Automation arbeitet mit Low-Code
Mittelständische Unternehmen wie auch Großkonzerne erleben in den letzten Wochen und Monaten einen enormen Schub bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse. Daher boomt die Nachfrage nach innovativen, neuen Softwaretechnologien. Low-Code gilt hierbei vor allem für Nicht-Entwickler-Profis als eine erprobte Alternative zu herkömmlichen Methoden der Software-Entwicklung. Mit Low-Code lassen sich Anwendungen vielfach schneller, effizienter und kostengünstiger programmieren.
Virtuelle Premiere, handfeste Neuerungen
Ein bekannter Anbieter solch einer Low-Code-Plattform ist das niederländische Unternehmen Mendix, das 2018 von Siemens übernommen wurde. Weltweit setzen bereits mehr als 200.000 Nutzer Mendix-Tools und -Services ein. Und einige Tausend davon, aber auch IT- und Business-Verantwortliche, nutzen die jährlich stattfindende Entwicklerkonferenz Mendix World zum Austausch von Praxiserfahrungen, wollen Neuigkeiten erfahren, Premieren erleben und vieles mehr.
Dieses Event fand 2020 aus den bekannten Corona-Gründen im weltweiten Netz statt, und zwar vom 1. bis 4. September. Dort präsentierten Mendix-CEO Derek Roos, CTO Johan den Haan und viele weitere Mendix-Experten zahlreiche Neuheiten und Verbesserungen des Mendix’schen Ökosystems. Der Höhepunkt war natürlich die stark verbesserte und mit zahlreichen neuen Funktionen gespickte Low-Code-Entwicklerplattform Mendix 9.
Der Vorteil virtueller Events: Alle Vorträge der Mendix World sind auch danach noch online, einzeln und als Playlists; hier im Bild: Johan den Haan bei der Keynote. (Bild: Mendix)
All-in-One-Low-Code-Entwicklerplattform
Mit Mendix 9 soll die Kundschaft die nächste Stufe der Low-Code-Entwicklung erklimmen. Außerdem gibt es im Vergleich zur Vorgängerversion 8 eine Reihe neuer und verbesserter Möglichkeiten. Das sind unter anderem
- der komplett überarbeitete Mendix Data Hub, der Entwicklern und Firmen helfen soll, innerhalb einer Low-Code-Anwendung schneller und direkter auf Daten zuzugreifen, die innerhalb und außerhalb eines Unternehmens liegen;
- neue Werkzeuge wie Mendix Workflow, die helfen sollen, die Qualität von Low-Code-Anwendungen zu verbessern, und das mit einem hohen Automatisierungsgrad;
- die Option, Applikation mit recht geringem Aufwand für mehrere Endgeräte gleichzeitig bereitzustellen.
Die neuen Mendix-Funktionen für die intelligente Automatisierung umfassen eine Bibliothek mit Vorlagen und einen neuen Workflow-Editor für Studio und Studio Pro. (Bild: Mendix)
Datenintegration per Drag-and-drop
Erst 2019 in Rotterdam wurde der Mendix Data Hub für die schnelle und komfortable Integration vorhandener Daten vorgestellt. Ein gutes Jahr später liefert Mendix die überarbeitete nächste Version aus. Sie bietet zahlreiche neue Funktionen, mit denen zum Beispiel die Kompatibilität des Mendix Data Hubs zum SiemensXcelerator sichergestellt werden kann. Diese Sammlung an Werkzeugen und Diensten ermöglicht es vor allem Unternehmen aus der Fertigungsbranche, ihre Prozesse mit den passenden Low-Code-Tools und -Methoden zu automatisieren. Nun können Xcelerator-Kunden den Mendix Data Hub für ihre Projekte nutzen.
Aber auch die Menge der möglichen Einsatzgebiete des Data Hubs wurde erweitert. So können gleichermaßen Low-Code-Entwickler, Projektleiter und weniger technikaffine Mitarbeiter aus Fachabteilungen mit geringem Aufwand auf unternehmensweite Daten zugreifen. Dies erfolgt unter anderem auf Basis des Data-Hub-Katalogs, in dem Anwender wie in einem digitalen Branchenbuch schnell und bequem nach den gewünschten Daten suchen können. Existieren diese dort, lassen sie sich per Drag-and-drop in das Low-Code-Projekt übernehmen.
Data Hub für Teamcenter und Mindsphere
Für die möglichst einfache Integration externer Datenquellen können Low-Code-Entwickler auf sogenannte Konnektoren und External Entities zurückgreifen. So erfolgt der Datenaustausch mit kompatiblen Anwendungen über die Data Hub Connectors. Zunächst werden in diesem Kontext HTTP-basierte OData-Applikationen unterstützt, aber auch bestimmte SAP-Anwendungen sowie Siemens Teamcenter und Siemens Mindsphere stehen vorerst im Fokus des neuen Data Hubs.
Mehr Mehrwert für Mendix-Entwickler
Während der virtuellen Mendix-Konferenz wurde außerdem bekannt gegeben, dass Low-Code-Entwickler in naher Zukunft noch mehr vom Mendix’schen Ökosystem profitieren können. Es wurden drei Initiativen angekündigt, die Software-Entwickler und -Firmen Marktchancen eröffnen und praktische Hilfestellung geben. Das sind im Einzelnen:
- Der Projektbereich Industry Solutions soll vordefinierte, anpassbare Anwendungen umfassen, die speziell für bestimmte Bereiche der Fertigungsindustrie konzipiert sind.
- Das Marketplace Vendor Program soll Entwicklern ab nächstem Jahr die Möglichkeit der Teilhabe am Mendix Marketplace eröffnen. Dort lassen sich bereits bestehende Low-Code-Anwendungen wie in den bekannten App Stores feilbieten und monetarisieren.
- Mithilfe des neu geschaffenen Mendix-Startup-Programms sollen Neulinge der Low-Code-Entwicklung in den Genuss von attraktiven Konditionen und Angeboten kommen. Dazu gehören reduzierte Lizenzkosten genauso wie spezielle Schulungsangebote, die sich an Start-up-Entwicklerbuden richten.
Insgesamt ist Mendix dabei, sein Einsatzspektrum gewaltig auszudehnen. Die Stoßrichtungen sind vor allem angesichts der gegenwärtigen Entwicklungen bei der Digitalisierung der Industrie plausibel: leichtere Datenintegration, einfache Automatisierung und möglichst vielfältig wiederverwendbare Lösungsbausteine.
Michael Hülskötter ist IT-Journalist und Blogger, und das seit mehr als 20 Jahren. Zu seinen aktuellen Schwerpunkten gehört die künstliche Intelligenz genauso wie IT-Security, Cloud & Storage und andere Hightech-Themen. Hülskötter betreibt seit 2006 seinen eigenen Blog, auf dem sich zahlreiche Videos und Beiträge genau zu diesen Themen tummeln: www.IT-techBlog.de. Darüber hinaus ist er auf allen relevanten sozialen Medien wie LinkedIn und Twitter vertreten.