Fördermittel für KMU, Teil 2

Gründer haben alle Unterstützung verdient

Von Oliver Schonschek

Wer den Mut hat, die Zukunft selbst aufzubauen, ist auch ein Mensch, der sich ganz auf seine eigene Kraft verlässt. Das ist gut und viel zu selten. Das ist aber auch fatal. Denn viel zu viele Gründer bedenken gar nicht, welche KMU-Fördermittel sie nutzen könnten. Dabei steht eine ganze Palette von Finanzierungs- und Beratungshilfen bereit, die es manchmal nur abzurufen gilt. Je eher, desto besser.

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Schwarz auf Weiß
Eine ausführliche Darstellung für den Mittelstand gibt Dr. Jürgen Kaack im Ratgeber „Unternehmen gründen. Von der Idee bis zur Kapitalbeschaffung“, den Sie online im Pressezentrum des MittelstandsWiki bekommen.

Der KfW-Gründungsmonitor zeichnet seit 2000 ein Bild vom Gründungsgeschehen in Deutschland. Im Rückblick auf 2013 macht er auf eine insgesamt gestiegene Zahl an Neugründungen aufmerksam. Das Plus verdankt sich allerdings allein den Nebenerwerbsgründern (+102.000 auf 562.000). Die Anzahl der Vollerwerbsgründer erreichte hingegen einen historischen Tiefstand (- 9.000 auf 306.000).

Die KfW kann dieser Entwicklung jedoch durchaus positive Seiten abgewinnen. So zieht der Trend zu Nebenerwerbsgründungen immer mehr Leute ins Arbeitsleben, die zuvor weder erwerbstätig noch arbeitslos waren (2013: 35 %; 2012: 27 %). Insgesamt wurden von Neugründern 2013 rund 419.000 vollzeitäquivalente Stellen geschaffen (+ 9 % ggü. 2012). Und auch die Frauen holen auf – im Nebenerwerb gründen Frauen und Männer jetzt gleich häufig.

Wo neue Vorhaben Hilfe brauchen

Wie der Monitorbericht für 2013 feststellt, waren ein Jahr nach der Gründung nur noch etwa 85 % der Gründer aktiv; nach zwei Jahren sank der Anteil der weiterhin bestehenden Gründungen auf 76 % ab. Woran fehlt es am meisten?

Gründerprobleme – und was dagegen zu tun ist

Mangelhafte Finanzierung
Unterschätzen Sie nicht den kurzfristigen Kapitalbedarf zu Beginn der Gründung und überschätzen Sie nicht Ihre Liquidität. Kalkulieren Sie insbesondere den möglichen Ausfall ein, wenn Ihre Kunden zu spät oder gar nicht zahlen.
Zu geringe Betriebsleistung
Planen Sie den Umsatz nicht zu hoch und die Kosten nicht zu gering. Viele Gründer überschätzen die eigene Betriebsleistung.
Fehlerhafte Planung
Nicht jeder Gründer ist der geborene Betriebswirt. Nutzen Sie die angebotenen Gründungsberatungen!
Mangelnde Informationen
Sie brauchen umfangreiches Wissen über den Markt, die Wettbewerber, aber auch über die Fördermöglichkeiten. Reines Expertenwissen auf Ihrem Fachgebiet reicht nicht aus.

Startfinanzierung sichern

Das notwendige Startkapital gehört zu den entscheidenden Hürden, die Sie als Existenzgründer nehmen müssen. Leider rechnen sich manche das notwendige Kapital schön, vergessen also Positionen im Finanzierungsplan, die später mit voller Wucht auf die Liquidität des jungen Unternehmens drücken. Andererseits übersehen auch viele Gründer mögliche Finanzierungsquellen, insbesondere die Fördermittel.

Serie: Fördermittel für KMU
Teil 1 sichtet den Förder­dschungel im Über­flug: Was wird ge­fördert? Wer fördert? Wie wird ge­fördert? Teil 2 zeigt, welche Mög­lich­keiten Gründer haben, und sagt, was sie bei der Be­wer­bung be­achten müssen. Teil 3 unter­sucht, welche be­son­deren Mit­tel es für Inno­vation und mo­derne Techno­logien gibt und wie gute Ideen am besten an­kommen. Extra-Beiträge spüren außer­dem Zuschüsse von Bund und Ländern auf, sehen sich nach Inter­natio­nalen Förder­mitteln um, prüfen die Förder­program­me der KfW Mittel­stands­bank und ver­raten, worauf Sie bei der Ab­wicklung über die Haus­bank achten sollten.

Als Faustregel gilt: Ihre Existenzgründung kann immer dann gefördert werden, wenn Ihr Vorhaben erwarten lässt, dass sich daraus eine nachhaltig tragfähige selbstständige Existenz als Haupterwerb entwickeln kann. Zudem müssen Sie die fachliche und kaufmännische Eignung nachweisen.

Gefördert werden können alle Investitionen, die für Ihre Gründung und das spätere Wachstum notwendig sind, also auch die Betriebsmittel, Beratungskosten und Schulungen.

Der Aufwand bei der Antragstellung lohnt unbedingt. Fragen Sie deshalb bei Ihrem Bankgespräch gezielt nach öffentlichen Fördermitteln. Im Vergleich zu anderen Finanzierungsquellen können Sie je nach Programm profitieren von

  • einer langen Laufzeit,
  • einer tilgungsfreien Anfangszeit,
  • einem günstigen Zinssatz und
  • dem Verzicht auf bankübliche Sicherheiten.

Die richtigen Töpfe finden

Nicht jeder Gründer steht vor demselben Problem. Die Hindernisse sind in Wirklichkeit so vielfältig wie die Geschäftsmodelle und Ideen. Es ist daher zunächst wichtig, dass Sie sich darüber klar werden, wo genau Ihnen Fördermittel helfen könnten. Vielleicht hilft Ihnen auch ein Gespräch mit einem erfahrenen Existenzgründungsberater, um vielleicht Lücken in der Gründungsplanung zu entdecken, die unbedingt gestopft werden müssen.

Unsere Weiße Liste der Gründerförderung

  • Fehlende Sicherheiten (wenn Sie die von der Bank geforderten Sicherheiten nicht aufbringen können und deshalb keinen Kredit bekommen): Öffentliche Bürgschaften der Bürgschaftsbanken können Ihnen die notwendigen Sicherheiten verschaffen. Dabei bürgt die Ausfallbürgschaft für 80 % der Summe des beantragten Kredits, die restlichen 20 % verbleiben als Risiko der Hausbank. Anträge stellen Sie entweder zusammen mit Ihrer Hausbank oder direkt bei der Bürgschaftsbank in Ihrem Bundesland. Adressen finden Sie beim Verband Deutscher Bürgschaftsbanken.
  • Nicht genug Eigenkapital (wenn Sie über kein ausreichendes Eigenkapital verfügen und damit nicht über die notwendige Kreditwürdigkeit bei Ihrer Bank): Das Förderprogramm ERP-Kapital für Gründung der KfW hat Eigenkapitalfunktion, kann also bei einem Kreditantrag die Rolle des fehlenden Eigenkapitals ersetzen. Bei technologieorientierten Gründungen kann auch Beteiligungskapital (z.B. über den High-Tech Gründerfonds) eine Unterstützung bieten.
  • Hoher Bedarf an Betriebsmitteln (wenn Sie mit hohen Ausgaben für Betriebsmittel oder Investitionen rechnen): Der Unternehmerkredit der KfW hilft Ihnen bei der Investitions- und Betriebsmittelfinanzierung.
  • Weg aus der Arbeitslosigkeit (wenn Sie ein eigenes Unternehmen gründen, um Ihre Arbeitslosigkeit zu beenden): Sie können einen Gründungszuschuss bei der Agentur für Arbeit beantragen. Dieses Förderprogramm richtet sich nur an Bezieher von Arbeitslosengeld I, und Sie müssen bei Antragstellung noch ausreichend Anspruch auf Arbeitslosengeld haben. Fördervoraussetzung ist ein von einer fachkundigen Stelle überprüfter, tragfähiger Business Plan.
  • Kleingründung (wenn Sie eine Gründung mit geringem Kapitalbedarf und ohne Angestellte planen): Das neue Programm ERP-Gründerkredit – StartGeld ermöglicht Kredite für Gründer, deren Vorhaben nicht mehr als 100.000 Euro kostet. Es vereint die bisherigen Programme Mikro-Darlehen und StartGeld.
  • Auslandsinvestition (wenn Sie für Ihre Gründung auch im Ausland investieren müssen): Die Förderprodukte für Auslandsvorhaben der KfW Mittelstandsbank unterstützen solche Finanzierungen.
  • Hohes Risiko (wenn Ihr Vorgaben innovativ ist, aber auch mit einem hohen Risiko verbunden): Als innovativer, technologieorientierter Gründer können Sie die Möglichkeiten des Beteiligungskapitals nutzen. Beteiligungskapital ist Risikokapital, erfordert also keine banküblichen Sicherheiten; es übernimmt die Rolle des oft fehlenden Eigenkapitals. Bewährte Quellen sind Banken und Industrieunternehmen, öffentlich geförderte Mittelständische Beteiligungsgesellschaften, die KfW Mittelstandsbank oder das Business Angels Network Deutschland e.V. (BAND). Bei technologieorientierten Gründungen kommen auch der High-Tech Gründerfonds, der ERP-Startfonds, das Programm EXIST – Existenzgründungen aus der Wissenschaft und insbesondere das EXIST-Gründerstipendium in Betracht.
  • Strukturschwache Region (wenn Sie eine Gründung in einem strukturschwachen Gebiet beabsichtigen): Das ERP-Regionalförderprogramm der KfW unterstützt genau solche Vorhaben.
  • Beratungsbedarf (wenn Sie Informationen und Beratung in wirtschaftlichen, finanziellen und organisatorischen Fragen des Unternehmens brauchen): Für Existenzgründer gibt durch die einzelnen Bundesländer Zuschüsse für Unternehmensberatungen. Eine neue Fördermöglichkeit für junge Unternehmen ist das Gründercoaching der KfW-Bank. Es unterstützt bestehende Unternehmen bis zu fünf Jahre nach Gründungsdatum und bezuschusst nach vorheriger Antragstellung Coaching– und Beratungsleistungen.

Fazit: Vom Start weg Tritt fassen

An Ideen mangelt es den meisten Gründern nicht, oft aber an betriebswirtschaftlichen Kenntnissen und dem notwendigen Kapital. Öffentliche Förderprogramme setzen bei genau diesen Problemen an. Nutzen Sie daher in jedem Fall rechtzeitig die vielfältigen Beratungsangebote für Existenzgründer und fragen Sie bei Ihrer Hausbank gezielt nach öffentlichen Fördermitteln. Abgesehen von den hier genannten, gibt es ja noch die Programme der einzelnen Bundesländer (Sie finden sie ebenfalls in der Förderdatenbank). Prüfen Sie dann Ihr Vorhaben genau, am besten mit fachkundiger Hilfe, und beseitigen Sie Fehler und Lücken in der Planung, bevor sie sich auswirken können. Und bitte denken Sie daran: Beantragen Sie Fördermittel immer vor Beginn einer Maßnahme oder Investition. Nachträglich gibt es in aller Regel keine Förderung mehr.

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Oliver Schonschek bewertet als News Analyst auf MittelstandsWiki.de aktuelle Vorfälle und Entwicklungen. Der Fokus liegt auf den wirtschaftlichen Aspekten von Datenschutz und IT-Sicherheit aus dem Blickwinkel des Mittelstands. Er ist Herausgeber und Fachautor zahlreicher Fachpublikationen, insbesondere in seinem Spezialgebiet Datenschutz und Datensicherheit.


Oliver Schonschek, Tel.: 02603-936116, www.schonschek.de

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