Social Forecasting

Die Crowd macht die besten Vorhersagen

Von Aleksandar Ivanov, CrowdWorx

Mitarbeiterwissen wird häufig als ungenutzte Ressource, als „nicht gehobener Schatz“ umschrieben. Um an dieses Wissen heranzukommen, nutzen Unternehmen verschiedenste Wege: Wissensmanagement-Tools, Blogs, Foren, Wikis, Knowledge Spaces oder Content-Management-Systeme. Ein relativ neuer Weg, um Wissen und Erfahrungen der Mitarbeiter stärker in den Mittelpunkt zu rücken und verwertbar zu machen, heißt Social Forecasting.

Bei diesem Ansatz nutzen Entscheider die kollektive Intelligenz der Mitarbeiter-Crowd, um das wahrscheinlichste Eintrittsszenario für Fragestellungen mit ungewissem Ausgang zu bestimmen.

Mitarbeiter als Seismographen

Social Forecasting fußt auf der Grundidee, dass Mitarbeiter aufgrund ihrer Doppelrolle als Betriebsangehörige und als Konsumenten am besten in der Lage sind, Führungskräfte bei der Einschätzung ungewisser, zukunftsbezogener Fragestellungen zu unterstützen. Über ein Punktesystem und Incentives (z.B. Ranglisten, Sachpreise), die in Social Forecasting integriert sind, werden die Teilnehmer motiviert, möglichst exakte Vorhersagen zu liefern.

Crowdsourcing bei Henkel

Eine der Firmen, die Social Forecasting bereits praktisch einsetzt, ist der Konsumgüterhersteller Henkel. Die Düsseldorfer nutzen Social Forecasting, um Absatzprognosen für Produkte zu erstellen, da die Leistung herkömmlicher Prognoseinstrumente nicht zufriedenstellend ausfiel oder die Kosten zu hoch waren. Wie geht Henkel dabei konkret vor?

Am Anfang steht eine Frage, die einen Entscheider im Unternehmen umtreibt. Beispielsweise könnte ein Manager eine geeignete Gruppe von Mitarbeitern danach befragen, wie sie die Absatzchancen eines neuen Waschmittels im Markt X bewerten. Die Mitarbeiter haben nun mehrere Tage Zeit (in der Regel maximal eine Woche), über ein ins Intranet integriertes Social-Forecasting-Portal ihre Antwort mitzuteilen. Danach wird der Markt geschlossen und der Fragesteller kann das Endergebnis über das Portal abrufen. Im Gegensatz zu anderen Enterprise-2.0-Tools liefert Social Forecasting dabei einen konkreten Zahlenwert, z.B. eine wahrscheinliche Flopquote in Prozent.

Mitarbeiter als zentrale Komponente

Wesentlich für den Erfolg von Social Forecasting ist die Leistung der Mitarbeiter, das heißt, je genauer die individuellen Prognosen sind, desto genauer fällt die kollektive Gesamtprognose aus. Ein in die Software integriertes Punktesystem sorgt darum dafür, dass die Einschätzungen der Mitarbeiter auf einem hohen Niveau bleiben. Je näher der Tipp eines Teilnehmers am tatsächlichen Endergebnis liegt, desto höher fällt die Belohnung aus. Die zehn besten Schätzer eines Unternehmens werden in einer Rangliste dargestellt und über das Intranet bekannt gemacht. Darüber hinaus können auch kleine Sachpreise für die besten Teilnehmer eines Monats ausgelobt werden.

Einsatzgebiete für Social Forecasting

Mit Social Forecasting kann ein breites Spektrum an Anwendungsbereichen abgedeckt werden. Die häufigsten Anwendungen umfassen

  • Absatzprognosen für Produkte und Dienstleistungen,
  • Marktprognosen für Neuprodukte, für die noch keine historischen Daten vorliegen,
  • Einschätzungen von Risikoparametern,
  • Bewertungen von Innovationsideen sowie
  • Prognosen des Verhaltens von Wettbewerbern (Competitive Intelligence).

Experten im Hintertreffen

Die Kombination aus Börsenprinzip und Anreizen scheint zu funktionieren: Sowohl in empirischen Tests als auch in akademischen Studien schlägt Social Forecasting regelmäßig herkömmliche Marktforschungsinstrumente. Um die Prognosemächtigkeit der Masse im Vorfeld zu testen, ließ Henkel 150 Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen gegen 15 Experten antreten, um den Absatz neuer und bestehender Produkte vorherzusagen. Das verblüffende Ergebnis: Die Prognose der Mitarbeiter fiel um 20 % genauer aus.

Motivationsschub durch Mitsprache

Eine andere Perspektive zeigt sich, wenn man Social Forecasting aus Sicht der Mitarbeiter betrachtet. Das Instrument gibt den Arbeitern und Angestellten eine Möglichkeit, bei wichtigen Unternehmensentscheidungen mitzuwirken, ihre Stimme geltend zu machen. Es tut Menschen gut, um Rat gefragt zu werden und direkt antworten zu können. Dies ist für viele Mitarbeiter eine neue und befriedigende Erfahrung, die sich positiv auf die Motivation und die Identifizierung mit dem Arbeitgeber auswirkt sowie die Bildung einer partizipativen Betriebskultur fördert.

Fazit: Hohe Prognosegüte bei geringeren Kosten

Schwarmintelligenz ist fester Bestandteil von Enterprise 2.0. Mit Social Forecasting können Unternehmen die kollektive Intelligenz der Mitarbeiter praktisch nutzen, um robuste Voraussagen über zukünftige Entwicklungen zu treffen. Auf dieser Basis können Entscheider auf Veränderungen schnell reagieren und die nötigen Schlüsse ziehen.

Nützliche Links

Auf www.crowdworx.com findet sich im Download-Bereich eine Vielzahl von Fallstudien, Whitepapers sowie wissenschaftlicher Untersuchungen zum Thema Social Forecasting und Prognosemärkte.