Die Evolution von Film und Fotografie
Von Hans-Jürgen Krieg, hl-studios
Wer heute professionell Bildmaterial für Werbe- und Kommunikationsmaßnahmen von Unternehmen herstellt, kommt um die Integration von CGI (Computer Generated Imagery) nicht mehr herum. Der Siegeszug von CGI hatte dabei zunächst ganz praktische Gründe: Immer kürzere Produktlebenszyklen und ständige Feature-Updates führten dazu, dass einmal gemachte Bilder nachträglich immer öfter auf den neuesten Stand gebracht werden mussten. Die Halbwertszeit von Foto- und Videomaterial sank rapide. Schlussendlich haben sich Produkte in so kurzen Abständen verändert, dass es sinnvoller schien, am Computer erzeugte Bilder in der Werbung zu verwenden, statt reale Produkte abzubilden.
Die Grenzen am realen Set
Auch kommt es zunehmend vor, dass Unternehmen Produkte abbilden wollen, die es in der Realität noch gar nicht gibt. Oder dass an Orten fotografiert und gedreht werden soll, die wegen der Kosten oder aus Gründen der Logistik als Drehorte gar nicht infrage kommen. Und gerade im technologischen Umfeld, speziell im Zuge der umfassenden Digitalisierung, gibt es mehr und mehr Produkte oder Szenarien, die sich in der Realität nur schwer werbewirksam inszenieren und fotografieren lassen – schon gar nicht in einem räumlich begrenzten Fotostudio.
CGI ist deshalb seit Jahren auf der Überholspur, denn bei technischen Gegenständen ist ein gerendertes Bild von einem fotografierten ohnehin schon lange nicht mehr zu unterscheiden. Doch auch CGI hat Grenzen. Was Film- und Fotoproduktionen am realen Set an Flexibilität und Gestaltungsmöglichkeiten fehlt, das fehlt computergenerierten Bildern oft an Authentizität. Der Reiz von echten Sets liegt vor allem daran, den einen entscheidenden Moment festzuhalten, der das Bild zu etwas Einzigartigem macht. Vor einem Greenscreen lassen sich Emotionen nur schwer erzeugen. Die Bilder müssen vorab so exakt durchkonzipiert sein, dass spontane Bildkompositionen, die erst durch die Arbeit am Set entstehen, so gut wie nicht mehr möglich sind. Das führt zu einer großen Selbstähnlichkeit der Ergebnisse. Und soll die Produktion komplett in CGI passieren, tun sich gerade bei der Abbildung von Menschen große Schwächen auf. Glaubwürdige Darstellungen sind hier fast nicht zu realisieren, wenn nicht gerade Budgets in Hollywood-Dimensionen zur Verfügung stehen.
Dank Hybrid Studio sind große und aufwendige Auf- oder Umbauten nicht mehr notwendig. Die hier abgebildeten Geräte wiegen bis zu 14 t. (Bild: hl-studios)
Eintauchen ins Hybrid Studio
Im Hybrid Studio wird das Beste aus zwei Welten vereinigt: die Flexibilität von CGI mit der Authentizität von Fotoproduktionen am realen Set. Auf diesem Set verschmelzen reale und virtuelle Welt – in Echtzeit. Alle Beteiligten können genauso frei arbeiten wie im realen Umfeld: Fotografen und Kameraleute können sich darin frei bewegen, so als sei das Set wirklich vorhanden. Schauspieler und Models können ihre Umgebung beeinflussen und beispielsweise Objekte anfassen. Denn nur wenn sie aktiver Teil ihrer Umgebung sind, wirken Mimik und Gestik echt.
Dieser hohe Grad an Immersion wird im Hybrid Studio durch eine Echtzeitvorschau unterstützt, an der die Verschmelzung von CGI und realen Elementen sofort sichtbar ist. Darüber hinaus können alle Vorteile, die CGI bietet, ebenfalls in Echtzeit genutzt werden: Wände durchbrechen, unmögliche Perspektiven einnehmen, Tageszeiten auf die benötigte Produktionszeit ausdehnen oder ein Location-Wechsel auf Knopfdruck – all das ist möglich. Das Hybrid Studio ist also ein virtuelles Set, an dem Spontaneität, Flexibilität und Kreativität genauso möglich sind wie in einem realen Set. So entstehen Bilder, die nicht einfach nur fotorealistisch sind.
Die hl-studios GmbH ist eine inhabergeführte Agentur für Industriekommunikation im Herzen der Metropolregion Nürnberg. Über 100 Mitarbeiter engagieren sich seit 1991 in Erlangen und seit 2014 in Berlin für Markt- und Innovationsführer der Industrie. Das Portfolio reicht von Strategie und Konzeption über 3D-/CGI-Animationen, Print, Film, Foto, Hybrid Studio, Public Relations, Interactive online und offline, interaktive Messemodelle, AR-/VR-Techniken, Apps, OLED-Displays, Touch-Applikationen, Messen und Events bis hin zur Markenführung.
hl-studios GmbH – Agentur für Industriekommunikation, Reutleser Weg 6, 91058 Erlangen, Tel.: 09131-7578-0, info@hl-studios.de, www.hl-studios.de
Von linearen Produktionen zu parallelen
Das Hybrid Studio verändert Film- und Fotoproduktionen nicht nur am Set, sondern ganzheitlich zum Positiven. Die klassische Produktion ist linear. Die einzelnen Schritte laufen aufeinander aufbauend ab: Konzeption, Layout, CGI, Shooting, Keying, Tracking, Composing und Schnitt/Vertonung. Die Produktionszeit jedes einzelnen Schritts addiert sich zur Gesamtproduktionszeit.
Das Hybrid Studio dagegen parallelisiert nun die Prozessschritte. Die Ideenentwicklung mit Konzeption und Layout bleibt natürlich bestehen. Die CGI-Arbeit ebenso. Shooting, Keying, Tracking und Composing laufen aber gleichzeitig. Die Zeit zum beinahe fertigen Bild wird auf diese Weise ganz erheblich verkürzt. So können Kunden, Kreative und Models direkt nach der Aufnahme das Ergebnis beurteilen und freigeben oder gegebenenfalls noch weiter am perfekten Ergebnis arbeiten.
Im Schwerpunktbeitrag zeichnet Axel Opermann nach, wie der VR/AR-Hype zum Geschäftsmodell geworden ist. Die weiteren Folgen sichten einerseits konkrete Extended-Reality-Anwendungen in der Industrie, speziell im Automobilbau, andererseits schicke VR-Lösungen zum Anfassen und Eintauchen für Consumer. Außerdem stellen wir das Berufsbild Virtual-Reality-Entwickler vor, zeigen praktische Use Cases bei der RZ-Wartung auf und bitten Dr. Thomas Alt zum Interview über Augmented Reality im Kundensupport. Lohnend ist nicht zuletzt ein Seitenblick ins Erlanger Hybrid Studio und nach Österreich – dort sitzen einige der interessantesten XR-Start-ups weltweit.
Echtzeitproduktion am virtuellen Set
Ermöglicht wird das durch das Tracken der Positions- und Rotationsdaten in Echtzeit sowie das Ausmessen von Objektivfehlern, Brennweite und Fokusdistanz. So entsteht ein digitaler Klon der echten Kamera. Dieser digitale Kameraklon befindet sich dann in der virtuellen Welt mit den virtuellen Objekten.
Am virtuellen Set wird der Greenscreen-Hintergrund praktisch in Echtzeit mit dem Bild der virtuellen Kamera gemischt, … (Bild: hl-studios GmbH)
… was im Effekt zum Beispiel so aussieht. (Bild: hl-studios GmbH)
Dennoch wird weiterhin vor dem Greenscreen geshootet und gedreht. So kann der Bildmischer das Grün durch das Bild der virtuellen Kamera in Echtzeit ersetzen. Dadurch, dass virtuelle und echte Kamera nahezu identisch sind, passen beide Bilder übereinander und die Illusion des echten Menschen im virtuellen Raum ist nahezu perfekt. Auch in Bezug auf die Bildqualität müssen Kunden und Fotografen keine Abstriche machen. Das Tracking misst im Subpixelbereich. Ein Zweittracking in der Postproduktion wird dadurch unnötig. Zudem können hochauflösende Kamerasysteme wie das XF100 von Phase One (100 MP) oder auch Filmkamerasysteme eingesetzt werden.
Abstrakte Lösungen anschaulich machen
Digitalisierung und neue bilderzeugende Technologien haben nicht nur die Produktionswelt von Industrieunternehmen verändert, sondern auch die Art und Weise, wie deren Werbe- und Kommunikationsmaßnahmen produziert werden. Wer mit der Entwicklung Schritt halten will und auch mit virtuellen Bildelementen authentische Ergebnisse erzielen möchte, muss den nächsten Schritt gehen.
Das Hybrid Studio ist die Antwort auf die Anforderungen moderner Film- und Fotoproduktionen und bietet kürzere Studioproduktionszeiten, höchste Flexibilität am Set, Echtzeitvorschau und weniger Korrekturrunden. Und ganz nebenbei werden Film- und Fotoproduktionen auch deutlich nachhaltiger und umweltfreundlicher. In einer digitalen Library sind die Räume langfristig gut aufgehoben und können jederzeit ohne Mehraufwand wiederverwendet werden. Die Frage ist also nicht ob, sondern nur wie schnell sich hybride Film- und Fotoproduktion durchsetzt.
Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserer Heise-Beilage „IT- und Technologieunternehmen stellen sich vor“. Einen Überblick mit freien Download-Links zu sämtlichen Einzelheften bekommen Sie online im Pressezentrum des MittelstandsWiki.