Die Kampagne der Unverbindlichkeit
Von Christine Lendt
Die Gesetzgebung in Sachen Antidiskriminierung hat die Europäische Union bereits gestärkt. Im Jahr 2000 wurden weit reichende Vorschriften verfasst, die sich auch auf das Berufsleben konzentrieren. In Deutschland haben diese Bemühungen insbesondere im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ihren Niederschlag gefunden.
Das Europäische Jahr der Chancengleichheit 2007 sollte das Thema weiter bewusst machen und die Beschlüsse praktisch umsetzen helfen.
Schlagworte und Veranstalter
Die Kampagne war dezentral angelegt; hunderte von Aktionen wurden auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene geplant. Sie drehten sich um vier Schlüsselthemen: „Rechte“, „Vertretung“, „Anerkennung“ und „Achtung“. An den Veranstaltungen beteiligten sich neben Arbeitgebern auch Gewerkschaften, NRO, Jugendgruppen, Zusammenschlüsse von Diskriminierungsopfern sowie lokale und regionale Behörden.
Für die Koordination zuständig waren in Deutschland das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e.V.
Unternehmen und Studien
Einen Gewinn sollte Engagement konkret auch für Unternehmen bringen. Tenor der Trommel: Vielfalt könne gerade am Arbeitsplatz eine Bereicherung sein. So können Arbeitskräfte mit anderem Background oder anderer Herkunft ganz „unterschiedliche Perspektiven und verschiedene Ideen“ einbringen. Nach Angaben der EU-Kommission bestätigten 83 % der Unternehmen im Jahr 2005, dass eine Strategie der Vielfalt reale Geschäftsvorteile bringt. „Bewährte Verfahren am Arbeitsplatz“ beleuchtet die Kommission in ihrer Studie Geschäftsnutzen von Vielfalt.
In jedem Fall zählte die Rubrik Zahlen und Fakten mit den betreffenden Datenblättern nach Ländern zu den solidesten Leistungen im Zusammenhang mit dem Chancengleichheitsjahr – auch wenn die Umfragen hauptsächlich Subjektives erheben und z.T. sonderbare Erbgebnisse auswerfen: Wenn in Deutschland 66 % angeben, dass sie Freunde oder Bekannte mit anderem Glauben bzw. anderer Religion kennen, dann zeigt das wohl hauptsächlich, dass den übrigen 34 % Glaubensfragen vollkommen egal sind.
Fazit: Was Chancen wert sind
Für Vorbereitung und Durchführung hatte die EU 13,6 Mio. Euro bereit gestellt, womit ein Kontinent nicht sonderlich viel PR machen kann. Ob die in den Vorstädten Frankreichs viel helfen könnte, ist ohnedies fraglich. Denn mit Schulaufsatzwettbewerben, einem Journalistenpreis und diversen kleineren Wettbewerben wie der European Photo Competition for Diversity war das Programm vor allem schöngeistig ausgerichtet, mit Veranstaltungen, Reden und Ausstellungen. Zu den raren Projekten, die tatsächlich Partizipation im Betrieb fördern wollten, gehörte der NRW-Wettbewerb „Grenzüberschreitungen“. Der erste Preis: 3000 Euro.