SDN-Services: Wo es zusätzliche Bandbreite on demand gibt

Cloud-Lösungen passen sich flexibel dem Bedarf der Nutzer an. Das gilt in Zukunft auch für Netz­werke. Dank Soft­ware-defined Net­working (SDN) und On-demand-Services können Nutzer ohne Um­stände Band­breite an­fordern und bereit­stellen lassen. Order und Kon­figuration funktio­nieren bequem über ein Online-Portal.

Trainingslager in der Cloud

Von Joachim Sinzig, Colt Technology Services

Mehr Speicherkapazität, mehr Rechenpower, mehr Software: Mit Cloud-Lösungen erweitern Unternehmen ihre IT-Infrastruktur schnell und können sie jederzeit an ihre aktuellen Anforderungen anpassen. Diese Flexibilität schätzen immer mehr IT-Verantwortliche. Der cloudbasierte Datenverkehr wird sich laut dem sechsten Cisco Global Cloud Index fast vervierfachen: Er steigt von 3,9 Zetabyte im Jahr 2015 auf 14,1 Zetabyte im Jahr 2020. Gründe für die Beliebtheit der Cloud sind neben der Skalierbarkeit die höhere Workload-Leistung (als Workload gilt hier ein integrierter Softwareverbund aus Anwendung, Middleware, Datenbank und Betriebssystem, der eine bestimmte Berechnungsaufgabe durchführt). Erstmals hat Cisco für seinen Index auch den Einfluss der Hyperscale-Rechenzentren quantifiziert und analysiert. Deren Anzahl wird von 259 im Jahr 2015 auf 485 im Jahr 2020 steigen. SDN (Software-defined Networks) und Network Functions Virtualization (NFV) werden den Analysten zufolge zu flacheren Rechenzentrumsarchitekturen beitragen und den Datenverkehr vereinheitlichen.

In den kommenden Jahren führen demnach voraussichtlich nahezu 60 % der globalen Hyperscale-Rechenzentren SDN/NFV-Lösungen ein. Bis 2020 laufen 44 % des über Rechenzentren abgewickelten Traffics über SDN/NFV-Plattformen. NFV und SDN sorgen im Verbund mit On-Demand-Diensten dafür, dass Netzwerke genauso flexibel erweitert werden können wie Cloud-Lösungen. Davon dürften in Zukunft alle Unternehmen profitieren, die auf die Cloud setzen – zum Beispiel hhpberlin, eines der führenden Brandschutzunternehmen in Europa.

Ethernet Hub and Spoke zu Azure

Das Unternehmen hat mittlerweile seine gesamte Organisationsstruktur in die Cloud verlagert und lässt auch hochkomplexe Brandsimulation nicht mehr im eigenen Rechenzentrum, sondern in der Azure-Cloud laufen. Die Ergebnisse der Berechnungen sind so detailliert und umfassend, dass eine 15-minütige Simulation vor dem Umzug bis zu fünf Wochen Entwicklungszeit in Anspruch nahm.

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Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserer Magazin­reihe „Rechen­zentren und Infra­struktur“. Einen Über­blick mit freien Down­load-Links zu sämt­lichen Einzel­heften bekommen Sie online im Presse­zentrum des MittelstandsWiki.

Der Zugriff auf die Cloud erfolgt aus Performance- und Sicherheitsgründen nicht über das öffentliche Internet, sondern über einen dedizierten Zugang. Für diese Art von Zugängen steht bei professionellen Anbietern eine Vielzahl von Konnektivitätsoptionen zur Verfügung, zum Beispiel Punkt-zu-Punkt-Ethernet, Hub-and-Spoke-Ethernet, IP VPN oder eine Managed-Router-Lösung für Punkt-zu-Punkt-Verbindungen. Das Brandschutzunternehmen entschied sich für eine Ethernet-Hub-and-Spoke-Lösung mit Managed Layer 3 CPE. Der Hauptstandort wurde mit einem vorhandenen Hub mit doppelter Hauszuführung ausgestattet. Zusätzlich wurden zwei dedizierte Zugriffe mit je 200 MBit/s Bandbreite zu Microsoft Azure in Amsterdam geschaltet. Die Azure-Regionen sind bekanntlich, anders als die Amazon-Regionen, miteinander verbunden. Das Brandschutzunternehmen kann damit auf alle Azure-Regionen in der Welt von einem einzigen PoP zugreifen. Die beiden deutschen Regionen bilden dabei eine Ausnahme. Sie sind miteinander verbunden, aber vom übrigen Azure isoliert.

Steigt in Zukunft bei hhpberlin der Bedarf an Bandbreite, lassen sich SDN-basierte On-demand-Cloud-Verbindungen je nach Bedarf flexibel über ein Online-Portal hinauf- und herunterskalieren. Der Nutzer definiert dann einfach zwei Endpunkte, reserviert die dazugehörigen Ports und gibt diese frei. Neben dem Land, der Stadt und dem Standort kann man auch die zugehörige Verkabelung wählen. Um einen Cloud-Port anzulegen, reserviert man einen Port und fügt ihn dem Konto hinzu. Sobald man zwei oder mehr Ports bereitgestellt hat, kann man sie in Minutenschnelle verbinden und dabei die VLAN-Konfiguration, die Bandbreite und das Preismodell auswählen. Damit umgehen Unternehmen die bisher meist langwierigen Bereitstellungsprozesse. Die SDN-Platform setzt die Konfiguration direkt über die OSS-Management-Plattform im Netzwerk um. Das Kundenportal gibt Nutzern volle Kontrolle über ihr Netzwerk und die Fähigkeit, Bandbreiten schnell und flexibel zu erhöhen oder zu verringern.

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Colt On Demand Services schaffen flexible, skalierbare Connectivity-Lösungen zur Verbindung von Rechenzentren, Cloud-Providern und Bürogebäuden. (Bild: Colt Technology Services)

Die On-Demand-Flexibilität betrifft auch die Preise. Kunden haben die Wahl: Entweder sie bezahlen wie gewohnt feste Preise für längerfristige Verträge oder sie zahlen nur für die Zeit, in der sie bestimmte Bandbreite benötigen. Idealerweise lassen sich all diese Funktionen nicht nur über ein On-Demand-Portal nutzen, sondern stehen auch als API zur Verfügung, damit man die Netzwerkkontrolle in eigene Anwendungen implementieren kann.

Einer der größten Vorteile des Wechsels von der lokalen Lösung hin zu Azure und zum dedizierten Zugang ist für das Brandschutzunternehmen die Möglichkeit, beliebig viele virtuelle Einsätze gleichzeitig laufen zu lassen. Die zusätzliche Rechenkraft macht die Simulationen auch besser. Und in Zukunft wären hier weitere Anwendungsbeispiele denkbar. Mit Azure Machine Learning könnte man mehrere Simulationen vergleichen und so erkennen, ob es Engpässe gibt und ob man Angebote weiter verbessern kann. Dank SDN und On-Demand Services lässt sich die dafür benötigte Bandbreite schnell und problemlos anfordern. Und wer weiß: Vielleicht sind in Zukunft nicht nur die Netzwerke virtualisiert, sondern auch die Brandsimulationen. Mit einer Augmented-Reality-Brille könnten Anwender das virtuelle Feuer in 3D direkt „vor Ort“ erleben.

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Dr. Joachim Sinzig ist Vice President Portfolio Management bei Colt Technology Services. Das Unternehmen mit eigenem Netz (Colt IQ Network) ist Spezialist für IT-Netzwerk- und Voice-Dienst­leistungen sowie Innovationsführer beim Thema Software-defined Networking (SDN) und Network Functions Virtualization (NFV).


Colt Technology Services GmbH, Gervinusstraße 18–22, 60322 Frankfurt am Main, Tel.: 069-56606-0, Kontaktformular, www.colt.net/de

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