Wer Energie speichern kann, gewinnt
Von Heiderose Witte
Zentrales Thema der Intersolar Europe 2012 waren auch Innovationen im Bereich Energiespeicher. Denn der Anstieg des Strompreises und der gleichzeitige Rückgang der Einspeisevergütung für Photovoltaikanlagen machen Energiespeicher zunehmend attraktiv.
Über 140 der rund 2000 Aussteller präsentierten auf der Messe Lösungen rund um die Speicherung von Solarenergie. Das Spektrum reichte von kleinen Batteriespeichern über die Kombination verschiedener Speicher mit Brennstoffzellen bis hin zu großen Speicherlösungen für Industrie und Gewerbe.
Innovationen der Intersolar 2012
Kyocera: All-in-One-Energiemanagement
Ein Gesamtkonzept, das neben der Erzeugung auch die Speicherung von Sonnenenergie sowie Wärmegewinnung möglich machen soll, stellte der Technologiekonzern und Solarpionier Kyocera vor. Das neue All-in-One-Konzept kombiniert Photovoltaik mit einer Lithium-Ionen-Batterie, einer Brennstoffzelle und einem intelligenten Energiemanagementsystem (EMS).
Photovoltaikmodule auf dem Dach produzieren dabei die Solarenergie. Diese lässt sich dann mithilfe einer Lithium-Ionen-Batterie speichern und unabhängig von der Sonneneinstrahlung verbrauchen. Eine im Haus installierte Brennstoffzelle produziere elektrische Energie und Wärme aus Erdgas, die zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung genutzt werde. Über das Energiemanagementsystem sollen sich die Energieflüsse zwischen PV-Anlage, Batterie, Brennstoffzelle und dem öffentlichen Stromnetz regeln – individuell nach Energieerzeugung und -bedarf des Haushaltes. Das bedeutet: „In Zeiten des Spitzenverbrauchs wird erst der gespeicherte Solarstrom verbraucht, bevor Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen wird“, so der Hersteller. Darüber hinaus halte das EMS auch bei Stromausfällen die Stromversorgung aufrecht.
Zur Intersolar Europe 2011 stellt ein Schwerpunkt die größte Fachmesse für Solartechnik vor und führt durch die Messehallen. Ein Zweiteiler zur Intersolar Europe 2012 macht in Teil 1 mit den Preisträgern des Jahres bekannt; Teil 2 wendet sich dann dem Thema Energiespeicher zu und sichtet brauchbare Lösungen.
Leclanché/Talesun: Moduldoppel aus Speicher und Solar
Eine Highend-Lösung zur Speicherung zeigten auch die Kooperationspartner Leclanché und Talesun. Aus dem Haus des Schweizer Speicherspezialisten Leclanché stammt dabei die neu entwickelte Home-Storage-Reihe. Sie bietet mit dem Batteriemodul HS 3200 eine komplexe Speicherlösung für Photovoltaikanlagen, die dazu ausgelegt sei, den Eigenverbrauch von PV-Energie zu optimieren und zu erhöhen. Sie zeichne sich zudem durch eine hohe Zyklenfestigkeit aus, die eine lange Lebensdauer des Speichers ermögliche. Als einer der ersten Hersteller in Europa will Leclanché eine Fertigung für diese neuartigen Lithium-Ionen-Speicher im industriellen Maßstab in Betrieb nehmen.
Das Speichermodul HS 3200 erreicht Herstellerangaben zufolge durch seine Lithium-Titanat-Technologie bei einer Kapazität von 3,2 kWh mit 100 % Entladetiefe rund 15.000 Lade- und Entladezyklen. Die Lebensdauer sei somit auf Hausdach-PV-Anlagen abgestimmt. „Unser Speichersystem ist so ausgelegt, dass der Kunde seinen Speicherbedarf sicher und flexibel decken kann. Insbesondere bei der Zyklenzahl haben wir darauf geachtet, diese nicht zu klein zu dimensionieren, sodass sich der Kunde auch bei einer stärkeren Beanspruchung der Batterie voll auf das Produkt verlassen kann“, erklärt Dr. Ulrich Ehmes, CEO von Leclanché. Zusammen mit den Modulen des Partners Talesun könne man den Kunden ein überzeugendes Gesamtpaket anbieten.
Talesun nahm bereits zum zweiten Mal an der Intersolar Europe teil. Das 2010 gegründete und seit 2011 am deutschen Markt präsente Unternehmen setzt auf ein vollautomatisiertes Fertigungsverfahren. Erst vor kurzem erhielt das Unternehmen als einer von weltweit bisher erst drei Modulherstellern das Gütezeichen des VDE-Instituts für seine Produktlinie TP660P. Mit Leclanché habe man einen starken Partner an der Seite. Denn: „Speichertechnologien sind der Schlüssel für die Energiewende und bieten gerade Installateuren interessante Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle“, so Joachim Simonis, Geschäftsführer der Talesun Solar Germany GmbH.
Solutronic: Hauskraftwerk
Solutronic präsentierte sein –mit dem Innovationspreis des Landkreises Esslingen ausgezeichnete – Produkt SOL-Energymanager. Das System sei geeignet für Haushalte mit bis zu 6000 kWh Strombedarf. Besitzer von Einfamilienhäusern oder Kleinbetriebe sollen damit den selbst erzeugten Strom rund um die Uhr nutzen können. Das kleine Hauskraftwerk besteht aus einer Kombination von Solarwechselrichter, Batteriewechselrichter, Energiemanagementsystem und Lithium-Ionen-Batterie. Die Eigenverbrauchssteuerung werde vom System vollautomatisch übernommen, der Endverbraucher müsse nicht manuell nachsteuern.
An den integrierten Solarwechselrichter können maximal 4800 W DC-Leistung angeschlossen werden – und dafür eignen sich Herstellerangaben zufolge bereits kleine Dachflächen. Von Frühjahr bis Herbst sei durch die Auslegung der Speichergröße eine Eigenverbrauchsquote von 90 bis 100 % möglich. Im Winter diene der Speicher vor allem der Deckung des Tagesbedarfs.
DEGERenergie: Komplettsystem mit MLD-Nachführung
Premiere auf der Intersolar Europe 2012 in München feierte eine Komplettlösung zur Eigenversorgung mit Solarstrom, die das Unternehmen DEGERenergie aus Horb vorstellte. Das Testsystem laufe erfolgreich in einem Haushalt seit Herbst 2011, so der Anbieter. Ertrags- und Verbrauchsmessungen hätten gezeigt, dass die Lösung mit nur 22 m² nachgeführter Solarmodulfläche den Eigenbedarf von Haus, Büro und zwei Elektrofahrzeugen zu rund 115 % abdeckt. Die Messungen seien für die Monate Januar bis Mai 2012 dokumentiert. In dieser Zeit habe das System rund 3000 kWh Solarstrom erzeugt. Der Stromverbrauch von Haushalt, Büro und zwei Elektrofahrzeugen bezifferte sich im gleichen Zeitraum auf rund 2600 kWh. Damit habe die Anlage rund 15 % mehr Solarstrom als benötigt generiert.
Das Komplettsystem von DEGERenergie kombiniert Solarmodule, patentierte MLD-Nachführtechnologie und ein Akkusystem plus Batteriemanagement. Über die MLD-Nachführung lasse sich rund 45 % mehr Energie gewinnen als mit starr installierten Solarmodulen. Und das Batteriemanagement sorge dafür, dass die Batteriespeicher immer zu mindestens 50 % gefüllt seien. „Damit ist die Energieversorgung auch dann gesichert, wenn die Solarmodule keine Energie liefern – bei Nacht etwa oder lang anhaltenden Schlechtwetterperioden – und zugleich die öffentliche Stromversorgung ausfällt“, so der Hersteller.
Überschüssige Energie, die weder direkt verbraucht noch gespeichert wird, weil die Batterien voll sind, werde derzeit noch ins Netz eingespeist. Künftig soll ein Überschussmanager diese Menge ebenfalls dem Haushalt zuführen – z.B. in die Heizungsanlage. Der Überschussmanager sei voraussichtlich ab August 2012 verfügbar. Die positive Energiebilanz zeige sich auch am Verhältnis von Netzbezug und Netzeinspeisung: Im Testsystem wurden „von Januar bis Mai rund 610 kWh aus dem Netz bezogen. Eingespeist wurden in der gleichen Zeit rund 930 kWh.“
Ein interessantes Detail am Rande: Die zwei Elektroautos, die das Testsystem mit Energie versorgt, brachten es laut DEGERenergie im Zeitraum der Messungen auf eine Gesamtlaufleistung von rund 6000 km. Dafür hätten die Fahrzeuge rund 900 kWh Strom im Wert von rund 200 Euro verbraucht. Rechne man diese Energie aus der Bilanz heraus, hätte während der gesamten Messdauer kein Strom bezogen werden müssen. Gleichzeitig habe man aber rund 400 l Benzin gespart, die bei den aktuellen Preisen mit mehr als 600 Euro zu Buche geschlagen hätten.
Das funktionsfähige Komplettsystem von DEGERenergie soll ab September 2012 in Deutschland lieferbar sein und inklusive Installation rund 25.000 Euro kosten.
Antaris Solar: Autarke Insellösung
Eine portable Lösung unter dem Motto „Solarstrom goes mobile“ entwickelte schließlich Antaris Solar (Waldaschaff) mit der Solar-Inselanlage eKiss-Box. Das mobile Photovoltaiksystem arbeitet mit AGM-Batterien (Absorbent Glass Mat). Es eigne sich z.B. für die Garten- oder Jagdhütte, das Ferienhaus oder für Schulen. Je nach Konfiguration lassen sich laut Hersteller beliebige Geräte wie Lampen, Kühlschrank, Fernseher oder Rasenmäher mit Strom versorgen. Die Energiebox bestehe aus drei Hauptkomponenten: den PV-Modulen, Wechselrichtern und Batterien zur Stromspeicherung. Sie soll sich im Plug-and-Play-Verfahren anschließen lassen.
Angeboten wird die Lösung in vier Varianten, die eine Maximalleistung von 350 bis 2000 W haben. „In der höchsten Ausbaustufe lässt sich mit der Box sogar eine Waschmaschine betreiben“, erklärt Antaris Solar.