Der Bund setzt auf Spitzenleistungen
Forschung und Entwicklung werden wieder wichtiger: Die Investitionen der deutschen Wirtschaft in diesem Bereich stiegen 2007 stärker an als erwartet: 7,5 % höhere Investitionen der Wirtschaft und 6,5 Mrd. Euro zusätzliche Mittel von der Bundesregierung sprechen eine deutliche Sprache. Und: Für 37 % der deutschen Unternehmen sind Forschung und Innovation heute wichtiger sind als noch vor einem Jahr.
Obwohl die Zahl der Unternehmensneugründungen 2006 insgesamt rückläufig war, blieb die Anzahl der innovativen Gründungen konstant. Doch wegen des Fachkräftemangels und der Finanzierungsprobleme bleibt die Gesamtzahl der Hochtechnologie-Gründungen auf einem vergleichsweise niedrigen Stand: 2006 lag sie bei 17.700. Seit 2005 konnten nur etwa 5 % der Hightech-Start-ups Eigenkapital von Privatinvestoren, Business Angels und Venture-Capital-Gebern erhalten. Rund 58 % der innovativen Gründungen haben als wesentliche Finanzierungsquelle das eigene Geld des Gründers. Dabei sind Start-ups, die Finanzmittel von Dritten erhalten, meist größer und zeigen ein schnelleres Wachstum.
Hightech-Strategie für Deutschland
Die Hightech-Strategie für Deutschland soll die deutsche Wirtschaft wieder ganz nach vorne bringen, speziell in wichtigen Zukunftsmärkten wie Industrietechnik, Umwelt oder Gesundheit. Bis 2009 stellt die Bundesregierung deshalb insgesamt rund 15 Mrd. Euro für Spitzentechnologien und übergreifende Maßnahmen bereit.
Teil 1 sichtet den Förderdschungel im Überflug: Was wird gefördert? Wer fördert? Wie wird gefördert? Teil 2 zeigt, welche Möglichkeiten Gründer haben, und sagt, was sie bei der Bewerbung beachten müssen. Teil 3 untersucht, welche besonderen Mittel es für Innovation und moderne Technologien gibt und wie gute Ideen am besten ankommen. Extra-Beiträge spüren außerdem Zuschüsse von Bund und Ländern auf, sehen sich nach Internationalen Fördermitteln um, prüfen die Förderprogramme der KfW Mittelstandsbank und verraten, worauf Sie bei der Abwicklung über die Hausbank achten sollten.
Das trifft sich gut. Denn kleine und mittlere Unternehmen sind zwar vielfach die Vorreiter bei neuen Technologien, doch die Risiken sind sehr hoch und oft kaum alleine zu tragen. Die Forderung nach Kreditsicherheiten und umfangreichen Dokumentationen machen gerade für kleinere Firmen eine Finanzierung durch Bankkredite schwierig.
Also: Suchen Sie gezielt auch nach öffentlichen Fördermöglichkeiten für Forschung und Entwicklung. Die Mittel für engagierte KMU sollen bis auf 670 Mio. Euro steigen (Planzahl für 2009).
Wie der Staat seine Mittel gliedert
Wer sich auf die Suche macht, stößt gleich zu Anfang auf die so genannten beiden „Säulen“ der Technologieförderung des Bundes:
- die technologiespezifische Förderung mit speziellen Fach- und Rahmenprogramme für konkrete Forschungs- und Entwicklungsvorhaben und
- die technologieoffene Förderung. Sie ist nicht themengebunden, sondern richtet sich nach der Situation des Unternehmens.
Offen in drei Förderlinien
Die technologieoffene Förderung teilt sich in drei Förderlinien, die auf unternehmerische Bedürfnisse ausgerichtet sind (und nicht auf spezielle Forschungsthemen).
- Gründungen und junge Technologieunternehmen
- Diese Förderlinie passt zu Ihnen, wenn Sie selbst ein Hightech-Gründer sind oder ein junges, innovatives Unternehmen leiten. Beantragen können Sie verschiedene Zuschüsse oder Beteiligungskapital. Wichtige Programme sind
- die EXIST-III-Förderung der unternehmerischen Selbstständigkeit an Hochschulen und Forschungseinrichtungen,
- das EXIST-Gründerstipendium für den Existenzaufbau aus der Hochschule heraus, in der Vorphase der Unternehmensgründung,
- der High-Tech-Gründerfonds und
- der ERP-Startfonds.
- Forschungskooperation
- Hier sind Sie richtig, wenn Sie als Hightech-Unternehmen mit Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten, dabei Wissen und Personal untereinander austauschen. Sie können dafür Zuschüsse oder zinsgünstige Kredite beantragen. Wichtige Programme sind
- PRO INNO II,
- die Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF) und ZUTECH,
- InnoNet,
- das Netzwerkmanagement-Ost (NEMO),
- das ERP-Innovationsprogramm und
- INNO-WATT (Förderung Innovativer Wachstumsträger).
- Technologieorientierte Serviceeinrichtungen
- Falls Sie in Ihrem Unternehmen modernste Technologien einsetzen möchten und dazu die notwendigen Kenntnisse brauchen, ist diese Linie geeignet. Als Mittelstandsunternehmen können Sie kostengünstige Beratungsleistungen beantragen, um an das nötige Know-how zu kommen. Wichtige Programme sind
- die Technologieoffensive für das Handwerk und vergleichbare kleinere Unternehmen,
- INNOMAN (Förderung von Innovationsmanagement in kleinen Unternehmen der Neuen Bundesländer und Berlin),
- TOP, das Technologieorientierte Besuchs- und Informationsprogramm, sowie
- das Programm zur Verbesserung der Materialeffizienz
Spezifisch für Bio, Nano und TK
Im technologiespezifischen Förderbereich ist das anders; hier werden jeweils einzelne Technologiebereiche zur Förderung ausgewählt, die als Wachstumstreiber gelten. (Welche Bereiche jeweils im Einzelnen unterstützt werden sollen, können Sie unter anderem im Bundesanzeiger einsehen.) Ein Merkmal dieser Initiativen ist die Betreuung der Antragsteller und Teilnehmer durch spezielle Projektträger, zu deren Aufgaben Information, Beratung, Antragsbearbeitung und Begleitung gehören.
Neben den Rahmenprogrammen Forschung für Nachhaltigkeit (FONA), Werkstoffinnovationen für Industrie und Gesellschaft (WING) sowie Innovation und neue Energietechnologien sind es insbesondere Vorhaben in den Bereichen Biotechnologie, Nanotechnologie und Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT 2020), die besondere Berücksichtigung finden.
Verwertbare Neuheiten auf der Überholspur
Köpfe mit Ideen haben oft nicht die Nerven, sich durch Infoseiten zu klicken und Förderrichtlinien zu wälzen, um ihre Neuerung zur Marktreife zu bringen. Damit das leichter geht, bietet das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Programm KMU-innovativ. Zwar sind fünf Technologiefelder vorgegeben (Biotechnologie, Nanotechnologie, Informations- und Kommunikationstechnologien, Produktionstechnologie und Technologien für Ressourcen- und Energieeffizienz), innerhalb der Bereiche erfolgt die Förderung jedoch themenoffen.
Entscheidend ist, wie neu die Projektidee wirklich ist – und wie gut sie verwertbar ist. Dafür ermöglicht KMU-innovativ ein vereinfachtes und beschleunigtes Verfahren: Projektskizze einreichen (das geht jederzeit), dann bekommen Sie binnen zwei Monaten nach Stichtag Bescheid. Besonders hilfreich: die Beratung durch einen speziellen Lotsendienst, außerdem eine vereinfachte Bonitätsprüfung auch für kleine Unternehmen.
Unsere Weiße Liste der Hightech- und Innovationsförderung für den Mittelstand
- ERP-Innovationsprogramm der KfW Mittelstandsbank, www.kfw-mittelstandsbank.de | Wenn Sie Geld brauchen, weil Sie ein neuartiges Produkt (oder eine Dienstleistung) entwickeln und auf den Markt bringen wollen. – Sie bekommen ein Finanzierungspaket aus einem klassischen Kredit mit günstigen, festen Zinsen, langer Laufzeit und tilgungsfreier Anlaufzeit sowie einem Nachrangdarlehen, das die gleiche Funktion wie Eigenkapital einnehmen kann und auch ohne bankübliche Sicherheiten angeboten wird. Sehr schön: Die Entwicklungsphase kann auf diesem Weg evtl. sogar zu 100 % finanziert werden.
- High-Tech Gründerfonds aus staatlich-privater Kooperation, www.high-tech-gruenderfonds.de | Wenn Sie als junges Technologieunternehmen nicht genug Eigenkapital haben und (spätestens ein Jahr nach der Gründung) eine Anschubfinanzierung für ein konkretes FuE-Projekt brauchen. – Sie bekommen Beteiligungs- bzw. Risikokapital (Seed funds) für viel versprechende Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, noch vor dem Proof of Concept. Mit dabei: Coaching durch erfahrenes Management.
- Innovative Wachstumsträger (INNO-WATT) des BMWi, www.inno-watt.de | Wenn Sie Ihren Sitz in den neuen Bundesländern oder Berlin haben. – Sie bekommen einen nicht rückzahlbaren Zuschuss für wirklich neue Erzeugnisse oder Verfahren mit guten Vermarktungschancen bei der Produkteinführung.
- Forschung für die Nachhaltigkeit (FONA) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, www.inno-watt.de | Wenn Ihr Vorhaben im Zeichen der Nachhaltigkeit steht und insbesondere gesellschaftliche Verantwortung für die Region zeigt. – Sie bekommen einen Zuschuss im Rahmen des Fachprogramms, falls Ihr Projekt auf den aktuellen Forschungsfeldern liegt. Zuständig sind der Projektträger Jülich (PTJ) beim Forschungszentrum Jülich und der Projektträger im DLR (Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt).
Fazit: Geld für gute Ideen
Gerade kleine und mittlere Unternehmen gelten als besonders innovativ, können die Risiken einer langen Entwicklungs- und Markteinführungsphase aber meist nicht alleine tragen. Wo Aussicht auf Erfolg besteht, gleichen öffentliche Fördermittel z.B. fehlende bankübliche Sicherheiten und Eigenkapitalbedarf zur Forschungsfinanzierung aus.
Wichtig ist, dass Sie sich über aktuelle Förderungsschwerpunkte und Technologiefelder auf dem neuesten Stand halten. (Bei etlichen Programmen können Sie zu diesem Zweck praktischerweise einen Newsletter abonnieren.) Klären Sie als Erstes zuverlässig Ihren Bedarf (Startkapital, Beratung, Sicherheiten, Kooperationen) und beantragen Sie vor einer Investition entsprechende Zuschüsse oder Förderdarlehen. Nutzen Sie getrost die Hilfe der Projektträger bei Antragstellung und später bei der Durchführung Ihres Vorhabens.
Oliver Schonschek bewertet als News Analyst auf MittelstandsWiki.de aktuelle Vorfälle und Entwicklungen. Der Fokus liegt auf den wirtschaftlichen Aspekten von Datenschutz und IT-Sicherheit aus dem Blickwinkel des Mittelstands. Er ist Herausgeber und Fachautor zahlreicher Fachpublikationen, insbesondere in seinem Spezialgebiet Datenschutz und Datensicherheit.
Oliver Schonschek, Tel.: 02603-936116, www.schonschek.de