Leichte Ziele in der Nähe verlocken am meisten
Von Sabine Philipp
Je schlechter das Firmengebäude einsehbar ist, je mehr Fluchtwege es gibt und je weniger potenzielle Zeugen das Geschehen vor Ort beobachten, desto einbruchgefährdeter ist Ihr Betrieb. Aber auch auf der grünen Wiese kann man sich schützen. Denn Diebeszüge sind riskant, und darum muss es schnell gehen: „Kommt der ,normale Einbrecher‘, also das Gros der Täter, nicht innerhalb von zwei bis fünf Minuten in das Gebäude, wird er die Tatausführung abbrechen und zum nächsten Objekt gehen“, fasst die Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK) ihre Erkenntnisse zur „Wirksamkeit technischer Einbruchsprävention bei Wohn- und Geschäftsobjekten“ zusammen. Dabei haben Sie mehrere Möglichkeiten, Einbrechern das Geschäft zu vermiesen.
Einsteiger abblitzen lassen
Die Einbruchssicherheit bei Fenstern und Türen wird durch die Widerstandsklassen WK 1–6 der DIN V ENV 1627 dokumentiert, die die alte DIN V 18103 abgelöst hat. Für den gewerblichen Bereich wichtig sind WK4–WK6, die unterschliedlichen Aufbruchversuchen zwischen 5 und 20 Minuten standhalten. Je nach Widerstandsklasse sind z.B. besondere Schließzylinder oder Verglasungen Pflicht.
Mit der Zertifizierung sind allerdings etliche Auflagen verbunden, was die Sache teuer macht – zu teuer für so manches Home Office. Man kann aber auch bei Privathäusern ein relativ hohes Sicherheitsniveau erreichen, wenn man auf ein paar Sicherheitsmerkmale achtet.
Bei einer herkömmlichen Fensterverriegelung können Einsteiger das Fenster problemlos aufhebeln. Pilzzapfen an möglichst vielen Fensterstellen sind besser. Sie gleiten den Rahmen entlang und klinken sich ein. Der Fenstergriff sollte zumindest bzw. zusätzlich einen selbstverriegelnden Griff haben, der das Aufbrechen des Fensterbeschlags verhindert.
Besser als einfaches Fensterglas ist Verbundglas. Einen guten Überblick über die verschiedenen Sicherheitsstufen verschafft die Prüfnorm EN 356 bzw. DIN 52 290. Was die Scheiben nach welcher Norm aushalten müssen, fasst z.B. das PDF-Merkblatt von Prosafe-Folientechnik zusammen. Wie Rollläden aussehen müssen, die sich nicht einfach hochschieben bzw. herausreißen lassen, legt DIN V 18073 bzw. EN 1627 fest.
Knackern den Riegel vorlegen
Ein Automatikschloss ist auch dann sicher, wenn Sie die Tür nur zuziehen; es fährt dann automatisch zwei Fallriegel aus. Ein solches Schloss ist für ansonsten privat genutzte Gebäude ratsam, denn einfache Schlösser am Eingang wurden von Knackern schon so schnell geöffnet, dass sie das Erdgeschoss plündern konnten, bevor die Bewohner im oberen Stock etwas gemerkt haben.
Augenfälligstes Merkmal, das auf Handlungsbedarf hinweist, ist der Schließzylinder; er sollte noch nicht einmal 3 mm herausragen, da er dann herausgebrochen werden kann. Empfehlenswert ist ein Schutzbeschlag mit Zylinderabdeckung. Ein zusätzlicher Sicherungsbolzen verhindert das gewaltsame Aufbrechen der Tür.
Präsent und aufmerksam bleiben
Der beste Schutz bleibt persönliche Anwesenheit. Das jemand im Haus ist, kann durch Licht oder durch Rollladen vorgetäuscht werden, die automatisch zu bestimmten Uhrzeiten hoch- und herunterfahren. Bei Geschäftsräumen empfiehlt sich außerdem eine professionelle Videoüberwachung.
Anwesenheit bedeutet aber auch Aufmerksamkeit, sonst können Sie gleich Mittag machen und den Schlüssel stecken lassen. Weil geschickte Trickdiebe mit einfachen Ablenkungsmanövern ans Ziel kommen, sollten Türen und Kassen auch tagsüber abgeschlossen bleiben.
Fazit: Dass nichts zu holen ist
Dass man potenzielle Täter nicht mit der Nase auf lohnende Ziele stoßen sollte, müsste klar sein. Denn sobald ein viel versprechend aussieht, investiert ein Einbrecher gerne mehr kriminelle Energie. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Täter häufig aus dem näheren Umfeld kommen und oft sogar den Eigentümer kennen. Deshalb: Kein Geld über Nacht im Büro lassen und am besten auch noch durch einen Aufkleber signalisieren, dass bei Ihnen nichts zu holen ist. Bringen Sie das Geld gleich zur Bank, fahren Sie verschiedene Routen und beauftragen Sie vielleicht sogar unterschiedliche Mitarbeiter mit dem Fahrdienst.