Best-Practice-Breitband Erkelenz und Wegberg

Nachhaltig sind nur Glasfaser-Hausanschlüsse

Von Dr. rer. nat. Jürgen Kaack, STZ-Consulting Group

Wegberg und Erkelenz zeigen zu Beginn des Breitbandprojektes eine für den ländlichen Raum typische Versorgungslage mit einigermaßen gut versorgten Kernbereichen und unterversorgten Ortsteilen im Umfeld. Betrachtet man nicht nur die Grenze der Unterversorgung ab 2 MBit/s, sondern die zukünftig eher relevante Größe von 50 MBit/s, so bleibt in den beiden Nachbarstädten nicht mehr viel übrig. Nur die Kernstadt von Erkelenz und der Ortsteil Tenholt haben mehrheitlich mehr als 50 MBit/s.

Dabei gilt für Wegberg und Erkelenz, was heute für jeden Standort in Deutschland gilt: Die Möglichkeit zur Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien ist ein zunehmend wichtiger Standortfaktor auch für ländliche Regionen als attraktive Lebens- und Wirtschaftsräume. Breitbandige Internet-Kommunikation ist eine zunehmend wichtige Voraussetzung für die Gewerbeansiedlung. Unternehmen, die im Datenaustausch nicht mehr auf DSL und Breitband verzichten können, werden kurz- bis mittelfristig eine Umsiedlung in Erwägung ziehen und realisieren. Der damit verbundene Wegfall von Arbeitsplätzen führt zu einer Schwächung der betroffenen Regionen.

50 MBit/s und mehr sind ebenso für die Lebensqualität der Menschen und bei der Wohnortwahl bedeutsam. Die meisten Familien entscheiden sich beim Kauf eines Wohnbaugrundstücks auch aufgrund der örtlichen DSL- und Breitbandverfügbarkeit. Nicht zuletzt ist die zunehmende Bedeutung von Anwendungen im Bereich der Bildung, der Telemedizin und der häuslichen Pflege zu berücksichtigen.

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Bei Anschlüssen mit mindestens 2 MBit/s sieht es in Wegberg und Erkelenz gar nicht so schlecht aus, … (Bild: BMWi-Breitbandatlas 08.2013)

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… aber bei 50 MBit/s bleibt fast nurmehr der Ortskern von Erkelenz übrig. (Bild: BMWi-Breitbandatlas 08.2013)

Und die Lage wir durch Abwarten keineswegs besser – im Gegenteil. Mit neuen Anwendungen und einer intensivierten Nutzung steigt das Datenvolumen um derzeit ca. 18 % im Jahr. Das heißt: Ohne Maßnahmen zur Verbesserung der Breitbandversorgung wird die Situation schlecht versorgter Gebiete im Vergleich zu den Ballungsgebieten im Laufe der Zeit immer schlechter. Aus heute „grauen“ Flecken mit mäßiger Versorgung werden dann „weiße“ Flecken.

Zwei Breitbandprojekte für 30 Stadtteile

Die Städte Erkelenz und Wegberg gehören zum Kreis Heinsberg. Erkelenz hat 45.319 Einwohner, von denen zu Beginn des Projektes 4751 in 17 Ortsteilen mehrheitlich weniger als 2 MBit/s haben; in Wegberg sind es 28.925 Einwohner, von denen 2401 in 13 Ortsteilen unterversorgt sind. Die Größe der unterversorgten Stadtteile reicht von 30 bis ca. 950 Haushalten. Die Unterversorgungsquote liegt somit zwischen 8 und 10 % und ist damit auch 2013 nicht untypisch für Kommunen im ländlichen Raum.

Die Kernstädte sind durch VDSL mit 25 MBit/s gut versorgt, Erkelenz hat in der Kernstadt und im Ortsteil Tenholt zudem eine Kabelnetzversorgung mit 150 MBit/s. Daher ist die digitale Spaltung im Vergleich zu den umliegenden Stadtteilen mit teils weniger als 2 MBit/s erheblich; dort ist eine sinnvolle Internet-Nutzung kaum möglich, ganz zu schweigen von semiprofessionellen Anwendungen oder Heimarbeitsplätzen.

Thema: Breitbandausbau

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Dr. Jürgen Kaack hat eine Reihe von Projekten als Berater begleitet. Einige aus der Region Nordrhein-Westfalen stellt er ausführlicher als Best-Practice-Beispiele vor: Arnsberg, Ennepetal, Erftstadt, Erkelenz und Wegberg sowie die Lage im gesamten Kreis Heinsberg, ferner Geilenkirchen, Haltern am See, Kaarst, Nettetal und Rheurdt. Außerdem berichtet er von der T-City Friedrichshafen, erläutert die möglichen Geschäftsmodelle im kommunalen Breitbandausbau sowie die Optionen der NGA-Rahmenregelung und setzt auseinander, wo Vectoring seine Haken hat. Nicht zuletzt skizziert er die Prinzipien einer Breitbandstrategie NRW und macht handfeste Vorschläge für eine umfassende Breitbandstrategie.
Seine gesammelten Erfahrungen sind 2016 in der Reihe MittelstandsWiki bei Books on Demand erschienen: „Schnelles Internet in Deutschland“ (Paperback, 220 Seiten, ISBN 978-3-946487-00-5, 9,99 Euro).

Ausbau nach Förderverfahren

Entsprechend der schwachen Versorgung ist in den vergangenen Jahren der Druck der Bevölkerung und der Betriebe auf die Stadtverwaltung und die Kommunalpolitik stetig gestiegen. Erste Gespräche mit Netzbetreibern ließen nicht auf schnelle Besserung hoffen – vor allem nicht ohne Zuwendungen aus dem Haushalt. So beschäftigten sich die Verwaltungen in beiden Städten mit den Möglichkeiten zur Kofinanzierung aus Förderprogrammen.

Ergebnisse der Befragung

Eine wesentliche Voraussetzung hierfür ist die Durchführung einer Befragung bei Haushalten und Betrieben zum Nachweis der unzureichenden Versorgung. Aus der Befragung lässt sich das Kundenpotenzial für den Abschluss von Verträgen mit höheren Bandbreiten abschätzen.

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In Erkelenz beantworteten im Durchschnitt 17 % aller Haushalte den Fragebogen bis Februar 2013. (Bild: STZ-Consulting)

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In Wegberg beantworteten im Durchschnitt 14 % aller Haushalte den Fragebogen im Dezember 2012. (Bild: STZ-Consulting)

Der Rücklauf der ausgefüllten Fragebögen entspricht über alle unterversorgten Stadtteile gerechnet 14 % aller Haushalte in Wegberg und 17 % in Erkelenz. Die Rücklaufquote liegt dabei in einem typischen Durchschnittbereich. Beachtlich ist die Streuung der Rücklaufquote, die in Wegberg zwischen ca. 3 und über 30 % liegt. In Erkelenz ist die Streubreite zwischen den unterversorgten Ortsteilen deutlich kleiner. Eine Ursache für die Streuung konnte nicht ermittelt werden.

Im Vergleich zu den unterversorgten Stadtteilen fällt die Rücklaufquote in den besser versorgten Kernstädten deutlich ab. Aus der Kernstadt von Erkelenz haben immerhin noch 8 % der Haushalte den Fragebogen ausgefüllt (bei gemessenen durchschnittlichen 8,1 MBit/s), in Wegberg waren es nur 2 %. Diese Zahlen bestätigen, dass der Bedarf und die Bereitschaft zum Wechsel bei einer Versorgung mit mindestens 6 MBit/s rapide abnehmen. In der Kernstadt von Wegberg liegt die durchschnittlich angegebene Download-Geschwindigkeit bei ca. 7,6 MBit/s und ist damit eigentlich nicht eher schwach. Aber auch der angrenzende Ortsteil Beeck kommt mit einer gemessenen Durchschnittsgeschwindigkeit von 3,5 MBit/s nur auf eine Rücklaufquote von 6 %!

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Mobilfunk und alternative Anbieter spielen in Erkelenz nur eine untergeordnete Rolle. (Bild: STZ-Consulting)

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Dasselbe gilt für Wegberg; auch hier sind Mobilfunk und alternative Anbieter eher ohne Bedeutung. (Bild: STZ-Consulting)

Die Auswertung der Fragebögen bestätigt trotz der breiten Streuung der Rücklaufquote die Ergebnisse der statistischen Analysen. Da in den unterversorgten Regionen für den Breitbandzugang derzeit nur die Deutsche Telekom, Reseller sowie Mobilfunk- und Satellitenanbieter tätig sind, ist in den Haushalten und Unternehmen DSL die mit Abstand dominierende Zugangstechnologie. Da LTE in den unterversorgten Gebieten noch nicht flächendeckend verfügbar ist, spielt Mobilfunk keine signifikante Rolle. In Erkelenz ist anhand der Antworten die Bedeutung der alternativen DSL-Anbieter geringfügig höher als in Wegberg.

Die Ergebnisse dokumentieren eine massive Unterversorgung. Während in den meisten unterversorgten Ortsteilen von Erkelenz immerhin noch knapp 20 % auf eine Downstream-Geschwindigkeit von über 2 MBit/s kommen, liegt dieser Wert in Wegberg im Durchschnitt bei unter 10 %! Mit den ermittelten Geschwindigkeiten ist jedenfalls so gut wie keine effiziente Internet-Nutzung möglich.

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Home-Office-Anwendungen haben in Erkelenz eine hohe Bedeutung. (Bild: STZ-Consulting)

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Die Home-Office-Anwendung ist in Wegberg oft von größerer Bedeutung als die private Nutzung. (Bild: STZ-Consulting)

Wie bei vielen Befragungen zeigt sich auch in Erkelenz und Wegberg, dass die Home-Office-Nutzung einen hohen Stellenwert besitzt. In Erkelenz ist die Verteilung über die unterversorgten Ortsteile recht homogen und die Home-Office-Nutzung liegt mit ca. 40 % um etwa 10 % unter der Privatnutzung. Im Vergleich zu Erkelenz streuen die Ergebnisse für Wegberg in hohem Maße und in fast der Hälfte der untersuchten Ortsteile liegt die Home-Office-Nutzung vor der Privatnutzung. Die Abweichungen zwischen den Ortsteilen können vermutlich nur durch Unterschiede in der Bevölkerungs- und Altersstruktur erklärt werden.

Bei einer typischen Internet-Nutzung ist heute erst ab 6 MBit/s mit einer grundsätzlichen Zufriedenheit zu rechnen, da diese Bandbreite als sinnvolles Minimum vieler Internet-Anwendungen anzusehen ist. Dies zeigt sich auch in den beiden Städten in ausgeprägter Weise. In Ballungsgebieten stellen 16 MBit/s heute bereits den üblichen Standard dar! Da die Bandbreiten in den letzten Jahren weltweit stark gestiegen sind, verschieben sich die Grenzwerte stetig nach oben.

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Die Wunschbandbreiten liegen in Erkelenz relativ hoch, gemessen an der schwachen Ausgangsversorgung. (Bild: STZ-Consulting)

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Bedenkt man die Ist-Situation, so liegen auch in Wegberg die Wunschbandbreiten (bis zu 200 MBit/s) relativ hoch. (Bild: STZ-Consulting)

Wenn man sowohl in Erkelenz als auch in Wegberg Wunschbandbreiten vorfindet, die deutlich oberhalb von 20 MBit/s und in zwei Stadtteilen sogar oberhalb von 40 MBit/s liegen, so ist dies vermutlich mehr durch die Kommunikationsmaßnahmen der Deutschen Glasfaser im Kreis Heinsberg bedingt als durch einen Bedarf, der durch spezifische Anwendungen bedingt wäre. Der Bedarf wird sich auch in den nächsten Jahren weiter steigern, aber mit 16 MBit/s sind derzeit gängige Anwendungen durchaus zu bewältigen.

Offenes Markt­erkundungs­verfahren

Nach der Befragung sind bei einem mit Fördermitteln unterstützten Breitbandausbau nichtförmliche Markterkundungs- bzw. Interessenbekundungsverfahren durchzuführen. Sie sollen ausfindig machen, ob ein Netzbetreiber in den nächsten drei Jahren einen Ausbau mit einer Mindestbandbreite von 2 MBit/s im Downstream ohne öffentliche Zuwendungen plant. Damit die Betreiber Kenntnis von diesen Anfragen erhalten, werden sie nicht nur auf dem Stadtportal veröffentlicht, sondern auch auf dem Landesportal Breitband.NRW.

Sowohl in Erkelenz als auch in Wegberg hat sich erwartungsgemäß kein Betreiber mit einer fundierten Planung gemeldet, sodass der Weg für den nächsten Prozessschritt offen stand: das transparente Auswahlverfahren. Zur Submission gingen in beiden Städten mehrere, z.T. deutlich unterschiedliche Angebote ein. Aufgrund von Synergien mit dem geplanten Vectoring-Ausbau kündigte die Deutsche Telekom für alle unterversorgten Ortsteile von Wegberg einen Eigenausbau an. In Erkelenz war die Situation schwieriger. Angebote für die unterversorgten Ortsteile wurden in einer Reihe von Fällen nur unter der Voraussetzung angeboten, dass gleichzeitig auch der Ausbau in anderen Stadtteilen mit beauftragt werde. Dies wiederum betraf eine Reihe von Ortsteilen, die ohnedies von der Deutschen Glasfaser ohne Zuwendungen ausgebaut werden. Infolge dieser Abhängigkeiten hätte nur noch für zwei Lose eine Vergabe erfolgen können. Daher wurde eine Nachverhandlung mit den Bietern begonnen, um zu Angeboten ohne Abhängigkeiten zu kommen.

Die Deutsche Glasfaser GmbH gab zwar in beiden Verfahren kein schriftliches Angebot ab, ist aber seit Mitte 2012 mit Pilotprojekten im Kreisgebiet und seit Anfang 2013 auch in beiden Stadtgebieten tätig und muss daher für eine Vergabe mit berücksichtigt werden. Das Unternehmen verfolgt die Erstellung von Glasfaseranschlussnetzen in allen Kommunen im Kreis Heinsberg und befindet sich in einzelnen Ortsteilen bereits in der Umsetzung. Die ersten Netze in Ganagelt und Selfkant werden voraussichtlich bis Ende 2013 in Betrieb genommen. Sofern in den ausgewählten Gebieten eine Vorvertragsquote von mindestens 40 % erreicht wird, hat die Deutsche Glasfaser einen Ausbau ohne finanzielle Zuwendung der Kommune für alle Anschlüsse im betreffenden Gebiet angekündigt; das ermöglicht nach Fertigstellung der Netzinfrastruktur symmetrische Bandbreiten von 100 MBit/s zu marktgerechten Konditionen.

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Die STZ-Consulting Group ist eine Unternehmens­beratung, die Unternehmen und Kommunen bei der Bewältigung von Veränderungs­prozessen unterstützt, von der Entwicklung trag­fähiger Konzepte bis zur Um­setzung. Die Partner der STZ-Consulting Group haben lang­jährige Erfah­rungen aus eigener operativer Führungs­tätigkeit in Unter­nehmen, aus der Gründung und dem Aufbau von Unter­nehmen sowie in der Beratung. Ein Branchen­schwerpunkt liegt in der Tele­kommunikation.


Dr. Jürgen Kaack – STZ-Consulting Group, Kolibristr. 37, 50374 Erftstadt, Tel. 02235-988776, info@stz-consulting.de, www.stz-consulting.de.

Ergebnisse für Erkelenz

In Erkelenz wurden von der Deutschen Glasfaser die Ortsteile Hetzerath, Schwanenberg mit Grambusch und Lentholt, Gerderath mit Fronterath, Gerderhahn, Golkrath, Granterath, Houverath und Kückhoven als Ausbaugebiete ausgewählt. Von diesen Gebieten sind Gerderath und Fronterath im Sinne der gültigen Definition nicht unterversorgt. Sowohl in Hetzerath als auch in Schwanenberg mit Grambusch und Lentholt wurde vor Ablauf des Auswahlverfahrens die benötigte Vorvertragsquote von 40 % erreicht. Bis zum Ablauf der Nachverhandlungen übertrafen zusätzlich die Ortsteile Golkrath, Houverath, Gerderhahn und Kückhoven die geforderte Vorvertragsquote.

In diesen Gebieten, für die die erforderliche Vorvertragsquote erreicht wurde, besteht nach dem Ausbau keine Unterversorgung mehr und eine anderweitige Vergabe unter Gewährung einer Deckungslücke ist nach dem Beihilferecht nicht möglich. Granterath stand zum Zeitpunkt des Ablaufs der Nachverhandlungen (Ende Juli) bei einer Vorvertragsquote von 39 %; es ist zu erwarten, dass auch hier die Mindestquote erreicht wird. In dieser Zeit wurde aufgrund einer Initiative aus der Bevölkerung außerdem der Ortsteil Geneiken mit in die Vorvermarktung aufgenommen. Somit sind unter Berücksichtigung der Aktivitäten der Deutschen Glasfaser nur noch die folgenden Bereiche als unterversorgt anzusehen: Genfeld, Genhof, Mennekrath und Terheeg, Katzem und Kleinbouslar.

Sofern Genhof und Genfeld nicht im Zuge des Ausbaus eines anderen Loses mitversorgt werden, müsste für die beiden Orte ein neues Auswahlverfahren durchgeführt werden. Im Laufe des August 2013 wurden mit Bellinghoven und Tenholt weitere nicht unterversorgte Ausbaugebiete in die Vorvermarktung aufgenommen.

Die Deutsche Telekom hat Angebote für den Ausbau in allen ausgeschriebenen Losgebieten abgegeben und im Rahmen der Nachverhandlung mit den Bietern zum 31. Juli 2013 einige der Angebote überarbeitet, die zur Submission mit Datum 7. Juni 2013 für den Ausbau mit VDSL erstellt wurden. Die Nachkalkulation und die Prüfung von Synergien in Verbindung mit dem Umbau des Netzes zu einem IP-Netz (Vectoring) hat dazu ergeben, dass folgende Losgebiete 2015 ohne Zuwendungen im Eigenausbau erschlossen werden: Golkrath und Hoven, Granterath, Kückhoven, Mennekrath und Terheeg.

Die maximale Bandbreite beträgt zunächst – abhängig von der Leitungslänge – 50 MBit/s. Für 2014 ist eine Erhöhung der Leistung auf 100 MBit/s im Downstream und 40 MBit/s im Upstream angekündigt. 95 % der Anschlüsse werden mit mindestens 6 MBit/s versorgt und der Ausbau kann im vierten Quartal 2014 abgeschlossen sein.

Als Ergebnis für das Breitbandprojekt in Erkelenz werden von den ursprünglich 17 unterversorgten Ortsteilen 13 ohne Zuwendungen bis auf 100 MBit/s ausgebaut, zwei Stadtteile können mit Zuwendungen auf einen zukunftssicheren Stand gebracht werden und nur für zwei Ortsteile mit zusammen weniger als 200 Haushalten gibt es noch keine Lösung. Dies entspricht einem verbleibenden Teil von ca. 4 % der ursprünglich unterversorgten Haushalte in Erkelenz.

Ergebnisse für Wegberg

In Wegberg werden von der Deutschen Glasfaser die Ortsteile Rath-Anhoven, Klinkum mit Bischofshütte, Merbeck mit Tetelrath, Venn, Vennhyde und Schwaam, Wegberg, Beeck, Kipshoven mit Moorshoven und Schönhausen, Holtum mit Kehrbusch und Isengraben sowie Rickelrath und Uevekoven bearbeitet. Davon sind Wegberg, Beeck, Klinkum, Bischofshütte und Uevekoven nicht unterversorgt. Die von der Deutschen Glasfaser geforderte Vorvertragsquote von 40 % wurde bis zum Submissionstermin nur für die Pilotregion Rath-Anhoven erreicht; für Merbeck, Teterath, Schwaam, Klinkum und Bischofshütte wurde die Quote im August 2013 erreicht und in Kipshoven und einigen der anderen Regionen hat die Vorvermarktung Ende August gerade erst begonnen. Da die Deutsche Glasfaser keine finanziellen Zuwendungen von der Kommune erwartet, ist der nachhaltige Ausbau mit Glasfaserhausanschlüssen bei erfolgreicher Vorakquisition die zu bevorzugende Ausbauvariante.

Die Deutsche Telekom hat zum Submissionstermin einen Ausbau ohne Zuwendungen in neun der ursprünglich elf unterversorgten Gebiete angekündigt. Da mit dem geplanten Eigenangebot der Deutschen Telekom eine flächendeckende Versorgung ohne finanzielle Zuwendung durch die Stadt in den ausgeschriebenen Ortsteilen Holtum, Moorshoven, Schönhausen, Rath-Anhoven, Isengraben, Flassenberg, Kehrbusch, Merbeck, Tetelrath, Rickelrath und Schwaam mit bis zu 100 MBit/s im Downstream gegeben ist, müssen diese Gebiete als versorgt angesehen werden. Im Angebot wird die Einhaltung der Anforderungen an die Grundversorgung (mindestens 2 MBit/s für 97 % der Anschlüsse und eine Fertigstellung im vierten Quartal 2014) garantiert. Allerdings wird durch den Ausbau mit VDSL ein deutlich höherer Versorgungsgrad für die Mehrzahl der Haushalte und Betriebe in den unterversorgten Gebieten erreicht.

Nur für den Ausbau in Kipshoven und Mehlbusch hat die Deutsche Telekom eine Deckungslücke ermittelt. Da in einigen der durch die Telekom in nächster Zeit im Eigenausbau erschlossenen Ortsteilen auch die Deutsche Glasfaser Anschlussnetze verlegen wird, ergibt sich die für den ländlichen Raum ungewöhnliche Konstellation, dass auch in den kleineren ländlich gelegenen Ortschaften zwei hochwertige Breitbandinfrastrukturen errichtet werden.

Da Kipshoven von der Deutschen Glasfaser als Ausbaugebiet ausgewählt wurde, wird nach Erreichen der Vorvertragsquote nur Mehlbusch mit 18 Haushalten als unterversorgter Weiler übrig bleiben. 13 von 14 der ursprünglich unterversorgten Ortsteile werden somit ohne Zuwendungen durch die Stadt Wegberg mit schnellen Internet-Anschlüssen versorgt.

25 von 30 ohne Zuwendung ausgebaut

Sowohl Erkelenz als auch Wegberg bieten aufgrund der Siedlungsstruktur mit vielen z.T. sehr kleinen Ortschaften und langen Anlaufwegen keine optimalen Voraussetzungen für ein Breitbandprojekt. Der Ausbau aller unterversorgten Ortsteile in beiden Städten hätte nach den ersten Angeboten Deckungslücken von über 3 Mio. Euro ergeben. Bei insgesamt über 7150 unterversorgten Haushalten entspricht dies einer Deckungslücke in Höhe von knapp 420 Euro pro unterversorgtem Haushalt und liegt damit in einem durchaus üblichen und durchschnittlichen Rahmen. Die beiden Städte Erkelenz und Wegberg hätten im Falle der Bewilligung von Förderanträgen mindestens 750.000 Euro aus Haushaltsmitteln aufbringen müssen.

Durch die Mitte 2012 im Kreisgebiet von Heinsberg aufgenommenen Aktivitäten der Deutschen Glasfaser und die Planungen der Deutschen Telekom zur Umrüstung auf den neuen VDSL-Standard Vectoring, der über die Einsparungen bei den Betriebskosten erhebliche Synergien freisetzt, wird der Ausbau in beiden Städten deutlich kostengünstiger. 26 der unterversorgten Ortsteile werden ohne Zuwendungen durch die Kommunen ausgebaut und mit Downstream-Geschwindigkeiten bis zu 100 MBit/s (im Falle eines Ausbaus durch die Deutsche Glasfaser stehen 100 MBit/s auch im Upstream zur Verfügung) auf ein zukunftssicheres Niveau gehoben.

Zwei Ortsteile können unter Ausgleich einer Deckungslücke ausgebaut werden und nur für drei kleinere Ortsteile mit zusammen weniger als 3 % der ursprünglich unterversorgten Haushalte konnte bis Ende August 2013 keine Lösung gefunden werden.

Fazit: Vectoring reicht, ist aber kurzsichtig

Für die Bürger und Betriebe in den von der Deutschen Glasfaser ausgebauten Gebieten bricht nach dem Ausbau 2014–2015 mit Geschwindigkeiten von 100 MBit/s eine neue Ära der Breitbandversorgung an. In den verbleibenden unterversorgten Ortsteilen wird sich zeigen, ob die noch laufende Nachverhandlung einen hochwertigen Ausbau ermöglicht. Und: Der Ausbau in den 30 in Erkelenz und Wegberg von der Deutschen Glasfaser bearbeiteten Ortsteilen ist nicht nur nachhaltig und zukunftssicher, sondern erfolgt auch ohne Zuwendungen vonseiten der Kommune auf einer rein privatwirtschaftlichen Basis! Von den 30 bearbeiteten Stadtteilen hat Ende August schon fast die Hälfte (14) die erforderliche Vorvertragsquote von 40 % erreicht. In einigen der heute besser versorgten Gebiete, wie z.B. der Kernstadt Wegberg, in Beeck sowie in Gerderath und Tenholt liegt die Akzeptanz allerdings deutlich unter den Erwartungen.

Im Gegensatz zum teilweise parallel erfolgenden Vectoring-Ausbau durch die Deutsche Telekom ist die Übertragung über das Medium Glasfaser von Anfang an symmetrisch, mit identischen Geschwindigkeiten für den Up- und Downstream; außerdem weist sie bei den Entfernungen innerhalb der Kommunen keine längenabhängige Dämpfung auf. Zudem lässt sich die Übertragungsgeschwindigkeit über die Glasfaser bei Bedarf ohne größere Probleme steigern. Und auch größere Datenvolumina bringen keine Engpässe.

Ein Ausbau mit Vectoring erfüllt den bestehenden Bedarf der meisten Nutzer noch für einige Jahre und ist eine geeignete Brückentechnologie; langfristige Zukunftssicherheit ohne Kapazitätsprobleme bietet allerdings nur das durchgehende Glasfasernetz, wie es im Kreis Heinsberg von der Deutschen Glasfaser gebaut wird.

Zum einen zeigt das Ergebnis der beiden Breitbandprojekte, dass Glasfaseranschlussnetze auch im ländlichen Raum wirtschaftlich und ohne Subventionen betrieben werden können. Zum anderen hat der Wettbewerb zwischen den Anbietern vermutlich die Identifikation von Synergien merklich unterstützt. Für beide Kommunen ergibt sich auf diesem Wege ein kostengünstiger Ausbau mit zukunftssicheren Lösungen.

Andererseits ist im Vergleich mit anderen Angeboten deutlich, dass die eingerechneten Synergien nur Netzbetreibern zur Verfügung stehen, die ein ausgedehntes „altes“ Anschlussnetz auf der Basis von Kupferdoppeladern besitzen. Andere Netzbetreiber haben bei einem Ausbau mit ähnlicher DSL-Technologie vermutlich im direkten Wettbewerb kaum noch eine Chance.

Es bleibt abzuwarten, ob es in Zukunft häufiger Konstellationen wie im Kreis Heinsberg gibt. Derzeit gibt es noch nicht viele andere Unternehmen, die ähnlich wie die Deutsche Glasfaser und ihr Schwesterunternehmen Bornet den Bau und Betrieb von passiven Glasfaseranschlussnetzen als Geschäftsmodell für sich erkannt haben. Weder von der Deutschen Telekom noch von den Kabelnetzbetreibern sind in dieser Richtung Aktivitäten zu erwarten. Es werden vermutlich eher regional tätige oder mittelständische Anbieter sein, die diesen Ausbau vorantreiben.

Ebenso offen bleibt zunächst das zukünftige Angebotsverhalten der Deutschen Telekom in Verbindung mit dem Vectoring-Ausbau. Schon die Angebote für die Nachbarstädte Erkelenz und Wegberg lassen deutliche Unterschiede erkennen. Eine Verringerung von Deckungslücken aufgrund von Synergien kommt sowohl den betroffenen Kommunen durch eine Entlastung des Haushalts entgegen als auch dem Fördergeber, der mit gleichen Mitteln mehr Projekte finanzieren kann. Auf der anderen Seite werden Glasfaserausbauprojekte möglicherweise gebremst, da der Nutzer derzeit mit den bei einem Vectoring-Ausbau möglichen Geschwindigkeiten gut bedient ist. Auch für alternative Anbieter kann es in Zukunft noch schwieriger werden, gegen die Deutsche Telekom anzubieten.

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