Der Mittelstand prägt die deutsche Wirtschaft, hier eröffnen sich Fachkräften echte Karrierechancen. Ein Blick auf die Gehälter zeigt: In vielen Branchen zahlen mittelständische Unternehmen fair. Um topqualifizierte Talente zu gewinnen, setzen Arbeitgeber auf attraktive Vergütungen.
Die Bedeutung des Mittelstands für die deutsche Wirtschaft
Der deutsche Mittelstand bildet das Rückgrat der Wirtschaft und trägt maßgeblich zur Wertschöpfung und Beschäftigung bei. Ein wesentliches Merkmal des (gewerblichen) Mittelstands ist die Einheit von Eigentum und unternehmerischer Verantwortung. Zu den weiteren Kriterien zählen die Beschäftigtenzahl und der Jahresumsatz. Laut Definition des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) gehören Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten und einem Jahresumsatz unter 50 Millionen Euro zu den mittelständischen Betrieben. Ein Großteil davon – beeindruckende 3,1 Millionen oder 99,3 Prozent aller Unternehmen in Deutschland – sind laut Statistischem Bundesamt kleine und mittlere Unternehmen.
Mittelgroße Kapitalgesellschaften und große Familienunternehmen zählen hingegen zum „großen Mittelstand“ oder den sogenannten „Mid-Caps“. Laut IW Köln umfasst diese Kategorie rund 16.400 Unternehmen mit 250 bis 3.000 Beschäftigten. Ihre Bedeutung für den Arbeitsmarkt ist enorm: 2022 waren fast 10,4 Millionen Menschen – über 29 Prozent aller Arbeitnehmer in Deutschland – in Mid-Cap-Unternehmen tätig. Besonders hoch fällt der Beschäftigungsanteil des Mittelstands im verarbeitenden Gewerbe, der Energie- und Wasserversorgung sowie den sozialen und persönlichen Dienstleistungen aus.
Ein bedeutender Teil des Mittelstands zählt zu den inhabergeführten „Hidden Champions“. Diese marktführenden Mittelständler verleihen der deutschen Wirtschaft auch in Krisenzeiten Stabilität. Mehr als 1.500 dieser Betriebe tragen maßgeblich zur Wirtschaftskraft ländlicher Regionen, zu niedrigeren Arbeitslosenquoten und insgesamt zur Stabilität in wirtschaftlichen Abschwungphasen bei.
Ein Überblick: Gehälter im Mittelstand
Die Gehälter im deutschen Mittelstand weisen eine beträchtliche Bandbreite auf. Laut finanz.de liegt das Durchschnittsgehalt 2024 bei 50.250 Euro brutto pro Jahr, während das Medianeinkommen 43.750 Euro beträgt. Verschiedene Faktoren beeinflussen die Höhe des Einkommens, darunter Branche, Unternehmensgröße und Region. Die höchsten Gehälter werden in Hamburg, Hessen und Baden-Württemberg gezahlt, die niedrigsten in Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Auch die Gender-Pay-Gap ist leider noch immer ein Thema: Frauen verdienen durchschnittlich 12,4 Prozent weniger als Männer.
Die Vergütung steigt tendenziell mit der Unternehmensgröße, was mehrere Studien bestätigen. Die Gehaltsunterschiede zwischen Mitarbeitern in KMUs und Großkonzernen betragen durchschnittlich etwa zehn Prozent. Im Branchenvergleich zeigte eine Auswertung der Stellenbörse Stepstone, dass die Gehaltsunterschiede im Fahrzeugbau und in der Chemie- und Pharmaindustrie besonders deutlich sind. Mitarbeiter in kleinen Unternehmen verdienen hier rund 16 Prozent beziehungsweise 14 bis 14,9 Prozent weniger als im Branchendurchschnitt.
Gehaltsvergleich Mittelstand: Einflussfaktoren auf das Einkommen
Das Gehalt im Mittelstand variiert nicht nur nach Branche, Unternehmensgröße und Region, sondern hängt auch von persönlichen Faktoren wie Berufserfahrung, Bildungsabschluss und Führungsverantwortung ab. Personen mit längerer Berufserfahrung verdienen in der Regel mehr als Berufseinsteiger. Auch die Übernahme von Führungsverantwortung wirkt sich positiv auf das Gehalt aus. Führungskräfte verdienen meist mehr als Angestellte ohne Personalverantwortung.
Der Gehaltsvergleich 2022 des Statistischen Bundesamts (Destatis) belegt den Zusammenhang zwischen Bildungsabschluss und Gehalt. Mit einem Hochschulabschluss lässt sich ein deutlich höheres Einkommen erzielen als mit einer Berufsausbildung. Hier sind zum Vergleich die Bruttomonatsverdienste für Vollbeschäftigte nach Ausbildungsabschluss ohne Sonderzahlungen (Stand April 2022):
- 8.687 € – Promotion/Habilitation
- 6.188 € – Diplom/Magister/Master/Staatsexamen
- 4.826 € – Meister-/Techniker-/Fachschulabschluss
- 4.551 € – Bachelor
- 4.105 € – durchschnittlicher Verdienst (alle Abschlüsse)
- 3.521 € – anerkannter Berufsabschluss
- 2.817 € – ohne beruflichen Ausbildungsabschluss
Verdienstmöglichkeiten von Führungskräften im Mittelstand
Die Gehälter von Führungskräften im deutschen Mittelstand variieren je nach Branche, Unternehmensgröße, Altersgruppe und Berufserfahrung. Laut BBE-Studie „GmbH-Geschäftsführer-Vergütungen 2023“ verdienen GmbH-Geschäftsführer im Schnitt zwischen 110.000 und 293.000 Euro pro Jahr. Dabei spielt vor allem die Unternehmensgröße beziehungsweise der Umsatz eine entscheidende Rolle. Es folgen die Jahresgesamtbezüge nach Größenklassen der Unternehmen:
- 110.000 € – bis 1 Mio. Euro Umsatz
- 141.000 € – 1 bis 2,5 Mio. Euro Umsatz
- 163.000 € – 2,5 bis 5 Mio. Euro Umsatz
- 187.000 € – 5 bis 10 Mio. Euro Umsatz
- 232.000 € – 10 bis 25 Mio. Euro Umsatz
- 293.000 € – über 25 Mio. Euro Umsatz
Spitzenverdiener unter den Führungskräften sind in der Industrie zu finden, die auf ein durchschnittliches Jahresgehalt von 209.000 Euro kommen. Im Großhandel liegt der Durchschnitt bei 178.000 Euro und bei Dienstleistern bei 158.000 Euro. Am unteren Ende der Skala befinden sich Handwerk und Einzelhandel mit 142.000 beziehungsweise 140.000 Euro.
Geldwerte Vorteile für Arbeitnehmer im Mittelstand
Neben dem Grundgehalt bieten mittelständische Unternehmen oft attraktive Vorteile für Mitarbeiter wie eine betriebliche Altersvorsorge, Jobtickets, kostenfreie Getränke oder eine Krankenversicherung. Auch die Aufnahme eines Arbeitgeberdarlehens zu günstigen Konditionen zählt zu den besonderen Angeboten vieler mittelständischer Unternehmen. Dies kann für Angestellte eine attraktive Möglichkeit sein, ihre finanzielle Situation zu verbessern und gleichzeitig steuerliche Vorteile zu nutzen. Ein solches Darlehen stärkt zudem die Bindung des Mitarbeiters an die Firma.
Darüber hinaus können Arbeitgeber ihren Beschäftigten steuer- und sozialversicherungsfreie Sachzuwendungen oder andere geldwerte Vorteile bis zu einem Wert von 50 Euro pro Monat zukommen lassen. Zu besonderen persönlichen Anlässen (Geburtstage oder Hochzeiten) gibt es zusätzlich eine abgabenfreie Zuwendung im Wert von 60 Euro. Diese betrieblichen Vereinbarungen können die Arbeitsbedingungen und Vergütung weiter verbessern.
Tipps für Arbeitnehmer zur Gehaltsverhandlung im Mittelstand
Um in Gehaltsverhandlungen Erfolg zu haben, sollten Arbeitnehmer ihren Marktwert durch Gehaltsvergleiche in der Branche ermitteln, Stärken selbstbewusst präsentieren und mit realistischen Erwartungen an die Sache herangehen. Mit etwas Verhandlungsgeschick gelingt es, einen fairen Kompromiss zu erzielen, wobei das Wissen um die finanziellen Möglichkeiten des Unternehmens hilft.
Regelmäßige Gespräche führen in mittelständischen Unternehmen meist zu einer Steigerung von drei bis fünf Prozent. Bei mehr Verantwortung und neuen Aufgaben sind fünf bis sieben Prozent drin, bei einer Beförderung sogar bis zu 15 Prozent. Der typische Abstand für Gehaltsverhandlungen liegt zwischen 18 und 24 Monaten, wenn nicht jährlich verhandelt wird.
Fazit und Ausblick
Mittelständische Unternehmen – sowohl KMUs als auch Mid-Caps – zählen zu den attraktiven Arbeitgebern mit vielversprechenden Karrierechancen. Trotz branchenspezifischer Gehaltsunterschiede bieten die rund 3,1 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen sowie die etwa 16.400 Betriebe des „großen Mittelstands“ interessante Möglichkeiten für Fachkräfte und Führungspersönlichkeiten. Flache Hierarchien, Eigenverantwortung, Wertschätzung guter Leistungen sowie gezielte Verhandlungen und die Übernahme eines breiten Aufgabenspektrums ermöglichen im Mittelstand individuelle Gehaltssteigerungen und attraktive Rahmenbedingungen – gepaart mit einer anständigen Work-Life-Balance.
Fachkräftemangel und digitale Transformation werden künftig auch im Mittelstand die Gehälter und Benefits beeinflussen. Um im Wettbewerb um die größten Talente zu bestehen, müssen mittelständische Unternehmen ihre Vergütungsmodelle und Zusatzleistungen weiter optimieren. Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Optionen, attraktive Weiterbildungsmöglichkeiten sowie eine strategische Personalplanung und ein professionelles Employer Branding werden auch für den Mittelstand immer wichtiger, um langfristig als attraktiver Arbeitgeber zu gelten.