Lieferdauer, etc. Auf diese Weise entfallen unnötige Fahrten und telefonische Klärungsversuche.
Für geschäftliche Anwender und Betreiber empfiehlt es sich, vor einer Entscheidung über den Einsatz eine neutrale Beratung einzuholen, die Geschäftsprozesse und Geschäftsmodell unabhängig analysiert. Denn Änderungen von Geschäftsprozessen und Systementscheidungen, die über den Vertrag über einen Standardbreitbandanschluss hinausgehen, haben längerfristige Konsequenzen und sollten abgesichert werden. Dabei darf insbesondere nicht an der entsprechenden Sicherheitstechnik gespart werden.
Der erste Schritt sollte generell darin bestehen, dass sich jeder Unternehmer und jede Führungskraft selber mit den Möglichkeiten der Technik auseinander setzt und zumindest für sich persönlich einen Breitbandzugang nutzt. Dies gibt ein erstes Gefühl für die Möglichkeiten. Breitband ist ja kein Selbstzweck, und vor der Entscheidung zum Einsatz im Unternehmen sollte eine sorgfältige Analyse stehen, die die Applikation und den Geschäftprozess unter die Lupe nimmt. Dabei sind u.a. folgende Fragen zu klären:
- Für welche Anwendung werden schon Breitbanddienste eingesetzt?
- Welche Geschäftsprozesse lassen sich unter Anwendung von breitbandigen Zugängen effizienter gestalten?
- Können Standardanwendungen eingesetzt werden oder ist eine individuelle Programmierung erforderlich?
- Welche Bandbreiten und Verfügbarkeiten werden heute und zukünftig benötigt?
- Wie skalierbar müssen die Anschlüsse ausgelegt werden?
- Sollen verschiedene Anwender zu einem VPN zusammen gefasst werden?
- Gibt es Anwender, die mobil oder an häufig wechselnden Standorten Datenzugriff benötigen?
- Welche Netze (Inhouse-Netze, externe Betreiber, WLAN-Hotspots etc.) sollen angeschlossen werden?
- Ist eine Inhouse-Versorgung beim Einsatz von funkgestützten Diensten erforderlich und machbar; sind externe Antennen erforderlich?
- Welcher Sicherheitsstandard ist für welche Daten erforderlich?
- Wer darf auf Daten lesend zugreifen und darf Datenbestände ändern?
Mobilfunkanwendungen
Mit den digitalen Mobilfunknetzen nach GSM, DCS1800 oder UMTS-Standard ist nicht nur die Sprachkommunikation möglich, sondern auch die Datenkommunikation. Dies gilt insbesondere für UMTS, da nach diesem Standard heute schon Datenübertragungsraten mit 384 kBit/s möglich sind, und im Zuge der Weiterentwicklungen stehen bis zu 2 MBit/s zur Verfügung. Damit entsprechen die Bandbreiten schon bald denjenigen, die mit einem herkömmlichen DSL-Anschluss gegeben sind. Die damit möglichen Anwendungen werden bislang allerdings kaum genutzt. Entscheidende Gründe dafür sind sicher die immer noch höheren Kosten, die jedoch mit den ersten Flatrate-Angeboten für die Datenübertragung deutlich sinken werden.
Die Nutzung von Messaging und mobiler Datenkommunikation steigt seit Jahren kontinuierlich, und dies spiegelt sich auch in den Umsätzen der Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland wider. Die überwiegende Mehrheit der Nutzung und damit auch des Umsatzes wird nach wie vor mit dem SMS-Dienst realisiert, und dies wiederum im wesentlichen im Privatkundensegment. Doch hat SMS natürlich auch den Geschäftskundenbereich erreicht; insbesondere im B2C-Bereich gibt es Einsatzfelder wie z.B. den Versand von Gutscheinen und Vouchers, Informationen über Sonderangebote, Promotions etc., aber auch die Vermarktung von Inhalten. Es dominiert zwar immer noch die Erotik, aber auch andere Inhalte kommen hinzu.
Auf jeden Fall zeigt das unveränderte Wachstum im Datenkommunikationsbereich, dass die Nutzung für immer größere Anwenderkreise interessant wird. Die neuen Mobilfunkendgeräte sind in zunehmendem Maße multimediafähig und können für die Datenkommunikation genutzt werden. Moderne Smartphones verdrängen dabei vermutlich in absehbarer Zeit den Organizer und den nicht kommunikationsfähigen PDA (Personal Digital Assistant).
Sowohl im Hinblick auf die Verbreitung internetfähiger Endgeräte als auch beim tatsächlichen Einsatz sind andere Märkte – insbesondere Japan – Deutschland weit voraus. Während in Japan schon vor über einem Jahr 55 % der Bevölkerung solche Mobilfunkgeräte besitzen und nutzen (!), liegen die Vergleichszahlen für Europa bei gerade 9 %. Je mehr Nutzer mobile Internet-Dienste in Anspruch nehmen, desto mehr wird die Entwicklung innovativer Services stimuliert – und desto interessanter wird die Anwendung für Unternehmen, da mit entsprechenden Angeboten eine breite Zielgruppe erreicht werden kann. In jedem Fall besteht durch diese unterschiedliche Entwicklung die Gefahr, dass neue Applikationen und Dienste eher im asiatischen Raum entwickelt werden als in Europa.
Was wird mit VoIP?
Was VoIP bringt, ist noch nicht ganz heraus. Erstens gibt es unterschiedliche VoIP-Lösungen, zweitens unterschiedliche Vorstellungen davon, was sie bringen sollen. Einmal wird mit der Kosteneinsparung argumentiert, ein anderes Mal legt man mehr Wert auf die Möglichkeit der gleichzeitigen Übermittlung von Dateien während eines Gespräches. Zweitens ist zu bedenken, dass es für VoIP (noch) kein einheitliches und standardisiertes Verfahren zur technischen Umsetzung gibt. Welches Protokoll sich letzlich durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Im Bereich der unternehmensinternen Kommunikation zwischen Standorten ist die Technik jedenfalls bereits heute fest etabliert. Auch Call Center werden mittelfristig nicht um VoIP herumkommen.
Vor dem Hintergrund der abzusehenden Umstellung von leitungs- zu paketvermittelten Kommunikationsnetzen ist in jedem Fall die Prognose nicht allzu gewagt, dass VoIP eine sehr viel größere Bedeutung als die eines bloßen Kostensparvehikels bekommen wird. Was die Leute wollen, ist eine einfache, kostengünstige und gute Sprachverbindung – genau das sind die Anforderungen, die für die stark gestiegenen Umsätze mit VoIP-Technologie in Deutschland sorgen: 2005 waren dies € 152 Mio. und für 2006 erwartet man bei IDC bereits € 227 Mio.; dies entspricht einem Zuwachs um 49 %. Von 2004 auf 2005 lag die Umsatzsteigerung noch bei 31 %.
VPN-Netze
VPN (Virtual Private Networks) auf IP-Basis sind im Festnetz bereits seit geraumer Zeit im kommerziellen Einsatz, insbesondere bei Unternehmen mit verteilten Standorten. Mit einem VPN im Mobilfunk können Teilnehmer an verschiedenen Standorten nach einem einheitlichen Rufnummerschema erreicht werden; in der internen Kommunikation sind Kurzwahlen und Telefonkonferenzen möglich sowie andere Sonderfunktionen. Selbst mobile Teilnehmer können in ein Firmen-VPN eingebunden werden. Sie sind dann unterwegs genauso einfach und unter der gleichen Durchwahl erreichbar wie im Büro.
Je nach Anbieter können durch eine entsprechende Tarifgestaltung die Kosten für die interne Kommunikation sinken. Dabei können vorhandene Leistungsmerkmale (wie z.B. Kurzwahlen) und Rufnummernkreise größtenteils auch mobil nutzbar gemacht werden. Neben der Sprachkommunikation ist ein sicherer Datenaustausch (Zugriff auf Intranet) mit der Unternehmenszentrale möglich. Der mobile Mitarbeiter kann somit schneller und einfacher von unterwegs z.B. auf Lagerbestandslisten, aktuelle Preislisten oder Konstruktionspläne zugreifen.
Die Integration eingehender Nachrichten (Sprache, Fax, E-Mail) auf einer gemeinsamen VPN-Plattform erleichtert die Arbeit und schafft Effizienz, von der auch Kunden und Geschäftspartner durch schnellere Reaktionen profitieren. Eine vollständige Integration von IP-VPN und mobilen VPN-Nutzern ist zwar ein aufwändiges Unterfangen, bringt aber letztlich die besten Resultate im Sinne einer Steigerung der Effizienz. Für die Anbieter ist dies schon seit einigen Jahren ein Markt mit einem Volumen von mehreren Milliarden Euro bei weiterhin hohen Wachstumsraten.
UMS (Unified Messaging Services)
Unified Messaging Services (UMS) sind bei Großunternehmen vielerorts gang und gäbe. Mittelständische Unternehmen zeigen sich dagegen bislang zurückhaltend gegenüber dieser Konvergenztechnik, die unterschiedliche Kommunikationsformen und -mittel auf einer Plattform zusammenführt. Dabei liegt ein Vorteil klar auf der Hand: Der Nutzer von netzübergreifenden UMS-Diensten ist leichter erreichbar, ohne dass der Anrufer wissen muss, in welchem Netz der Angerufene gerade eingebucht ist.
Interessant werden UMS immer dann, wenn Informationen regelmäßig über unterschiedliche Kommunikationswege ins Unternehmen kommen und die schnelle Verfügbarkeit bzw. die rasche Reaktion ein Erfolgsfaktor im Geschäftsprozess sind. Dies kann u.a. im Vertrieb bei der Angebotsabgabe der Fall sein, im Kundenservice und bei der Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern, aber auch bei der Beschaffung knapper Güter mit hoher Preisdynamik. Ein Problem liegt jedoch weiterhin in der Anbindung und Weiterleitung über Netzgrenzen hinweg.
Damit ein Unternehmen tatsächlich einen wirtschaftlich messbaren Vorteil aus dem Einsatz von UMS ziehen kann, müssen sich quantifizierbare Vorteile in den Geschäftsabläufen erzielen lassen. Daher sind UMS für Unternehmen oft nur dann mehr als eine technische Spielerei, wenn gleichzeitig die internen Prozesse angepasst werden.
Wenn also ein Unternehmen über die Einführung von UMS nachdenkt, sollte zunächst eine Prozessanalyse durchgeführt werden, um zu überprüfen, wie die Geschäftsabläufe mit Unified Messaging gestrafft und optimiert werden können. Damit sind die Auswirkungen (mehr Aufträge, Wettbewerbsvorteile, höhere Kundenzufriedenheit, Einsparung von Wegen und Arbeitszeiten, höhere Arbeitseffizienz) zu quantifizieren, sodass man besser beurteilen kann, ob sich die Einführung lohnt. Wenn das Know-how hierfür im eigenen Unternehmen nicht ausreicht, empfiehlt sich die Unterstützung einer externen Beratung.
Ist die Entscheidung pro UMS gefallen, steht das Unternehmen vor der Wahl zwischen Kauf/Eigenbetrieb der Plattform und Outsourcing. Letzteres ist gerade für kleinere Unternehmen in der Regel die praktikablere Lösung. Die höhere Flexibilität und der nicht unerhebliche Aufwand mit der Softwarepflege sprechen dafür, dass für mittelständische Unternehmen Outsourcing-Lösungen eher in Betracht kommen als Kauf und Betrieb einer eigenen Plattform. Für Unternehmen, die in einem dynamischen Markt schnelle Entscheidungen brauchen, wird sich UMS auf jeden Fall schon heute rechnen. Die aufgrund der Konvergenz der Netze zu erwartenden Einsparungen bei der Gesprächsweiterleitung werden die variablen Kosten beim Betrieb deutlich senken. Dann wird der Einsatz von UMS auch für einen breiten Kreis von Unternehmen zum Erfolgsfaktor.
Die Vermarktung bietet auch qualifizierten Fachhändlern und Systemhausanbietern gute Chancen, da es sich bei UMS in keinem Fall um ein Produkt „von der Stange“ handelt. Angefangen von der Analyse des tatsächlichen Bedarfs bis zur späteren Implementierung und der Anbindung an SAP und CRM-System fallen Aufgaben an, die das mittelständische Unternehmen in der Regel selber nicht realisieren kann und der Lieferant oder Outsourcing-Anbieter auch nicht erbringt.
Informations- und Entertainmentdienste
Das Spektrum der Informationsdienste im Telekommunikationsumfeld reicht von Flug- und Fahrplänen über Veranstaltungs- und Kinohinweise bis zu Horoskopen. Zwar sind Verbreitung und wirtschaftliche Bedeutung dieser Angebote noch eher gering, doch da sich Mobilfunk und Internet bei Endgeräten und Bandbreiten laufend annähern, wird das die mobile Nutzung besonders solcher Mehrwertdienste voranbringen, die eine ähnliche Benutzeroberfläche haben wie entsprechende Internet-Dienste. Einzelne Faktoren, die in diese Richtung wirken, sind z.B. die folgenden:
- Die steigende Verbreitung von multimediafähigen Mobilfunkgeräten (Smartphones, PDAs) fördert die Nutzung mobiler Mehrwertdienste.
- Im Rahmen von Triple-Play-Diensten übernimmt das Mobilfunkgerät die Rolle einer „Fernbedienung“, z.B. für die Bestellung und Abrechnung von Diensten.
- Musik, Filme und Videos werden mit sinkenden Verbindungskosten (Flatrates für UMTS) zunehmend auch mobil genutzt.
- Durch Übergänge zwischen heutigen Standards (GSM, UMTS, WLAN, DECT) wird sich das Nutzungsverhalten auf den mobilen Bereich übertragen.
Ein ungefähres Bild von der Zukunft könnte man aus dem Nutzungsverhalten von heutigen Jugendlichen extrapolieren. Das ist jedoch problematisch, weil internetfähige Handys bislang noch nicht sonderlich verbreitet sind und die Datenkommunikation noch recht teuer ist. Bei beiden Faktoren ist allerdings eine baldige Änderung zu erwarten. Neben den unternehmensinternen Anwendungen der Datendienste gibt es im B2C-Bereich attraktive Geschäftsmöglichkeiten.
Im Unterhaltungsbereich gehören heute Klingeltöne, Logos und Java-Spiele zu den mit Abstand wichtigsten Mehrwertdiensten. Natürlich wird ein Erotikangebot ebenfalls Interessenten anziehen, genau wie im festnetzgebundenen Internet. Aber es ist zu erwarten, dass auch solche Informationsangebote, die die individuellen Interessen des Nutzers treffen, Abonnenten finden werden. Dabei ist es zunächst unerheblich, ob die Inhalte als Videostreamings oder MMS-Nachrichten aufbereitet sind. Die Verfügbarkeit spezieller Nachrichten zu der Zeit und an dem Ort, an dem der Nutzer sie möchte, stellen einen Nutzen dar, für den einige Zielgruppen bereitwillig einen Aufschlag zahlen. Alternativ ist auch vorstellbar, dass nicht der Kunde zahlt, sondern ein Werbetreibender oder Sponsor, der an der Ansprache der speziellen Zielgruppe interessiert ist. Somit eröffnen sich neue Werbemöglichkeiten mit hoher Selektivität in der Ansprache.
Standortspezifische Dienste (LBS)
Mithilfe von Location Based Services (LBS) können Informationsinhalte und Dienste noch zielgerichteter aufbereitet und angeboten werden. Im Privatkundenbereich können private Treffen, Buddy-Listen und Standorte, ortsbezogene Online-Spiele und andere Anwendungen umgesetzt werden. Der Standort eines mobilen Nutzers ist auch ohne GPS-Empfänger im Mobilfunkgerät mit den Informationen aus dem Funknetz mit relativ hoher Genauigkeit verfügbar. (Das wird z.B. bei polizeilichen Fahndungsaktionen genutzt.) Diese Standortinformationen können auch Dienstebetreibern zur Verfügung gestellt werden. Um einem Missbrauch dieser Orts- und Bewegungsinformationen vorzubeugen, muss der Nutzer dieser Weitergabe der Informationen vorab zustimmen. Im geschäftlichen Bereich ergeben sich Anwendungsfelder sowohl auf dem Gebiet der firmeninternen Anwendung als auch in der Kommunikation mit Geschäftspartnern und Kunden:
- Interne Anwendungen: Die Einsatzplanung von Außendienstmitarbeitern kann effizienter erfolgen, Fahrzeuge können ad hoc disponiert und Reaktionszeiten für Kunden schneller werden.
- Externe Anwendungen: Vermarktung standortabhängig aufbereiteter Informationen.
Darüber hinaus ergeben sich neue Möglichkeiten zur Gestaltung von Sonderangeboten sowie für zielgerichtete Werbung und Promotion – ohne das Risiko von Spam!
E-Commerce boomt weiter
Musikdownloads und Versandhandel, aber auch Auktionen, Reisen und Veranstaltungen, selbst Medikamente, Kleidung oder Pflanzen – bereits 30 % der Internet-Nutzer tätigen Transaktionen über das Internet, und täglich werden es mehr.
Auch Einzelhändler profitieren von diesem E-Commerce und erweitern auf diesem Wege ihr Einzugsgebiet erheblich. Begünstigt wird diese Entwicklung durch Portale, die dem Verbraucher Preisvergleiche anbieten (z.B. www.guenstiger.de, www.ciao.de, www.evendi.de ). Werbung und Marketingaktionen müssen dieser neuen Form der Vermarktung folgen, und neben einem attraktiven Angebot ist für den Erfolg genauso wichtig, dass die eigenen Seiten von den verschiedenen Suchmaschinen gefunden werden.
Die Durchführung von Transaktionen per Internet hat sich in den letzten Jahren weltweit trotz regelmäßig berichteter Betrugsfälle etabliert. Beispiele für die Erfolgsgeschichten in diesem Bereich sind u.a. eBay, Amazon und PayPal, selbst im Apothekenbereich haben sich Unternehmen wie DocMorris ihren Platz geschaffen. Mittlerweile bietet fast jedes Bankinstitut die Möglichkeit zum Homebanking über das Internet. Aufgrund der Kostenvorteile wird diese Form der Banktransaktionen sogar forciert propagiert, und einige Institute bieten Internet-Nutzern günstigere Transaktionskosten oder höhere Zinsen für Tagesgeldkonten. Das starke Wachstum auf ein Transaktionsvolumen in Höhe von € 2,7 Mrd. im Jahr 2008 zeigt, welches Potenzial in diesem Bereich liegt und welche Substitutionen zu erwarten sind.
M-Commerce hat Zukunft
M-Commerce kann für die Vermarktung von Produkten, Dienstleistungen und Mehrwertdiensten ein geeignetes Payment-System bieten und damit die Nutzung von kostenpflichtigen Diensten steigern. Damit sich Online-Käufe auch mobil durchsetzen, ist allerdings ein sicheres und einfaches Bezahlsystem Voraussetzung. Ohne M-Commerce gibt es hierfür die Möglichkeit der Abrechnung über Servicerufnummern oder die Nutzung von Kreditkarten. Beide Verfahren sind insbesondere für kleinere Einkäufe relativ teuer; gleichzeitig entstehen bei der Weitergabe von Kreditkartendaten über das Internet (natürlich auch bei mobiler Nutzung) diverse Betrugsmöglichkeiten. M-Commerce bietet bei Nutzung der vorhandenen Vertragsbeziehung mit einem Telco-Anbieter eine Alternative zur Abwicklung von mobilen Transaktionen. Die M-Commerce-Anwendungen lassen sich in vier Segmente unterteilen:
- Mobile Banking ist das Pendant zum Home Banking.
- Mobile Brokering erlaubt die mobile Durchführung von zeitkritischen Aktientransaktionen.
- Mobile Cash ergänzt den Geldchip auf der EC-Card für die einfache Bezahlung kleiner Beträge, z.B. für den öffentlichen Nahverkehr, die Bezahlung am Kiosk etc.
- Mobile Payment erlaubt auch größere Beträge mobil zu zahlen, z.B. für Reisetickets, Buchungen, Auktionskäufe, bargeldlose Einkäufe im Laden (z.B. in Verbindung mit RFID).
Ein Wachstum in diesem Bereich wird für fast alle Länder in vergleichbarer Höhe prognostiziert. Alleine für den deutschen Markt wird für 2007 ein Marktpotenzial von über 5 Mrd. Euro erwartet. Ein Anbieter von Produkten und Dienstleistungen muss sich sehr genau überlegen, ob er es sich leisten kann, auf diesen Vermarktungskanal zu verzichten!
Erfolgsfaktoren
Die Tatsache, dass einige Mehrwertdienste wie SMS, Klingeltöne etc. sich nahezu von alleine und mit großem Erfolg entwickelt haben, ist keine Garantie, dass jede neue Anwendung automatisch auch zum Erfolg wird. Ein kommerziell erfolgreiches Angebot von neuen Lösungen setzt voraus, dass Erfolgsfaktoren erfüllt sind, und stellt i.d.R. hohe Ansprüche an den potenziellen Anbieter bei der Planung und der Durchführung von Marktuntersuchungen und Markttests zur Absicherung:
- Die Anwendung muss technisch erprobt sein und darf nur minimale Ausfallwahrscheinlichkeiten haben.
- Für den Nutzer muss der Dienst einen objektiven oder zumindest gefühlten Nutzen haben, damit ein Mehrpreis gerechtfertigt werden kann.
- Vermarktete Inhalte/Dienste müssen aktuell und hochwertig sein.
- Die Anpassung der Darstellung von Inhalten auf unterschiedlichen Endgeräten muss für den Nutzer unmerklich erfolgen.
- Der Nutzer muss Vertrauen in den Anbieter und seine Seriosität haben, das Abrechnungssystem muss Sicherheit gewähren.
- Das Geschäfts- und Preismodell muss einfach und transparent für den Anwender sein.
Schon die reine Sprachkommunikation ist weder aus dem privaten noch aus dem geschäftlichen Umfeld wegzudenken. Die weiteren Einsatzbereiche, die sich aus der digitalen Datenkommunikation ergeben, eröffnen gerade für den Einsatz bei Unternehmen zusätzliche Chancen, die bislang bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind. Die Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung bei betriebsinternen Abläufen und Prozessen setzen eine Analyse der heutigen Abwicklung voraus. Aus der Entwicklung von optimierten Prozessabläufen und der Bewertung der quantitativen Vorteile kann ermittelt werden, was die Einführung und der Betrieb entsprechender Anwendungen kosten darf. Auch für Datendienste gilt, dass die Einführung nicht deshalb erfolgen sollte, weil es modern ist, sondern weil es hilft, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu steigern. Unter den gleichen Randbedingungen sind die neuen Mehrwertdienste für Kunden und Geschäftspartner zu betrachten. Nur wenn sich ein Vorteil ergibt, sollte die Einführung geplant werden.
Interessant und sicher eine Prüfung wert ist die Chance, neue Geschäftsmöglichkeiten mithilfe von Kommunikationslösungen umzusetzen. Die Vermarktung von Klingeltönen ist ein gutes Beispiel, dass mit einem neuen Medium auch neue Geschäfte möglich werden. Die Aufbereitung und Bereitstellung zielgruppenspezifischer Inhalte könnte ein solcher Bereich sein; es gibt aber vermutlich eine ganze Reihe weiterer Möglichkeiten, die sich erst dann erschließen, wenn man sich intensiv mit den neuen Möglichkeiten auseinander setzt.
Für internationale Konzerne ist eine internationale Arbeitsteilung mit Partnern rund um den Globus längst Wirklichkeit. Dabei ist ein weltweites Breitbandnetz, mit dem hohe Datenmengen sicher und schnell weitergeleitet werden, ein wichtiges Steuerungsmedium zum Austausch von Ergebnissen und zur Sicherstellung einer verzahnten Zusammenarbeit. Es gibt aber für kaum ein mittelständisches Unternehmen heute noch Gründe, Telekommunikationslösungen außer der Sprachkommunikation nicht auf einen Einsatz zu prüfen. Für nahezu jede Branche und jedes Unternehmen ergeben sich durch den Einsatz der geeigneten Lösungen Wettbewerbsvorteile. Die Einsatzgebiete und die Integration in bestehende Netze und Applikationen müssen allerdings sorgfältig geplant und professionell umgesetzt werden. Dabei ist dem Sicherheitsaspekt immer besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Nützliche Links
- Alte GSM-Frequenzen sollen für Highspeed-Internet frei werden
- DSL- und Telefonkunden bekommen mehr Rechte
- Smartphones sorgen für Umsatz
- Podcast: Virtuelle Telefonsysteme und VoIP sind die Zukunft
- Erreichbarkeit ist für die meisten selbstverständlich
- Triple-Play
- MVNO-Geschäftsmodelle
- konvergente Dienste
- Real Time Communications
- Telepresence