Mit Sicherheit flexibel
Von Sabine Jung-Elsen, Scopeviso AG
Das Trend-Thema Cloud Computing entwickelt sich in der IT-Branche zum Dauerbrenner. Doch ist das neue Nutzungsmodell wirklich schon praxistauglich? Für Jan Bolland, Geschäftsführer des Klosterhotels Marienhöh im Hunsrück, stellte sich bei der Eröffnung die Frage, welche Software für die Finanzbuchhaltung angeschafft werden sollte. „Da wir eine externe Buchhalterin beschäftigen, die nicht bei uns im Haus sitzt, haben wir nach einer Lösung gesucht, die allen Beteiligten Zugriff auf Software und Unternehmensdaten ermöglicht.“
Cloud Computing ist für dieses Szenario die ideale Lösung, weil Software nicht mehr lokal installiert werden muss, sondern über das Internet bezogen wird. „Ich brauche keine Excel-Tabellen mehr anzufordern, sondern kann mir die aktuellen Kennzahlen direkt aus dem System ziehen – und das, falls nötig, auch von zu Hause aus“, erläutert Bolland.
Verteiltes Arbeiten
Auch Bertrand Gillert, Geschäftsführer von LocaSoft, einem Spezialisten für technische Übersetzungen, schätzt die neuen Möglichkeiten der Arbeitsteilung, die eine Buchhaltungssoftware aus der Cloud bietet: „Wir erledigen diverse Routineaufgaben selber, scannen z.B. unsere Rechnungen und erfassen sie im Rechnungseingangsbuch mit OCR. Das Buchen aber übernimmt unsere externe Buchhalterin, die auch auf die Software zugreifen kann. Unser Steuerberater hat ebenfalls einen Zugang.“ Cloud Computing macht auf diese Weise effizientes Teamwork auch über Unternehmensgrenzen hinweg möglich.
Technologievorsprung zu niedrigen Kosten
„Kleine und mittlere Unternehmen erhalten durch Cloud Computing Zugang zu hochwertigen Lösungen, die zuvor für sie gar nicht finanzierbar waren“, erklärt Michael Rosbach, Vorstand von Scopevisio, dem Bonner Anbieter von Unternehmenssoftware. Solche Unternehmen verfügen oft nicht über die notwendigen Kapazitäten und das erforderliche Budget, um entsprechende Applikationen zu kaufen und zu betreiben.
Cloud Computing bietet hier eine kostengünstige Alternative, weil der Aufbau der IT-Infrastruktur im Unternehmen weitgehend entfällt. Da diese vom Cloud-Anbieter im Rechenzentrum vorgehalten wird, reduzieren sich die Investitionskosten auf Anwenderseite. Auch die laufenden Kosten für Wartung, Pflege und Updates entfallen, da der Cloud Anbieter diese Aufgaben übernimmt. Für die Nutzung der Cloud-Software zahlt der Anwender eine monatliche Miete.
Sicherheitsbedenken ausräumen
Trotz der vielen Vorteile zeigen sich viele kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland noch reserviert gegenüber der neuen Technologie. Größter Vorbehalt: die Sicherheit. Damit diese gewährleistet ist, müssen Cloud-Anbieter garantieren, dass ihre IT-Infrastruktur mandantenfähig ist. Das bedeutet, dass die gemeinsam genutzte IT mehrere Kunden bedienen können muss, ohne dass diese Einblick in Fremddaten haben.
Darüber hinaus sollten Cloud-Anbieter und -Kunden vertragliche Vereinbarungen zu Informationssicherheit, Verfügbarkeit und Datenschutz treffen. „Sind die Rahmenbedingungen geklärt, bietet die Cloud sogar Sicherheitsvorteile“, betont Scopevisio-Vorstand Michael Rosbach. „Welches Kleinunternehmen kann sich z.B. die Maßnahmen leisten, die zertifizierte Rechenzentren bieten, um größtmögliche Sicherheit zu garantieren – angefangen bei der Zutrittskontrolle über den Brandschutz bis hin zur redundanten Stromversorgung?“
Da sich der Cloud-Anbieter professionell und ausschließlich mit IT beschäftigt, kann er Software auch effizienter pflegen als mancher Mitarbeiter im Kleinunternehmen, der meist noch andere Aufgaben zu erledigen hat.
Verfügbarkeit
Bleibt die Frage nach der Zuverlässigkeit: Wie komme ich an meine Software, wenn das Internet ausfällt? Obwohl grundsätzlich berechtigt, sollte diese Frage in Relation zur klassischen Alternative betrachtet werden. Das Internet ist inzwischen so schnell und stabil, dass die Wahrscheinlichkeit eines Serverausfalls im Haus oder einer durchgebrannten Festplatte ungleich größer ist. Sichere Verbindungen in das Rechenzentrum des Cloud-Providers sowie eine Verschlüsselung wie beim Online-Banking garantieren zudem, dass Daten unterwegs nicht manipuliert oder mitgelesen werden.
Fazit: Fit für das 21. Jahrhundert
Gerade kleine und mittelständische Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie viel schneller und flexibler auf veränderte Marktbedingungen reagieren können als Großunternehmen. Cloud Computing bietet die passende Technologie für derart agile Unternehmen: So können Softwaremodule, wie z.B. ein CRM– oder ein Rechnungsprogramm, bei Bedarf einfach per Mausklick hinzugebucht werden – ebenso wie weitere Nutzer, Ressourcen (z.B. Speicherplatz) und sogar Services wie etwa Buchhaltungsdienstleistungen.
Cloud Computing ermöglicht es, IT per Knopfdruck abzurufen und direkt einzusetzen. Unternehmen können so ganz einfach IT-Ressourcen bedarfsgerecht nach oben oder unten skalieren. Dies erlaubt es ihnen, schneller und flexibler auf veränderte Anforderungen zu reagieren.