Weil Stimmung ansteckend ist
Von Rainer Bartel
Online-PR umfasst – wie alle anderen Bereiche der Öffentlichkeitsarbeit auch – sowohl die aktiven Maßnahmen, als auch passives Beobachten des öffentlichen Raums. Bei allem Hype um Web 2.0, Social Media, Twitter und dergleichen sind die guten, alten Diskussionsforen ein wenig aus dem Blickfeld gerutscht.
Dabei schätzen Experten, dass im deutschsprachigen Raum mindestens vier, vielleicht sogar zehn Mio. solcher Foren betrieben werden. Damit dürften um die 20 bis 30 Mio. Webnutzer in mindestens einem solchen Forum Mitglied sein. Ein guter Grund – gerade für Webshops und Unternehmen mit Online-Vertrieb –, diese Runden im Auge zu behalten.
Wo Meinung gemacht wird
Eine wichtige Rolle spielen Diskussionsforen rund um Hobby- und Konsumententhemen, denn dort diskutieren Käufer und Interessenten ganz offen über die Vor- und Nachteile von Produkten und Dienstleistungen. Hier wird pro und contra gewisse Marktteilnehmer Stimmung gemacht, hier werden Meinungen geformt. Jedes Unternehmen, das im B2C-Bereich unterwegs ist, ist deshalb gut beraten, diese Foren zumindest im Hinblick auf negative Äußerungen und entstehende Kommunikationskrisen zu beobachten.
Zwar gibt es professionelle Monitoring-Dienstleister, doch haben sie gerade auf diesem Sektor oft einen blinden Fleck. Deshalb sollten Sie das Monitoring von Foren sinnvollerweise intern erledigen. Systematische Google-Suchen nach dem Unternehmensnamen, den Produktbezeichnungen und für die Firma relevanten Begriffen werden eine Liste interessanter Diskussionsforen ergeben. Wenn man sich vergleichsweise oberflächlich in diesen Foren umsieht, wird man rasch ein Gefühl dafür bekommen, welche Plattformen relevant sind und welche nicht. In der Regel werden dabei kaum mehr als drei, vier oder fünf, maximal aber zehn oder zwölf Foren herauskommen, die regelmäßig zu beobachten sind.
Mithören oder teilnehmen
Die meisten Foren stehen allen geneigten Lesern offen. Manche verlangen aber schon zum Mitlesen eine Registrierung. Wer sich als Unternehmensvertreter in einem Forum anmeldet, sollte zuvor entscheiden, ob er dies anonym tun will, sich also hinter einem Alias verbirgt und nicht bekannt gibt, dass er zum besagten Unternehmen gehört, oder ob er von vornherein mit offenen Karten spielt. Unter einem Pseudonym zu agieren, empfiehlt sich nur, wenn an die aktive Beteiligung an Debatten nicht gedacht ist.
Will die Firma aber mitreden, dann sollte der jeweilige Sprecher vor der Anmeldung Kontakt mit der Forumsadministration aufnehmen und mit den Betreibern klären, ob es möglich und erwünscht ist, dass Unternehmensvertreter, die als solche für alle Teilnehmer erkennbar sind, sich registrieren. In der Regel werden Administratoren wenig dagegen einzuwenden haben, aber den Interessenten sofort mit den Regeln vertraut machen. Gerade in Konsumentenforen, in denen es um Hobbys geht, herrscht oft ein striktes Werbeverbot. Das sollten Unternehmensvertreter auf jeden Fall beachten.
Fazit: Gewarnt ist gewappnet
Das regelmäßige Mitlesen der Debatten und gelegentliches aktives Einschalten in die Diskussionen führt dazu, dass Selbstständige, Freiberufler und Mittelständler die Stimmung in einem Forum einschätzen können. So können Kommunikationskrisen, die dort vielleicht entstehen, nicht mehr aus heiterem Himmel einschlagen.
Nützliche Quellen und Links
Einen aktuellen Leitfaden, der das Thema angeht, gibt es von Rainer Bartel: Erfolgreiche Online-PR. Mehr Verkaufserfolg durch professionelle Öffentlichkeitsarbeit im Web für Selbständige, kleine und mittlere Unternehmen. Düsseldorf: Data Becker 2009, ISBN 978-3-8158-2965-3.