Langzeitarchivierung auf Mikroformen

Auf Film bleiben Bits und Bytes unverändert

Von Dr. Klaus Langner, CyberCity GmbH

Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, sämtliche steuerrelevanten Daten so zu archivieren, dass sie unveränderbar über sehr lange Zeiträume gespeichert werden können. Weil diese Daten heutzutage digital vorliegen, greift man dabei auf die scheinbar nächstliegenden Medien zurück und nutzt überwiegend magnetische Verfahren (Festplatten, Bänder etc.). In Wahrheit ist das eine eher unsichere Lösung.

Dabei gibt es ein Material, das seine Qualitäten als Informationsträger seit 170 Jahren beweist: silberbeschichtete Polyesterfolien, bekannt als Mikrofiche bzw. Mikrofilm. Neu ist, dass sich darauf digitale Daten in hoher Dichte speichern und zuverlässig wieder auslesen lassen.

Mikroform ist Archivrekordhalter

Polyesterfolien mit einer lichtempfindlichen Beschichtung aus einer Silberhalogenid-Emulsion werden schon seit dem 19. Jh. (erstmals 1839) zur Speicherung von Dokumenten auf kleinstem Raum verwendet. Sie werden unter dem Begriff Mikroformen zusammengefasst.

Die Zahl der weltweit existierenden Datenträger dieser Gattung geht heute in die Billionen. Ein sehr großer Teil dieser Mikroformen liegt als Mikrofiche (Mikroplanfilm) vor. Er hat bis heute seine Einsatzgebiete in der Wirtschaft (bei Versicherungen und sonstigen mittleren oder großen Unternehmen, in medizinischen Einrichtungen) sowie in Archiven bzw. Bibliotheken, also in Bereichen, in denen die Langzeitarchivierung großer Datenmengen von hoher wirtschaftlicher, ethischer oder kultureller Bedeutung ist. Bisher werden die Daten auf Mikroformen allerdings überwiegend analog, also als verkleinerte Fotografie eines gedruckten Bild- oder Textdokuments gespeichert.

Mit modernen Laserbelichtern ist es heute möglich, auch digitale Daten in hoher Dichte auf das Trägermaterial zu bringen, welches diese Daten über viele Jahrhunderte praktisch unverändert aufbewahrt. Zum Rücklesen der Informationen fehlte bislang aber eine einfache, leicht handhabbare und kostengünstige Methode. Die gibt es jetzt.

Digital, doch unverändert

Ein als internationales Patent angemeldetes Verfahren kann auf Mikrofiche gespeicherte analoge und/oder digitale Daten so einfach auslesen, als handele es sich um eine CD-ROM oder DVD. Dabei wird mit Hilfe bestimmter Bereiche auf dem Mikrofiche die Speicherstruktur der Daten so kodiert, dass es auch nach Jahrhunderten möglich sein wird, die Daten zu rekonstruieren – selbst wenn sogar das dafür benötigte Lesegerät neu entwickelt werden müsste. (Entsprechende Konstruktionspläne könnten auf dem Mikrofiche selbst mit abgelegt sein, in Form eines mikrografierten, für den menschlichen Betrachter mit Hilfe eines Vergrößerungsglases lesbaren Dokuments.)

Ein so konzipiertes Mikroform-Speichermedium ist eine ernste Alternative zu den heute üblichen Archivierungslösungen, die mit jeder Steuerprüfung, die ins Land geht, mehr und mehr ihre Schwächen in der Praxis offenbaren. Probleme bereiten die Festplatten (oder gar Disketten) vor allem bei der Datenrückgewinnung („Wo ist die Hardware oder Software, die das lesen kann?“).

Materialhaltbarkeit und immer kürzer werdende Technologiesprünge erfordern zudem wiederholtes Umlagern auf gerade aktuell gewordene Speichermedien. Das wiederum macht zweifelhaft, wie sicher die Daten vor nachträglicher Veränderung sind und ob die migrierten Informationen noch als „unverändert“ gelten dürfen. Von daher steht tatsächlich die Frage im Raum, ob Mikroformen nicht die einzige dauerhaft rechtssichere Lösung sind. Ein einmal erstellter Mikrofiche ist nämlich auch in 1000 Jahren noch lesbar. Das riskante alljährliche Umkopieren aufgrund notwendig gewordener Wechsel in der Speichertechnologie entfällt.

Anwendungsbeispiel: Digitalfotos
Noch müssen Fotografen weltweit miterleben, wie Festplatten, CDs und DVDs den Dienst verweigern, so dass mitunter wertvolle Bildzeugnisse für Kinder, Enkel und nachfolgende Generationen verloren gehen, weil die Dateien den notwendigen Wechsel von Speichermedium zu Speichermedium irgendwann nicht mehr überstehen. Bekäme jeder zugleich mit seinen Fotoabzügen ein Mikrofiche in den Umschlag, wäre dieses bittere Problem längst vom Tisch.

Mikrofiches können auf einer Fläche von 148 × 105 mm² bis zu 9 GByte an Daten aufnehmen. Das ist zwar nicht überragend viel, doch fällt dieses Limit wegen der übrigen Vorteile wie der Leichtigkeit des Materials und seiner mechanischen Flexibilität, seiner Wirtschaftlichkeit und natürlich der extremen Langlebigkeit kaum ins Gewicht. Ein Mikrofiche ist mit ca. 150 µm sehr dünn, braucht kaum Platz und passt z.B. problemlos in ein Postkuvert.

Automatisierte Systeme zur Verwaltung großer Mengen von Mikrofiches mit schnellen Zugriffszeiten gibt es schon heute; das liegt an der hohen Verbreitung analoger Mikrofiches. Zahlreiche Organisationen arbeiten hier mit zuverlässigen Methoden der Archivstrukturierung.

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Prognose der Marktentwicklung für Mikroform-Schreib-/Lesegeräte über einen Zeitraum von zehn Jahren

Auslesen für die Praxis

Jetzt geht es darum, Mikroform-Schreib-/Lesegeräte zu bauen und auf den Markt zu bringen. In Anbetracht der Materialvorzüge in Kombination mit den im Patent beschriebenen Verfahren scheint es gerechtfertigt, Geräten für digitale Mikroformen einen Marktanteil zu prognostizieren, der in der Aufschwungphase etwa 10–30 % desjenigen von DVD-Laufwerken für PCs entspricht.

Neben reinen Lesegeräten für analoge und digitale Mikrofiches wird auch die Entwicklung von kombinierten Schreib/Lesegeräten erwartet. Eine entsprechende Abschätzung von Stückzahlen, Umsätzen und Erträgen dürfte für die produzierende Industrie – vornehmlich Hersteller von optoelektronischen Scannern sowie von DVD- und Blu-ray-Schreib-/Lesegeräten – interessante Wertschöpfungspotenziale ergeben.

Interessenten wenden sich an

Dr. Klaus Langner
CyberCity GmbH
www.cybercity.de.

Nützliche Links

Der Verband Organisations- und Informationssysteme e.V. (VOI) stuft Mikroplan-Archivlösungen als besonders stabil und sicher ein.