Die ersten NB-IoT-Netze sind einsatzbereit
Von Diane Schulte, Palmer Hargreaves
Niedriger Energieverbrauch, hohe Gebäudedurchdringung: Die Funktechnologie NarrowBand-IoT hat das Potenzial, neue Geschäftsmodelle im Internet der Dinge zu etablieren, und bietet beste Voraussetzungen für smarte Lösungen im Massenbetrieb. Erste IoT-Anwendungen laufen bereits über die Netze der Deutschen Telekom in Deutschland und anderen europäischen Ländern.
Große Reichweite, kaum Energieverbrauch
Das Internet der Dinge findet sich bisweilen an Orten, an denen man es auf den ersten Blick nicht vermutet. Zum Beispiel auf Feldern und Wiesen, auf denen Landwirte mithilfe von Sensoren Wetterdaten einholen und ihre Nutztiere überwachen. Für solche Zwecke Breitbandmobilfunk mit LTE zu nutzen, wäre ineffizient und unrentabel, denn hohe Bandbreiten, Sprach- und SMS-Funktionen werden schlicht nicht benötigt. Bei der Datenübertragung in abgelegenen Gegenden und ohne Stromanschluss schlägt vielmehr die Stunde LPWAN-Technologien (Low Power Wide Area Network) wie NarrowBand IoT (NB-IoT).
Die schmalbandige Funktechnologie auf Basis des weltweit anerkannten 3GPP-Standards ist ebenso kostengünstig wie energiesparend: NB-IoT-Module übertragen meist nur einmal pro Stunde oder Tag kleinere Datenpakete. Daher halten ihre AA-Batterien in der Regel zehn Jahre ohne Wechsel durch. Hinzu kommen eine hohe Signalstärke mit einer guten Durchdringung in Gebäuden und eine Reichweite von mehr als 10 km. Das macht NB-IoT auch zum geeigneten Übertragungsweg für Smart Metering. Denn die Gas- und Wasserzähler sind meist in Kellern installiert, wo Funklöcher den Mobilfunkempfang behindern. Hier sorgt das NB-IoT-Netz für einen stabilen Empfang, sodass sich Zähler zuverlässig aus der Ferne auslesen lassen.
Smart umgesetzte IoT-Lösungen
An Einsatzmöglichkeiten für smarte Schmalbandlösungen besteht kein Mangel. So lassen sich damit Container verfolgen und Tanks überwachen – ebenso wie Paletten und Pipelines in der Industrie. Mittelständischen Unternehmen bietet NB-IoT zahlreiche Ansatzpunkte für innovative Anwendungen. Mithilfe von NarrowBand-IoT-Netzen der Deutschen Telekom in mehreren europäischen Ländern sind bereits eine Reihe von smarten Lösungen in den Live-Betrieb gegangen. So hat das kroatische Unternehmen EcoMobile in einem gemeinsamen Projekt mit der Telekom eine smarte Müllabfuhr geschaffen: Sensoren in den Abfallbehältern liefern via NB-IoT den Empfängern am Heck des Müllwagens Informationen über den jeweiligen Haushalt, den beauftragten Dienst und den aktuellen Füllstand der Behälter. Praktischer Vorteil: So lassen sich Mülltonnen zeit- und kostensparend nach Bedarf anstatt nach starren Zeitplänen leeren.
Auch Smart-Parking-Lösungen hat die Telekom bereits auf den Weg gebracht. So wird die Stadtverwaltung in Hamburg mithilfe der NB-IoT-Technologie rund 11.000 öffentliche und private Parkplätze und Parkhäuser digitalisieren. Sensoren in den Parkplätzen kommunizieren in Echtzeit über eine App mit den Autofahrern, die so auf kürzestem Weg zum nächstgelegenen freien Platz gelotst werden und Zeit und Sprit sparen. Weitere deutsche Städte bereiten die Einführung von Smart Parking vor. Dort sollen Fahrer auch die Möglichkeit erhalten, Parkplätze für eine bestimmte Uhrzeit zu reservieren.
Innovationen in Kooperation
Mittlerweile haben mehr als 100 Entwickler im Telekom-Programm NB-IoT Prototyping Hub neue Lösungen aus Bereichen wie Smart Building und Smart Tracking ausgearbeitet – darunter auch EcoMobile mit ihrem Smart Waste Management. Zudem hat die Telekom erste Starterpakete für den Einstieg in die NB-IoT-Applikationsentwicklung auf den Markt gebracht, die Unternehmen bei der Vernetzung und dem Management von IoT-Geräten unterstützen sollen. Damit „liefern wir mittelständischen Unternehmen die Basis, um smarte IoT-Anwendungen für den Massenbetrieb zu schaffen“, sagt Hagen Rickmann, Geschäftsführer Geschäftskunden der Telekom Deutschland.