Interessante Bewerber erwarten Achtung
Von Alexander Walz, Conciliat GmbH
Wirklich gute Bewerber sind für die meisten offenen Stellen rar. Also müssen die Unternehmen um die Gunst der Top-Bewerber buhlen und sich bei ihnen als Top-Arbeitgeber profilieren. Das ist vielen Personalverantwortlichen nicht ausreichend klar. Entsprechend nachlässig gestalten sie oft den Einstellungsprozess. Mit der Konsequenz, dass sich so mancher Top-Kandidat für einen anderen Arbeitgeber entscheidet – aus vermeidbaren Gründen. Deshalb sind sieben Tipps, worauf Betriebe beim Gestalten des Einstellungsprozesses achten sollten.
Auf Augenhöhe kommunizieren
Top-Bewerber wechseln ihre Stelle nur, wenn sie von einem Unternehmen absolut überzeugt sind. Denn jeder Stellenwechsel birgt Risiken. Also sollten Betriebe alles vermeiden, was bei Bewerbern das Gefühl erzeugt, ein Bittsteller zu sein.
Das beginnt bereits bei der Frage, ob das Unternehmen den Vorstellungstermin vorschreibt oder ob es mit dem Kandidaten einen passenden Termin sucht. Wird der Bewerber wie ein Gast empfangen oder zunächst wie ein Gepäckstück im Vorzimmer geparkt? Und wie verläuft das Vorstellungsgespräch? Wie ein Verhör oder ein Gespräch auf Augenhöhe? Hat ein Bewerber das Gefühl, dass er nicht mit Respekt behandelt wird, schenkt er einem anderen Betrieb seine Sympathie.
Alexander Walz ist Geschäftsführer der Stuttgarter Personalberatung Conciliat GmbH.
Alexander Walz, Conciliat GmbH, Rotebühlplatz 1, 70178 Stuttgart, Tel.: 0711-224518-0, walz.alexander@conciliat.de, www.conciliat.de
Einstellungsprozess definieren
Top-Bewerber haben meist mehrere Eisen im Feuer. Also muss das Unternehmen die Mitbewerber ausstechen.
Hierfür muss der Einstellungsprozess so professionell gestaltet sein, dass beim Bewerber das Gefühl entsteht: „Diesem Betrieb kann ich vertrauen“. Das gelingt vielen Unternehmen nicht. Denn sie haben zwar ihre Prozesse im Vertrieb definiert, doch bei der Personalsuche agieren sie nach der Maxime „Irgendwie klappt das schon und auf zwei, drei Tage kommt es nicht an“. Die Folge: Die guten Bewerber sind von Kleinigkeiten irritiert. Also unterschreiben sie den Arbeitsvertrag, wenn er ihnen vorliegt, nicht. Zum Beispiel, weil sie Zweifel daran hegen, ob sie in dem Betrieb wirklich glücklich werden oder weil ein anderes Unternehmen schlicht schneller und professioneller war.
Wertschätzung signalisieren
Wenn ein Kandidat ein Unternehmen besucht, ist er dessen Gast. Also behandeln Sie ihn bitte auch so! Zum Beispiel, indem Sie dafür sorgen, dass im Vorstellungsgespräch auch mal der „Big Boss“ vorbeischaut – selbst wenn dies inhaltlich nicht nötig wäre. Und sagen Sie ab und zu ein paar lobende Worte, z.B. über die Ausbildung des Bewerbers oder über seine bisherige Tätigkeit. Das schafft eine angenehme Atmosphäre. Angebote wie „Sollen wir mal an Ihrem möglichen künftigen Arbeitsplatz vorbeischauen?“ werden ebenfalls meist begrüßt. Und auch folgende Frage schadet nie: „Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihren künftigen Arbeitgeber aus? Schließlich stehen einer so qualifizierten Arbeitskraft wie Ihnen viele Türen offen.“
Über Abläufe informieren
Fragt man Stellensucher nach dem Stand ihrer Bewerbungen, antworten sie oft: „Keine Ahnung.“ Zuweilen sind sie sogar unsicher, ob ihre Bewerbungsunterlagen überhaupt angekommen sind. Denn viele Betriebe versenden keine Eingangsbestätigungen mehr, in denen sie das Prozedere kurz erläutern. Das macht auf Bewerber keinen guten Eindruck.
Ähnlich ist es, wenn nach Bewerbungsgesprächen das weitere Vorgehen in der Schwebe bleibt. Warum nicht mit offenen Karten spielen und z.B. sagen: „Sie sind der erste von drei Bewerbern, die wir eingeladen haben. Haben Sie deshalb bitte ca. zwei Wochen Geduld, was unsere Entscheidung angeht. Denn der dritte Bewerber hat erst nächste Woche Zeit.“ Das schafft Vertrauen.
Versprechen einhalten
Oft begehen Unternehmen den folgenden Fauxpas: Die Fachabteilung sichert einem Bewerber zu, dass er in drei Tagen den Arbeitsvertrag erhält. Sie weiß aber nicht, dass der Zuständige in der Personalabteilung gerade auf einer mehrtägigen Schulung ist. Die Folge: Der Arbeitsvertrag trifft verspätet ein. Solche „Kleinigkeiten“ führen oft dazu, dass Bewerber sich umentscheiden. Denn werden Zusagen nicht eingehalten, fängt bei ihnen das Gedankenkarussell an zu kreisen: Spielt das Unternehmen mit gezinkten Karten? Bin ich nur zweite Wahl? Erhält der Bewerber zwischenzeitlich dann ein anderes attraktives Angebot, schlägt er zu.
Informieren Sie Bewerber also rechtzeitig über Verzögerungen. Und nennen Sie hierfür plausible Gründe. Denn meist haben die Verzögerungen ganz banale Ursachen. Diese kennt der Bewerber aber nicht. Also beginnt er zu spekulieren und hinterfragt im Extremfall seine Entscheidung.
Kosten erstatten
Viele Unternehmen erstatten Bewerbern die Kosten für Vorstellungsgespräche nicht mehr – obwohl sie in der Regel hierzu sogar gesetzlich verpflichtet wären (selbst wenn sie den neuen Mitarbeiter mithilfe eines Personalberaters suchen). Das macht auf Bewerber einen schlechten Eindruck, denn dann fragen sie sich zu Recht: Wie knausrig ist das Unternehmen sonst? Und wie genau nimmt es ansonsten seine rechtlichen Verpflichtungen als Arbeitgeber?
Beziehung pflegen
Bei Top-Positionen dauert der Auswahl- und Einstellungsprozess meist mehrere Monate. Da schadet es nichts, zwischenzeitlich mal zum Telefonhörer zu greifen und mit den heißen Kandidaten einen Plausch zu führen. Und was spricht dagegen, ihnen mit ein, zwei handschriftlichen Zeilen z.B. die neueste Ausgabe der Mitarbeiterzeitung zu senden? Auch das vermittelt ihnen das Gefühl: Ich werde als Person wahrgenommen und bin ein heißer Kandidat.