Bewährte Tricks mit Ideen drehen
Von Sabine Philipp
Wer nicht wirbt, stirbt. Es ist tatsächlich so. Wo aber das Budget nicht für große Aktionen und massenhaft VKF-Material reicht, sondern allenfalls für einen Stapel Handzettel, lässt sich auch mit wenig Geld viel erreichen. Gefragt sind Einfallsreichtum und ein sicherer Blick für die Zielgruppe.
Gerade kleinere und örtliche Unternehmen, die meist ganz selbstverständlich auf persönliche Kontakte setzen, machen es bei der Kundenbindung in der Regel intuitiv richtig, tun sich aber manchmal schwer bei der Kundengewinnung. Spätestens bei der Geschäftsübergabe bzw. Geschäftsübernahme wird das aber zum ernsthaften Problem, das oft rascher in Finanznot und letztlich in die Insolvenz führt, als der Nachfolger gedacht hätte. Wer stattdessen mit geringem finanziellen Aufwand auf seine Produkte und Leistungen aufmerksam machen möchte, für den gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, bei denen in erster Linie Grips und Ideen gefragt sind.
Produkte ins Internet
Bei keiner guten und günstigen Werbestrategie darf die Website im Internet fehlen. Dort können Sie preiswert und ausführlich über sich und Ihre Produkte informieren. Die Web-Adresse auf Ihrem Auto, in den gelben Seiten oder der Zeitungsannonce sagt dann dem Kunden, wo er sie findet. Außerdem können Sie so ihren Kundenkreis enorm erweitern und auch weit entfernte Interessenten aufstöbern. Für Ladengeschäfte gilt: Öffnungszeiten nicht vergessen!
Auf die Website gehört am besten gleich auch ein Button für die elektronische Infopost, denn E-Mail-Marketing macht die Werbung sehr viel einfacher. Nicht nur, dass sie versandkostenfrei ist – der Kunde kann sich auch schneller Ihre Produkte ansehen. Ein Klick genügt, und Ihr ganzes Portfolio wird vor ihm ausgebreitet. Wer erst den Katalog und weitere Infos anfordern muss, hat meist weniger Lust darauf. Außerdem können Sie den Leuten per Newsletter eine kleine Kundenzeitschrift oder ganz gezielte, persönliche Angebote zukommen lassen – und das ganz ohne teure Druckerkosten.
Platz für Plakate
Wie? Auf Ihrem Auto steht noch nicht, was Sie machen? – Dann wird es aber Zeit! Folien sind preiswert und schnell gedruckt. (Und falls Sie den Wagen verkaufen, gehen sie genauso schnell wieder ab.) Und wer ein Grundstück besitzt, sollte unbedingt Plakate aufstellen. Zur Not tut es auch ein Anhänger mit einer Werbetafel.
Bekannt in der Presse
Positive Zeitungsberichte sind die beste Werbung. Denn sie sind ein Feedback eines neutralen Dritten. Und das wird eher geglaubt als der beste Spruch. Falls Sie also etwas Interessantes zu sagen haben, dann geben Sie eine Pressemitteilung aus oder laden Journalisten ein. Aber Vorsicht: Sie müssen den Leuten auch Futter liefern, das sich zu einer interessanten Meldung verwursten lässt! Allein die Tatsache, dass es Sie gibt, interessiert keinen. Wenn Sie aber einen Umweltpreis gewonnen haben, ist das durchaus eine Meldung wert.
Teil 1 sagt, was sich zwischen Twitter, YouTube und Foren für Firmennachrichten im Web geändert hat. Teil 2 listet die verfügbaren Presseportale im Internet auf, mit einem praktischen Kurzkommentar zu jedem Eintrag. Ein Extra-Beitrag erklärt, wie Reichweiten zu beurteilen sind, und gibt handfeste Tipps für den Gebrauch.
Die andere Möglichkeit: Stellen Sie sich der schreibenden Zunft als Fachmann zur Verfügung. Die freuen sich immer, wenn sie einen Experten haben, den sie auch noch zitieren dürfen. Schließlich machen Zitate die Berichte lebendiger. Und Sie können sich in aller Öffentlichkeit als kompetenter Spezialist präsentieren. Auch für Telefonaktionen der Tageszeitungen werden immer wieder Fachleute gesucht.
Eine dritte Möglichkeit, Schlagzeilen zu machen, ist Guerilla-Marketing. Das sind witzige, kleine Aktionen, die wenig kosten, aber für Aufmerksamkeit sorgen. So ließ ein Cellener Optiker zwei Studenten mit Wassereimern über dem Kopf durch die Innenstadt liefen. Bekleidet waren sie mit T-Shirts, auf denen stand: „Mit Brillen von Optik-Beispielmeyer können Sie sich sehen lassen.“
Know-how vom Podium
Als Einzelkämpfer können Sie z.B. Vorträge halten. Das ist vor allem für Anwälte zu empfehlen, deren Werbeaktivitäten ja stark reglementiert sind. So referiert z.B. die Wiesbadener Kanzlei Cäsar-Preller über alle möglichen Themen, von Schrott-Immobilien bis hin zu Patientenverfügungen. Falls Sie keine passenden Büroräume für solche Aktivitäten haben, dann können Sie sich als freiwilliger Redner bei Ihrer IHK oder bei einem Verbraucherverein melden. Oder Sie bewerben sich als Referent bei der Volkshochschule (VHS).
Partner auf Austausch
Nichts spricht dagegen, wenn Sie in Ihrem Friseurgeschäft die Prospekte vom Restaurant nebenan auslegen – wenn Sie im Gegenzug das Gleiche beim Wirt machen dürfen. Oder gehen Sie doch eine Kooperation mit dem Fitnessstudio ein, in dem auch Sie trainieren. Mitglieder zahlen für den Haarschnitt 10 % weniger – wenn Sie dort werben dürfen. Hier eröffnet sich das weite Feld der Partnerschaften, bei denen es nur darauf ankommt, wie findig Sie sind und wer den ersten Schritt tut.
Sprüche mit Pfiff
Platz ist teuer. Nicht nur in den gelben Seiten, sondern auch in der Zeitung. Doch selbst der engste Raum lässt sich intelligent und witzig gestalten. So wirbt ein Wiesbadener Umzugsspediteur namens Daut mit „Ei, der Daut …“. Das fällt auf und kostet wenig. Oder geben Sie sich gleich einen lustigen Namen, wie die Kfz-Werkstatt, die sich „Kolbenfresser“ nannte.
Prestige durch Sport
Wenn Sie die Fußballjugend Ihres Heimatvereins unterstützen, tun Sie Gutes – und noch mehr für Ihr Ansehen. Lokales Sponsoring ist relativ preiswert, bringt PR und macht Sie den Kunden sympathisch.
Präsente zum Anfassen
Wenn Sie Ihrem Kunden zum Abschluss noch etwas in die Hand drücken wollen, dann sind Kugelschreiber die erste Wahl. (Ein Frankfurter Anwalt hat gar seine Visitenkarte durch Geschenkstifte ersetzt.) Das ist zwar nicht besonders originell, aber bewährt, denn fast jeder kann sie brauchen. Sie kosten nur ein paar Cent, mit Ihrem Werbeaufdruck vorne drauf.
Fazit: Hartnäckig bleiben!
Auch wenn nicht jede Maßnahme direkt in die Zielgruppe trifft und unmittelbar auf eine Kaufentscheidung abzielt – günstige Werbemittel sind in jedem Fall handfeste PR, die man sich leisten kann. Je genauer Sie die Kundenbedürfnisse ins Auge fassen und mit Aktionen laufend am Ball sind (z.B. einem Tag der offenen Tür), desto eher wird sich der Aufwand an Fantasie auch auszahlen.