Gaming-GPU: Welche Grafik sich für Spiele rechnet

Nach Kryptoschürfen und der Lieferknappheit hat sich der Markt wieder gefangen, und die Preise für eine GPU der Spitzenklasse sind deutlich gesunken. Ein guter Zeitpunkt, in neue Grafik zu investieren? Oder besser doch eine Konsole anschaffen? Und was ist eigentlich mit den neuen Macs möglich?

Grafik jetzt billiger kaufen?

Von Dirk Bongardt

Wächst das Angebot bei sinkender Nachfrage, fallen die Preise. Dass das alte Gesetz von Angebot und Nachfrage auch noch im Jahr 2023 Gültigkeit hat, lässt sich derzeit gut bei Grafikkarten und GPUs beobachten. Mit der „Bärenrallye“, die Investoren in Kryptowährungen erleben mussten, sank deren Interesse – und damit auch das an leistungsstarken Grafikprozessoren.

Im Juni 2023 hat die niederländische Webseite Hardware.info die Preise für Grafikkarten der aktuellen und vorangegangenen Generationen von Nvidia und AMD verglichen. Dabei wurde festgestellt, dass es einen allgemeinen Preisverfall bei den Grafikkarten der Ampere- und RDNA-2-Generationen gab, insbesondere bei Mittelklassekarten wie der RTX 3060 und RX 6600. Dieser Rückgang fußte nicht zuletzt auf dem Release neuer, aber unbeliebter Mittelklasse-GPUs auf Basis der Ada-Lovelace- und RDNA-3-Architekturen. Die Hersteller senkten daraufhin die Preise für ältere Modelle, um Lagerbestände abzubauen.

Unverbindlich hohe Preisempfehlungen

Dass die Preise gefallen sind, heißt allerdings nicht, dass sie niedrig sind: Viele Gamer beklagen, dass Nvidia, AMD und Intel noch nie so hohe „unverbindliche Preisempfehlungen“ abgegeben haben wie derzeit. Nur dass im Augenblick die Straßenpreise nicht mehr weit über den UVP liegen, sondern in einigen wenigen Fällen sogar knapp darunter.

Börsenprofis vom Schlage eines Warren Buffett empfehlen immer wieder eine antizyklische Anlagestrategie, also dann zu kaufen, wenn die meisten eher verkaufen. Das mag bei Aktien erfolgversprechend sein, aber gilt das auch für Grafikkarten? Deren Kundschaft will sie ja (meist) nicht als Geldanlage, sondern um sie in ihren PCs arbeiten zu lassen.

MW-nvidia-hopper-gtc-fall-22(1).jpg
Nicht der GeForce-Gaming-Markt, sondern künstliche Intelligenz ist Schauplatz der Preisentwicklung. Die Nvidia-H100-Familie auf Basis der Hopper-Architektur kann das Training von großen Sprachmodellen (LLMs) kräftig beschleunigen. (Bild: Nvidia)

Generell ist es natürlich eine gute Idee, dann zu kaufen, wenn es die meiste Leistung fürs Geld gibt, aber auf dem Gebiet von GPUs, so besagt es das Moore’sche Gesetz, wird dieser Zeitpunkt stets in der Zukunft liegen. Wer sich überlegt, in eine Grafikkarte zu investieren, tut also gut daran, den Bedarf (gemessen an den Anforderungen der präferierten Spiele und der eigenen Bedürfnisse in Sachen Performance und Darstellungsleistung) mit dem vorhandenen Angebot abzugleichen und für sich festzulegen, wo der Preis für eine diesem Bedarf entsprechende Grafikeinheit maximal liegen darf.

Und welche Grafikkarte muss es sein? Die Antwort auf diese Frage ist in erster Linie von der Auflösung abhängig, in der gespielt werden soll. Von Bedeutung sind Full HD (1920 × 1080), WQHD (2560 × 1440) und Ultra HD (3840 × 2160). Welche Spiele gespielt werden, ist ebenfalls entscheidend. Grundsätzlich gilt: 8 GByte VRAM sind nicht mehr ausreichend, insbesondere im Hinblick auf die Spiele der nächsten Jahre. Zukunftssicher erscheinen derzeit Grafikkarten wie die GeForce RTX 3080, die GeForce RTX 4060 Ti mit 16 GByte sowie die Radeon RX 6700 XT und die Radeon RX 7900 XT.

MW-1119936 Raphael 03 0032 alpha.png
Mit den AMD-Prozessoren der Ryzen-7000-Serie kam auch der neue AM5-Sockel für DDR5-Speicher und PCIe 5.0. (Bild: AMD)

Gleichung mit vielen Unbekannten

In den letzten Monaten vor Redaktionsschluss gab es für GPU-Preise fast ausschließlich eine Richtung: abwärts. Sicher ist, dass dieser Trend sich irgendwann umkehren wird. Nur weiß niemand, wann das der Fall sein wird, denn zu viele Unbekannte spielen inzwischen eine Rolle.

Ein unvorhergesehener Hype auf dem Markt der Kryptowährungen könnte den Preistrend ebenso umkehren wie ein neues Must-have-Game mit hohen grafischen Anforderungen. Und seit Ende 2022 mischt ja noch ein weiterer Trend die Situation auf den IT-Märkten auf: künstliche Intelligenz. Nvidia hat hier seinen Schwerpunkt, und Entwicklungen auf diesem Gebiet werden sich darauf auswirken, was die Grafikkarten der Zukunft können und was sie kosten werden.

Dass Gamer und Grafikkartenhersteller über Angebot und Nachfrage den Preis miteinander aushandeln, ist demgegenüber eine grobe Vereinfachung. Zumal Gamer ja auch nicht bloß die Wahl haben, jetzt oder später eine Grafikkarte anzuschaffen, sondern sich auch für eine ganz andere Option entscheiden können.

Konsole statt PC?

Die Frage taucht immer wieder auf. Gaming-PCs bieten gegenüber Spielkonsolen eine Reihe von Vorteilen. Flexibilität und Anpassbarkeit sind zwei der wichtigsten Aspekte: Bei einem Gaming-PC lässt sich die Hardware nach Bedarf aufrüsten, sodass man immer auf dem neuesten technischen Stand und leistungsfähig bleibt. Zudem ermöglicht die offene PC-Architektur den Zugang zu zahlreichen Spielen, Plattformen und Mods, die auf Konsolen nicht verfügbar sind. Darüber hinaus sind Gaming-PCs mit einer größeren Auswahl an Peripheriegeräten wie Tastaturen, Mäusen und VR-Headsets ausgestattet, die das Spielerlebnis personalisieren.

Andererseits bieten Spielkonsolen auch Vorteile. Die Plug-and-Play-Funktion ist einer der größten Vorteile. Die Konsolen sind einfach zu installieren und erfordern keine technischen Kenntnisse oder Einstellungen. Sie bieten ein konsistentes Spielerlebnis. Und sie sind in der Regel günstiger als gleichwertige Gaming-PCs. Außerdem sind Konsolen häufig platzsparend und verbrauchen weniger Energie. Allerdings sind sie im Vergleich zu Spiele-PCs nur begrenzt aufrüstbar, sodass Gamer nicht immer die neuesten Technologien nutzen können. Darüber hinaus sind Konsolenspiele manchmal teurer als PC-Spiele, es gibt weniger Möglichkeiten zur Modifikation, und die Auswahl an Spielen ist geringer.

Einen leichten Vorteil haben Konsolen gegenüber PCs, was die Fehlerfreiheit betrifft: Bis heute werden Spiele überwiegend zunächst für Konsolen programmiert und dann auf PCs portiert. Und dabei passieren immer wieder mal Fehler, sodass Konsolen-Gamer längst puren Spielspaß erleben, während die PC-Community sich noch mit Bugs und Patches herumärgern muss.

Eine weitere Entscheidungshilfe: Konsolen haben einen mittleren Lebenszyklus von sieben Jahren. In dieser Zeit müsste ein PC-Gamer, der mit den Anforderungen aktueller Spiele auf dem Laufenden bleiben will, mindestens einmal die Grafikkarte nachrüsten.

Macs für Gamer?

Games auf dem Mac wiederum haben ein gewaltiges Problem: Windows bzw., um genau zu sein, die Tatsache, dass Windows das dominierende Betriebssystem für Spieler ist. Viele Spiele wurden ursprünglich für DirectX entwickelt, während der Mac hauptsächlich auf OpenGL und seit Kurzem auf Metal als Grafik-API setzt. Entwickler müssen ihre Spiele erst von DirectX auf Metal oder OpenGL umstellen, damit sie auf Mac laufen.

Eine weitere Hürde stellt die Vielfalt der Mac-Hardware und Mac-Konfigurationen dar. Im Gegensatz zu Konsolen und vielen Spiele-PCs gibt es eine breite Palette von Mac-Modellen mit unterschiedlichen Spezifikationen, Prozessoren, Grafikkarten und Arbeitsspeichern. Ein Spiel muss darum gründlich optimiert und getestet sein, damit es auf den verschiedenen Mac-Systemen auch wirklich läuft.

Allerdings: Die Leistung der neuen Macs mit Chips der M-Reihe übertrifft deutlich die der früheren Intel-Macs mit integrierter Grafik und konkurriert auf dem Papier sogar mit vielen dedizierten Grafikkarten, die in teureren Intel-Macs verbaut waren. Mit der Einführung des M2 Pro im Macbook Pro und des M2 Max im Macbook Pro und Mac mini hat Apple endlich leistungsfähige Chips auf den Markt gebracht, die in der Lage sind, auch grafisch anspruchsvolle AAA-Spiele problemlos zu bewältigen.

MW-Gamescom-Special 2023.jpg

Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag ist zuerst in unserer Themen­strecke zur Gamescom 2023 erschienen. Einen Über­blick mit freien Down­load-Links zu sämt­lichen Einzel- und Sonder­publikationen be­kommen Sie online im Presse­zentrum des MittelstandsWiki.

Die größte Schwäche auch der leistungsstärksten Macs: Die Auswahl an Spielen ist deutlich kleiner als für PC und Konsole. Wer sich mit dem Gedanken trägt, sich einen Mac fürs Gaming anzuschaffen, sollte also nicht nur einen gut gefüllten Geldbeutel haben, sondern auch einen kritischen Blick darauf werfen, welche Spieleschmieden überhaupt Produkte für den Mac entwickeln – und ob die eigenen Favoriten dabei sind.

Gleichwohl kann ein Mac für Leute interessant sein, die sowohl spielen als auch anderen kreativen Aktivitäten nachgehen möchten. Macs sind für ihre hohe Leistung bei Grafik- und Videobearbeitung bekannt und daher besonders für kreative Anwendungen wie Bildbearbeitung, Videoproduktion und Musikkomposition geeignet. Wenn Gamer also auch gerne künstlerisch tätig oder im Beruf auf kreative Software angewiesen sind, könnte ein Mac die beste Wahl sein, da er beide Welten miteinander verbindet.

Ein weiterer Aspekt, der für Spieler interessant ist, ist die Möglichkeit, auf dem Mac eine Vielzahl unabhängiger Spiele und Exklusivtitel zu genießen, die speziell für macOS entwickelt wurden. Apple Arcade, der Abonnementdienst von Apple, bietet Zugang zu einer wachsenden Bibliothek von Spielen, die auf Macs und anderen Apple-Geräten gespielt werden können. Darüber hinaus sind Macs in das Apple-Ökosystem integriert, was ein nahtloses Spielen und Synchronisieren mit anderen Apple-Geräten ermöglicht. Auch wenn die Grafikleistung von Macs im Vergleich zu spezialisierten Gaming-PCs geringer ist, stellen sie für Gamer, die auf kreative Vielseitigkeit und die Apple-Plattform angewiesen sind, einen brauchbaren Kompromiss dar.

Mehr als eine Option

Die Gaming-Entscheidung, ob und wann eine neue Karte fällig ist, bleibt am Ende weiterhin abhängig von individuellen Anforderungen und vom Budget – und wird durch die Vielzahl der Optionen nicht gerade leichter. Immerhin: Wer an die Zukunft denkt, sollte Modelle mit mindestens 16 GByte VRAM wählen.

Die Entscheidung zwischen Gaming-PCs und Konsolen hängt von der individuellen Gewichtung der jeweiligen Vorteile ab: Flexibilität und Aufrüstbarkeit oder Einfachheit und geringere Kosten? Für das Mac-Publikum bieten die M-Chips verbesserte Leistung, doch die begrenzte Spielauswahl ist ein Faktor, den Gamer bei der Anschaffung eines neuen Spielgeräts nicht außer Acht lassen können.

Dirk Bongardt-Quadrat.jpg

Dirk Bongardt hat vor Beginn seiner journalistischen Laufbahn zehn Jahre Erfahrung in verschiedenen Funktionen in Vertriebsabteilungen industrieller und mittelständischer Unternehmen gesammelt. Seit 2000 arbeitet er als freier Autor. Sein thematischer Schwerpunkt liegt auf praxisnahen Informationen rund um Gegenwarts- und Zukunftstechnologien, vorwiegend in den Bereichen Mobile und IT.


Dirk Bongardt, Tel.: 05262-6400216, mail@dirk-bongardt.de, netknowhow.de

Nützliche Links